Debatten im Landtag vom 20. und 21. Februar 2019

Grün-Schwarz bleibt beim Fahrplan für Ethik-Unterricht

Stuttgart. Die Landesregierung bleibt bei ihrem Fahrplan zur vollständigen Einführung des Ethik-Unterrichts an den allgemein bildenden Schulen. Die Einführung werde im Stufenplan umgesetzt, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Mittwoch im Landtag. Knapp die Hälfte der Haupt- und Werkrealschüler im Südwesten würden nicht mehr den Religionsunterricht besuchen, in der Gemeinschaftsschule seien es 35 Prozent und […]

Stuttgart. Die Landesregierung bleibt bei ihrem Fahrplan zur vollständigen Einführung des Ethik-Unterrichts an den allgemein bildenden Schulen. Die Einführung werde im Stufenplan umgesetzt, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Mittwoch im Landtag.
Knapp die Hälfte der Haupt- und Werkrealschüler im Südwesten würden nicht mehr den Religionsunterricht besuchen, in der Gemeinschaftsschule seien es 35 Prozent und in den Gymnasien 25 Prozent, berichtete die Ministerin. Grün-Schwarz nehme den Ethik-Unterricht ernst, es müsse aber erst mit der Ausbildung für entsprechende Lehrer an Grundschüler begonnen werden.
Die SPD hatte in einem Antrag vom März 2017 gefordert, den Ausbau des Ethikunterrichts ab Klasse I der Grundschule und in allen allgemeinbildenden Schulen umgehend zu forcieren und entsprechende Mittel im nächsten Doppelhaushalt zu hinterlegen. Grüne, CDU und AfD stimmten dagegen, für den SPD-Antrag votierte die FDP.

SPD kritisiert verspätete Einführung des Ethikunterrichts

Daniel Born (SPD) warf der Landesregierung vor, beim Ethik-Unterricht zurückzuzucken. Dieser müsse aber zum Wohle der Schüler „in und für Baden-Württemberg“ sichergestellt werden. Jeder vierte Schüler ab Klasse 8 bzw. Klasse 7 besuche derzeit diesen Unterricht, der lange genug ein Schattendasein geführt habe. Born kritisierte, dass der im Koalitionsvertrag von Grünen und CDU vereinbarte stufenweise Ausbau des Unterrichts um zwei Jahre verspätet sein. Nun werde auch „ein kompletter Grundschul-Jahrgang“ nach hinten verschoben.
Auch den Grünen sei der Ethik-Unterricht „sehr wichtig“ und eine gleichrangige Alternative zum Religionsunterricht, stellte Andrea Bogner-Unden (Grüne) fest. Angesichts steigender Kirchenaustritte und religiöser Vielfalt sei das Fach Ethik notwendig, um den Schülern „wertorientierte Persönlichkeitsbildung“ anzubieten. Die schrittweise Einführung sehe den Unterricht in Klasse 7 im Schuljahr 2019/20, in Klasse 6 (2020/21) und in Klasse 5 (2021/22) vor. Grün-Schwarz habe bereits 71 Deputate dafür im Haushaltsplan eingestellt.

CDU: Man könne aus der Kirche, aber nicht aus den Werten austreten

Auch wenn immer weniger Schüler den Religionsunterricht besuchen, dürfe keine Orientierungslosigkeit entstehen, mahnte Sylvia Felder (CDU). Man könne zwar aus der Kirche austreten, nicht aber aus den Werten. Eine Vermittlung des Menschenbildes sei nötig, gerade wenn man „Tag für Tag sehe, wie das Recht des Stärkeren greift“.  Die CDU-Fraktion sei für die Einführung Schritt für Schritt, pro Klassenstufe benötige man dafür 1650 Lehrer. Bis 2021 liege auch der Lehrplan Ethik für die Grundschule vor.
Stefan Räpple (AfD) griff in seinem Beitrag die Grünen an, die hauptsächlich „aus Atheisten“ bestünden und die „Deutschland abschaffen“ wollten. Das Schulsystem im Lande habe „mehr Reformbedarf“ als der Ethik-Unterricht. Der CDU-Abgeordneten Felder warf Räpple vor, mit ihrer Aussage, man könne „bedauerlicherweise aus der Kirche austreten“, die im Grundgesetz festgeschriebene Religionsfreiheit nicht zu akzeptieren.
Jürgen Keck (FDP) bedauerte das Fehlen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf der Regierungsbank. Als ausgebildeter Ethiklehrer sei er ein „echter Verlust“ für den Ethik-Unterricht im Lande. Keck warf den Grünen vor, wegen „anderer politischer Schwerpunkte“ den Ethik-Ausbau sieben Jahre lang verschleppt zu haben. „Die Gemeinschaftsschule bindet Mittel“, sagte der Liberale. Die FDP wolle, das Ethik- und Islamunterricht neben Religionsunterricht an allen Schulen angeboten werden.

Quelle/Autor: Wolf Günthner

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