Debatten im Landtag vom 11. Juli 2018

Digitalisierung in der Bildung: Umsetzung ist strittig

Stuttgart. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) warnte davor, Digitalisierung zum Mantra zu machen.  „Wischen ist keine Pädagogik“, sagte sie am Mittwoch in der Debatte über eine Große Anfrage der Grünen im Landtag. Sie stimmte den übrigen Fraktionen zu, dass die Medienbildung wichtig sei, das sei aber auch der ganzheitliche Ansatz. „Programmieren in der Grundschule halte ich […]

Stuttgart. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) warnte davor, Digitalisierung zum Mantra zu machen.  „Wischen ist keine Pädagogik“, sagte sie am Mittwoch in der Debatte über eine Große Anfrage der Grünen im Landtag. Sie stimmte den übrigen Fraktionen zu, dass die Medienbildung wichtig sei, das sei aber auch der ganzheitliche Ansatz. „Programmieren in der Grundschule halte ich für falsch. Lesen, Schreiben und Rechnen sind wichtiger“, sagte sie in Bezug auf die Grundschulen.
Eisenmann räumte ein, dass die Schulausstattung im Bereich der Digitalisierung und schnelles Internet hinfällig sei. Gleichzeitig machte sie darauf aufmerksam, dass die Landesregierung eine Milliarde in den Breitbandausbau stecke.
Für Sandra Boser, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, bietet die Digitalisierung große Chancen. Daher müsse man gerade bei Kindern und Jugendlichen den Umgang mit digitalen Medien behutsam begleiten, sagte sie. „Digitalisierung an Schulen hat für uns dabei drei Schwerpunkte, die gleichzeitig auch Ziel sein sollten“: Die Medienbildung über alle Schularten hinweg; die Vermittlung von informationstechnischen Grundlagen und erste Kenntnisse im Bereich Informatik; der praktische Umgang mit digitalen Medien. „Für das Verständnis von digitalen Medien ist es wichtig, dass nicht nur der Umgang, sondern auch die Funktionsweisen gekannt werden“, sagte Boser. Ferner könne die digitale Bildung in der Erwachsenen- und Weiterbildung, Arbeitnehmer auf Jobs der Zukunft vorbereiten.
Raimund Haser (CDU) spricht sich dafür aus, die Digitalisierung zu nutzen, um Schulen effizienter zu machen und Ressourcen zu steuern. „Es geht nicht darum etwas zu ersetzen“, sagte er. Ein Tablet würde keinen Lehrer und auch keine Literatur ersetzen.
Stefan Fulst-Blei (SPD) forderte, dass das Land die Streichung von 1000 Lehrerstellen zurücknimmt und Voraussetzungen dafür schafft, dass Lehrer digitalen Unterricht praktizieren können. „Man muss in Köpfe und Infrastruktur investieren“, sagte er. Fulst-Blei verlangt von der Landesregierung 500 Millionen für die Schulsanierung und 100 Millionen für die digitale Ausstattung bereit zu stellen. Außerdem müsse das Landesmedienzentrum finanziell aufgestockt werden.
Timm Kern (FDP) warf der Landesregierung vor, sie kenne sich nicht mit den praktischen Problemen der Schulen vor Ort aus. „Lehrer kämpfen tagtäglich mit dem Urheberrecht. Schulen fehlt es an Hard- und Software“, sagte er und forderte ein „eigenständiges Digitalisierungsministerium, damit sich einer der Zukunftsaufgabe verschreibt“.
Rainer Balzer (AfD) sprach sich dafür aus, es den Schulen selbst zu überlassen, ob sie digitale Medien nutzen möchten oder nicht. „Ich vermisse ganz deutlich ein Bewusstsein für die Grenzen der staatlichen Zuständigkeit“, sagte er.  

Quelle/Autor: Ayse Derre

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11. Juli 2018