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Öffentlicher Dienst

Die Attraktivität der Arbeit schätzen nur wenige

Wie attraktiv ist der öffentliche Dienst als Arbeitgeber? Was sind positive Aspekte, wo gibt es dringenden Nachholbedarf? Das hat der Bayerische Beamtenbund im März durch eine Online-Umfrage abgefragt. Die Antworten und Ergebnisse sind sehr ernüchternd.

Knapp 700 Angestellte im öffentlichen Dienst in Bayern wurden befragt, Ergebnis: Mehr als 80 Prozent von ihnen sind mit ihrem Job unzufrieden.

IMAGO/Zoonar)

Stuttgart/München. Knapp 700 Angestellte im öffentlichen Dienst in Bayern wurden befragt, Ergebnis: Mehr als 80 Prozent von ihnen sind mit ihrem Job unzufrieden. Die Mitarbeiter schätzen zwar Arbeitssicherheit, flexible Arbeitszeiten und die Teilzeit- sowie Home-Office-Angebote. Allerdings fordern 558 der 700 Befragten eine bessere Bezahlung, weniger Bürokratie sowie eine bessere technische Ausstattung am Arbeitsplatz. Fast die Hälfte der Befragten monierte, dass Überstunden zur Norm geworden seien und es einen spürbaren Mangel an Fach- und Nachwuchskräften gebe.

Besoldung und Reduzierung der Arbeitszeit sind die Top-Themen

„Die Ergebnisse der Umfrage des Bayerischen Beamtenbunds sind mir bekannt. Wir haben zwar keine vergleichbare Umfrage getätigt, doch ist uns aus einer Vielzahl an Mails sowie aus Gesprächen mit unseren Mitgliedsgewerkschaften bekannt, dass die Stimmung und die Wünsche hier in Baden-Württemberg denen in Bayern sehr ähnlich sind“, sagt Kai Rosenberger, Vorsitzender des Beamtenbunds Tarifunion in Baden-Württemberg (BBW).

Die am meisten genannten Themen in den Mails und Gesprächen, sofern es um Attraktivität und Wünsche ging, seien in den vergangenen Jahren die Reduzierung der Wochenarbeitszeit und die Besoldung gewesen, weiß Rosenberger – und die werden es wohl auch bleiben, mutmaßt der BBW-Vorsitzende.

Den Beschäftigten seien einerseits die Vorteile einer Beschäftigung im öffentlichen Dienst wie etwa der sichere Arbeitsplatz bewusst, doch ebenso haderten sie mit der nicht mehr zeitgemäßen, da zu langen Wochenarbeitszeit.

„Das seit Jahren versprochene Lebensarbeitszeitkonto lässt noch immer auf sich warten und erste Rückmeldungen bezüglich der Einführung eines anrechenbaren Partnereinkommens lassen auf Frustrierung und Enttäuschung als Reaktion bei den Beschäftigten schließen“, betont Rosenberger.

Aus Sicht des Beamtenbunds Baden-Württemberg werde die vom Bundesverfassungsgericht und dem Grundgesetz geforderte verfassungskonforme Besoldung „über einen Trick für viele Beamtinnen und Beamte ausgehebelt. Man schaut respektvoll nach Hessen und Sachsen, wie dort dasselbe Problem so gelöst wird, dass wirklich alle Beamtinnen und Beamten profitieren und nicht, wie in Baden-Württemberg, nur etwa 50 sogenannte atypische Alleinverdienerfamilien in den unteren Besoldungsgruppen“, sagt der BBW-Chef.

Bei der Befragung gab es weitere Ergebnisse, die der Arbeit im öffentlichen Dienst schlechte Noten geben. Auf die Fragen „Gibt es etwas, dass Sie uns dazu noch mitteilen möchten?“ und „Gibt es weitere Punkte, die den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber attraktiv oder unattraktiv machen?“ gab es folgende Antworten: „Die Überheblichkeit der Vorgesetzten ist oft sehr schlimm. Wertschätzung der Führungskräfte seitens der Mitarbeiter ist verbesserungsfähig! Unattraktiv: Die „Macht“ von Vorgesetzten, Mitarbeiter krank zu machen. Stichwort: Bossing. Es gibt keine Förderung, man wird ständig gebremst. Wenig Änderungswille seitens Arbeitgeber.“

Kritisiert wird zudem, dass es oft Streitigkeiten unter Führungskräften gebe mit der Folge, dass sich dies negativ auf die Beschäftigten auswirke. Das sollte dringend verbessert werden, empfehlen die Befragten.

Wunsch nach Führungskräften, die Verantwortung übernehmen

Die Befragten wünschen sich „funktionierende und definierte Arbeitsabläufe und Führungskräfte, die Entscheidungen treffen und somit auch die Verantwortung übernehmen, für die sie bezahlt werden.“ Vorgesetzte, die grundsätzlich versuchten, jegliche Entscheidungen zu vermeiden oder auszusitzen, machten den öffentlichen Dienst unattraktiv. Moniert wird außerdem die unzureichende Kommunikation zwischen Entscheidungsebenen.

Auch die gegenwärtige IT-Software-Umgebung sei demnach „katastrophal“. Diese sei veraltet und es gebe immer wieder Störungen bei Updates. Moniert wird auch die Arbeit im Schichtdienst. Dort sei es schwer, „zur Ruhe zu kommen und einen gesunden Schlafrhythmus beizubehalten. 40 beziehungsweise 41 Stunden im Schicht seien auf Dauer zu viel, außerdem werde dieser Dienst nicht genügend vergütet, heißt es weiter.

Umfrage des Bayerischen Beamtenbunds

Auf die Online-Umfrage des Bayerischen Beamtenbunds im März dieses Jahres, wie attraktiv die Befragten den öffentlichen Dienst generell empfinden, gaben knapp 81 Prozent an, den öffentlichen Dienst als gar nicht attraktiv, eher nicht attraktiv oder teilweise attraktiv, teilweise unattraktiv zu empfinden. Bereits gut umgesetzt würden die Aspekte Arbeitsplatzsicherheit, Absicherung im Alter und flexible Arbeitszeiten.

https://www.bbb-bayern.de

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