Debatten im Landtag vom 7. und 8. November 2018

Landtag sieht in Künstlicher Intelligenz Zukunftstechnologie

Stuttgart. Vertreter aller Fraktionen haben die Bedeutung der künstlichen Intelligenz (KI) als Zukunftstechnologie hervorgehoben. Die CDU-Fraktion hatte die aktuelle Debatte beantragt. Bereits am Dienstag hatte sich das Kabinett mit dem Thema befasst. In die Entwicklung von KI soll künftig mehr Geld fließen. Computer, die dazulernen und selbst Probleme lösen können – damit beschäftigt sich die […]

Stuttgart. Vertreter aller Fraktionen haben die Bedeutung der künstlichen Intelligenz (KI) als Zukunftstechnologie hervorgehoben. Die CDU-Fraktion hatte die aktuelle Debatte beantragt. Bereits am Dienstag hatte sich das Kabinett mit dem Thema befasst. In die Entwicklung von KI soll künftig mehr Geld fließen.

Computer, die dazulernen und selbst Probleme lösen können – damit beschäftigt sich die künstliche Intelligenz. Solche  Rechner werden beispielsweise beim autonomen Fahren gebraucht, wenn intelligente Autos immer neue Situationen kennenlernen und speichern müssen. Roboter könnten als Haushaltshilfen arbeiten oder Krankheiten im menschlichen Körper diagnostizieren und bekämpfen.

Die Landesregierung will Baden-Württemberg zum Vorreiter für künstliche Intelligenz machen. „Nur wenn wir bei dieser Schlüsseltechnologie weltweit vorne mitspielen, kann es uns gelingen, Baden-Württemberg auch in zehn oder zwanzig Jahren als weltweit führenden Industriestandort zu erhalten“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach der Kabinettssitzung am Dienstag.
Grün-Schwarz will deshalb im Nachtragshaushalt weitere Mittel für diesen Bereich bereitstellen. So sollen rund 20 Millionen Euro in wirtschaftsnahe Forschungsprogramme fließen. Außerdem stellt das Land bis zu 100 Millionen Euro als Kofinanzierung von Projekten im Rahmen der Bundesstrategie zur künstlichen Intelligenz in Aussicht. Diese Strategie soll bis Anfang Dezember vorgestellt werden.

Reinhart: Jeder Stillstand bedeutet Rückschritt

Das Land müsse investieren, um vorne dabei zu bleiben, machte Wolfgang Reinhart in der Landtagsdebatte am Mittwoch für die CDU deutlich. Und er wies darauf hin: „In diesem hochdynamischen Bereich bedeutet jeder Stillstand Rückschritt“.
Derzeit investieren die USA und Asien besonders stark in den Bereich KI. Baden-Württemberg will mit dem 2016 gegründeten „Cyber Valley“, einem Forschungsverbund aus verschiedenen Partner im Raum Stuttgart – dazu gehören die Universitäten Stuttgart und Tübingen, die Max-Planck-Gesellschaft sowie Stiftungen und Wirtschaftspartner – einen Spitzenplatz behaupten. In diesen Bereich wurden bereits 165 Millionen Euro investiert.  Nach Angaben von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gehe es auch darum, die besten Forscher zum Thema Künstliche Intelligenz anzuziehen.
Nach Angaben von Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut (CDU) wird KI in den kommenden Jahren der wesentliche Wachstumstreiber für die Wirtschaft sein, sowohl durch neue KI-Produkte als auch die Aufwertung bestehender Produkte durch KI. Bis zum Jahr 2030 solle KI mit 12,8 Billionen Euro zur weltweiten Wirtschaftsleistung beitragen. „Daran müssen wir stark partizipieren", so die Ministerin.

Engere Zusammenarbeit zwischen Forschung, Unternehmen und Investoren

Dazu müsse das Zusammenspiel zwischen Forschung, Unternehmen und Investoren enger werden, machte Hoffmeister-Kraut deutlich. Bei der Forschung verfüge das Land über gute Voraussetzungen, doch „wir schaffen es nicht, schnell Produkte auf den Markt zu bringen“, so die Wirtschaftsministerin. Mit den Förderprogrammen, die sie nun auflegen will, soll der Brückenschlag gelingen. Klar sei auch, dass das Land KI nicht alleine vorantreiben könne, sondern dieses im europäischen Rahmen geschehen müsse. Bauer betonte, dass derzeit an einem internationalen Netzwerk gearbeitet werde, um die die wichtigsten KI-Zentren in Europa, aber auch darüber hinaus, zusammenzubringen. Europa müsse einen eigenen Weg neben China und den USA gehen. 
Andreas Schwarz (Grüne) erinnerte daran, dass bei aller Begeisterung für KI der Mensch und nicht die Maschine im Mittelpunkt stehen müsse. Auch Carola Wolle (AfD) bezeichnete die Gelder für KI im Nachtragshaushalt als gut angelegtes Geld. Sie wies ebenso wie Boris Weirauch (SPD) und Gabriele Reich-Gutjahr (FDP) zugleich darauf hin, dass das Land bei KI gegenüber der Konkurrenz noch enormen Nachholbedarf habe. Weihrauch forderte zudem, dass das Thema KI von einer Stelle in der Regierung verantwortet werden solle – derzeit sind drei Ministerien daran beteiligt.

Entscheidungen nicht Maschinen überlassen

Wolle forderte, dass wesentliche Entscheidungen auch künftig nicht Maschinen überlassen werden dürften. Auch hinterfragte sie, ob es wirklich der richtige Weg sei, künftig Roboter in der Pflege von Menschen einzusetzen. Sie forderte, dass Roboter grundsätzlich getrennt von Menschen arbeiten sollten.
Weirauch machte klar, dass bei aller Begeisterung für den Fortschritt nicht vergessen werden dürfe, dass nicht alles was technisch möglich sei „auch mit unseren Werten vereinbar ist". Als Beispiel nannte er ein Tool, das ein globales Unternehmen für Bewerbungen entwickelt hatte. Die Maschine hatte Männer gegenüber Frauen bevorzugt.  „Wir dürfen uns nicht auf Entscheidungen von KI verlassen", sagte Weirauch.
Reich-Gutjahr wies darauf hin, dass der Anteil der hiesigen Wirtschaft am Markt für KI bisher marginal ist. Als Gründe nannte sie eine unzureichende Versorgung mit schnellen Datennetzen, aus ihrer Sicht fehlgehende Regeln beim Datenschutz und die Angst vor Disruption, also die Sorge, dass bestehende Märkte oder Geschäftsmodelle abgelöst werden könnten.

Quelle/Autor: schl

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7. und 8. November 2018