Wegen des demografischen Wandels und der Digitalisierung müssen Verwaltungen künftig viel Mühen investieren, um Fachkräfte anzuwerben. Foto: dpa/imageBROKER
STUTTGART/BERLIN. In einer aktuellen Studie haben der Innovators Club im Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie die Unternehmensberatung Publecon analysiert, wie sich der demografische Wandel auf die Personalsituation in deutschen Rathäusern auswirkt und was die Verantwortlichen dagegen tun.
Zunächst die gute Nachricht: Die Personalverantwortlichen in den Rathäusern haben den Kampf um Fachkräfte aufgenommen. Eine gemeinsame Studie vom Innovators Club des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DSTGB) sowie der Berliner Unternehmensberatung Publecon zum Thema demografischer Wandel zeigt, dass immer mehr Kommunen Maßnahmen ergreifen, um dem Wandel in ihren Verwaltungen zu begegnen.
Indes, und das ist die schlechte Nachricht, schätzen sie die Herausforderungen, die der sich immer stärker abzeichnende Fachkräftemangel mit sich bringt, mittlerweile als deutlich gravierender ein als noch im Jahr 2012.
Für die Studie wurde die aktuelle Situation in bundesweit fast 500 Rathäusern analysiert und mit einer ersten Befragung aus dem Jahr 2012 verglichen. In der Online-Befragung zum demografischen Wandel erklärten in der Neuauflage lediglich knapp sieben Prozent der befragten Kommunen, noch keine Schritte ergriffen zu haben. Vor sieben Jahren war das noch bei fast jeder dritten Kommune der Fall.
In der aktuellen Version wurden die Themen Personalgewinnung mit 38,2 Prozent und Personalentwicklung mit 18,4 Prozent als wichtigste Herausforderungen in der kommunalen Personalarbeit gesehen. Längst, so heißt es, bildet jede dritte Stadt oder Gemeinde über Bedarf aus. Vor allem innerorganisatorisch seien Maßnahmen verstärkt umgesetzt worden, um für Bewerber attraktiv zu sein.
Das Spektrum reicht vom Gesundheitsmanagement über Flexibilisierungen bis hin zur Telearbeit. Neben einer flexibleren Arbeitszeit haben auch Angebote wie Aus- und Weiterbildung, Vorgesetzten-Mitarbeiter-Gespräche und eine leistungsorientierte Entlohnung eine wachsende Bedeutung.
Die meisten Befragten nennen als wichtigsten strategischen Faktor, dass sich eine Kommune als attraktiver Arbeitgeber präsentieren müsse. Dazu gibt der systemische Marken- und Organisationsberater Frank Beck in seinem Expertenbeitrag zur Studie zu bedenken, dass es hier nicht darum gehen darf, „eine Imageblase aufzupumpen“. Vielmehr müsste sich eine Kommune, basierend auf ihrer Identität, als glaubwürdiger Arbeitgeber positionieren. Und diese Herausforderung bestehe aus vielen kleinen, gleichwohl schnellen Schritten, bei denen die eigenen Mitarbeiter als Markenbotschafter fungierten.
Zu den Ansatzpunkten für eine bessere Position im Wettbewerb um Fachkräfte gehörten zudem das E-Government, die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen sowie das Schließen von vorhandenen Lücken bei der digitalen Infrastruktur.
Die Anforderungen an das Personalmanagement und die Mitarbeitergewinnung stiegen deutlich. So schreibt Experte Thomas Helmke, der bei Publecon mit Alexandra Kühte die Studie verantwortet, dass „vor allem bei IT-Fachkräften, Absolventen von Ingenieurstudiengängen, Erziehern, Technikern sowie Meistern in technischen Berufen“ ein Rückgang bei den Bewerberzahlen beklagt werde. Und: Es wird befürchtet, dass dieser in Zukunft weiter zunehme.
Zumal DSTGB-Pressesprecher Alexander Handschuh in seinem Gastbeitrag prognostiziert, dass der Megatrend Digitalisierung, „das Verständnis, die Rolle und auch die Personalstruktur in den Verwaltungen massiv verändern“ werde.
Hier sieht Handschuh denn auch die größte unter den Herausforderungen, die Kommunen bewältigen müssten, um als attraktiver Standort und Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
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