Bauen im Land

Wärmepumpen auch im Altbau einsetzbar

In der Politik gilt die Wärmepumpe als optimale Lösung, um die Klimabilanz im Gebäudesektor zu verbessern. Ob diese sich auch für Altbauten eignen, ist jedoch umstritten. Zwei Studien haben nun die grundsätzliche Eignung bestätigt.

Altbau und Wärmepumpe passen in vielen Fällen zusammen, haben Wissenschaftler der Fraunhofer-Gesellschaft ermittelt.

STIEBEL ELTRON)

STUTTGART. Die Aussage, die Forscher des Freiburger Fraunhofer- Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) getroffen haben, ist eindeutig: Auch in Bestandsgebäuden funktionieren die Wärmeerzeuger zuverlässig und sind ökologisch vorteilhaft. Die Wissenschaftler stützen diese Aussage auf die Untersuchung von 56 Gebäuden mit Wärmepumpen im Rahmen des Forschungsprojekts „WPsmart im Bestand“.

Kohlendioxid-Emissionen drastisch gesenkt

Die 2020 erschienene Studie schloss eine Lücke. Denn vorher lagen keine systematisch ermittelten Erkenntnisse vor, ob Wärmepumpen in alten Gebäuden ausreichend Wärme liefern und gleichzeitig Kohlendioxid-Emissionen einsparen. Beides hat die Fraunhofer-Untersuchung klar bestätigt. Die Wärmepumpen haben demnach zuverlässig die gewünschte Heizleistung geliefert und es habe kaum Betriebsstörungen gegeben.

Und die Wärmepumpen tragen signifikant zur Reduzierung von CO2- Emissionen bei. Für Luft-Wärmepumpen errechneten die Fraunhofer- Forscher 27 bis 52 Prozent weniger Kohlendioxid-Ausstoß im Vergleich zu einer Gas-Brennwertheizung im gleichen Gebäude. Bei Erd-Wärmepumpen lag der Unterschied zur Gasheizung sogar zwischen 45 und 61 Prozent. Und durch den weiteren Ausbau von Windkraft und Photovoltaik werde sich die CO2-Bilanz von Wärmepumpen noch verbessern.
Das Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) Heidelberg hat in einer Studie für den Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel ermittelt, dass Gebäude gar nicht vollständig modernisiert sein müssen, um erneuerbar beheizt werden zu können. Oft reichten wenige gezielte Maßnahmen, etwa Dämmungen und Verbesserungen bei der Heizverteilung, um Wärmepumpen einsetzen zu können.

Das Heidelberger Institut hat dafür den NT-Ready-Standard für Gebäude definiert. NT steht dabei für Niedrigtemperatur. „Gebäude sind NT-ready, wenn Maßnahmen der Wärmedämmung, Heizkreisoptimierung oder effizienten Warmwasserbereitung soweit vollzogen sind, dass mit einer maximalen Heizwasser-Vorlauftemperatur von 55 Grad Celsius die von den Raumnutzern geforderte Raumtemperatur gewährleistet ist,“ definiert das IFEU den Standard.

Vorlauftemperaturen fallen niedriger aus als erwartet

In der Praxis reichen meist auch im Altbau deutlich niedrigere Vorlauftemperaturen aus, wie das Fraunhofer ISE bei seinen Untersuchungen herausgefunden hat. Die maximal zur Raumheizung erforderlichen Vorlauftemperaturen lagen für die 27 Außenluft-Wärmepumpen im Mittel bei knapp 44 Grad Celsius, bei den elf Erdreich-Wärmepumpen waren es etwas über 45 Grad. Für die Effizienz der Wärmepumpen seien die Vorlauftemperaturen ausschlaggebend, die an der Mehrzahl der Heiztage benötigt werden, und nicht die für die extremen Kältetage.

Jürgen Schmidt

Redakteur Bauen im Land und Wirtschaft

0711 66601-147

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