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Interview: Wie E-Autos Feuerwehren vor Herausforderungen stellen

Neben immer mehr Unwettern stellen auch in Brand geratene Elektroautos Feuerwehren vor Herausforderungen. Im Interview spricht der Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf über Herausforderungen für Feuerwehren im Hinblick auf Elektroautos.

Foto: dpa | Christoph Soeder)

STUTTGART. Im Interview spricht der Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf über Herausforderungen für Feuerwehren im Hinblick auf Elektroautos.

Staatsanzeiger: Neben immer mehr Unwettern stellen auch in Brand geratene Elektroautos Feuerwehren vor Herausforderungen. Die Einsätze sind kräfte- und zeitbindend. Wie soll das werden, wenn immer mehr solcher Fahrzeuge auf den Straßen sind?

Thomas Egelhaaf: Jede technische Entwicklung führt dazu, dass Feuerwehren sich bestmöglich auf neue Einsatzsituationen einstellen müssen. Zu den Elektroautos gibt es inzwischen viele Forschungsergebnisse und Erfahrungswerte bei den Feuerwehren selbst, weil einfach der Anteil der Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr permanent zunimmt. Letztendlich können Feuerwehren Elektrofahrzeuge löschen, wie jedes anderes Fahrzeug auch. Die Schwierigkeit ist, dass sehr viel Wasser benötigt wird, um die in Brand geratene Batterien der Elektrofahrzeuge zu löschen. Das ist gerade auf Autobahnen schwierig. Und eine zweite Problematik: Wenn ein konventionelles Fahrzeug gelöscht wird, dann ist das Feuer auch tatsächlich aus. Ist ein Elektrofahrzeug gelöscht, ist noch Energie in der Batterie, da kann es später zu einer neuen Entzündung kommen. Da braucht es mehr Sorgfalt, mehr Zeit.

Braucht es für den Umgang mit E-Autos mehr Fortbildung und Ausrüstung?

Da gibt es entsprechende Schulungsmaßnahmen für Führungskräfte. Das ist mittlerweile ein Standardbaustein in der Führungskräfteausbildung, den Umgang mit verunfallten oder in Brand geratenen Elektrofahrzeugen zu trainieren, das Vorgehen abzustimmen.

Ausbildung ist das eine, es braucht auch Ausrüstung. Oft hilft es nur noch, das Fahrzeug komplett in einer mit Wasser gefüllten Mulde zu verfrachten.

Das ist ein Verfahren, das als letztmögliches Mittel angewandt werden kann. Seitens der Automobilhersteller, die natürlich auch ein Interesse daran haben, dass ihre Fahrzeuge sehr sicher sind und sicher betrieben werden können, aber auch seitens der Forschungseinrichtungen, wird das Versenken von Fahrzeugen nicht als gängiges Verfahren gesehen. Sie setzen auf den Einsatz von Wasser und das Ablöschen vor Ort.

Bleiben wir beim Thema Aus -und Weiterbildung: An der Landesfeuerwehrschule gab es trotz Ausbau schon Engpässe bei Lehrgängen, als Sie dort noch Leiter waren. Durch die Corona-Pandemie hat sich noch mehr angestaut. Wie soll der Stau nun aufgelöst werden?

Also zum einen wird die Landesfeuerwehrschule ab 2022 die Kapazitäten deutlich erhöhen. Es gibt konkrete Pläne, die Schule auszubauen, sodass 25 Prozent mehr Lehrgansteilnehmende pro Jahr ausgebildet werden können. Das ist die Zahl, die in der Projektgruppe Bedarf ermittelt wurde. Im Vorgriff auf diesen Ausbau wird die Landesfeuerwehrschule schon jetzt durch spezielle Schulungskonzepte auch in Form von E-Learning-Verfahren ab 2022 die Ausbildungskapazität erhöhen. So kann bedarfsgerecht ausgebildet werden und die Rückstände, die pandemiebedingt aufgebaut wurden, abgearbeitet werden. Wobei man auch berücksichtigen muss, dass nicht jeder Lehrgangswunsch auch ein Lehrgangsbedarf ist. Es geht ja darum, Feuerwehrleute in Funktionen auszubilden, die sie dann später in ihrer Kommune auch tatsächlich übernehmen.

Bei vielen Wehren finden seit über einem Jahr, wenn überhaupt, dann nur sehr eingeschränkt Übungsdienste statt. Sehen Sie die Einsatzfähigkeit noch überall gewährleistet?

Sorge habe ich keine. Ich habe in vielen Gesprächen aber sehr wohl wahrgenommen, dass durch das Aussetzen von Ausbildungs- und Übungsdiensten die Routine und das Training teilweise fehlt. Durch Übungen in Kleingruppen konnte aber zumindest das durchgeführt werden, was zwingend zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft notwendig ist. Seit einiger Zeit laufen aber die Übungen wieder, durch zusätzliche Übungsprogramme konnten Rückstände aufgeholt werden. Ich denke die Feuerwehren haben mittlerweile den gleichen Leistungsstand, wie sie ihn vor der Pandemie hatten. Das sehr hohe Leistungsniveau, das wir bei den Feuerwehren in Baden-Württemberg haben, ist nach wie vor vollumfänglich gegeben und auch die Anzahl der Einsatzkräfte steht in vollem Umfang zur Verfügung.

Fakt ist, dass Feuerwehrleuten, gerade denen mit wenig Erfahrung, die Übung fehlt. Auch für Neuanwärter war es schwierig. Kann man das überhaupt aufholen?

Das war sicherlich die Herausforderung, gerade bei den Einsatzabteilungen mit denjenigen, die neu dazukommen. Sie haben weder einen kameradschaftlichen Zusammenhalt erleben dürfen, noch kameradschaftliche Veranstaltungen, der Übungsdienst auf ein Minimum reduziert – da war der Einstieg bei der Feuerwehr sehr holprig und schwierig.

Hat sich das auf die Zahl der Feuerwehrangehörigen ausgewirkt?

Die Jahresstatistik für 2020, die gerade aktuell erstellt wurde, zeigt, dass wir keinen Rückgang an Feuerwehrangehörigen haben. Konkrete Auswirkungen wird man sicherlich aber erst in ein bis zwei Jahren sehen können. Aber die Ausbildung und Übungsdienste laufen ja wieder und auch die digitalen Angebote wurden pandemiebedingt stark und schnell ausgebaut.

Jennifer Reich

Redakteurin Politik und Verwaltung

0711 66601-183

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