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Digitalisierung

In vielen Bereichen ist die IT-Infrastruktur veraltet

Die Mitarbeiter in der Verwaltung wollen Erneuerung und Digitalisierung und sie wollen sich einbringen. Dieses Potenzial wird zurzeit wenig genutzt. Im Dreiklang von Personalentwicklung, digitaler Verwaltungsarbeit und Sicherung der IT-Infrastruktur wird der öffentliche Dienst zukunftsfähig, so die Studie „Barometer Digitale Verwaltung“.

Verwaltungsmitarbeiter haben einer Studie zufolge trotz technischer Mängel Lust auf Digitalisierung.

dpa/Westend61/SeventyFour)

Stuttgart. „Nur ein Viertel der Verwaltungsmitarbeiter:innen ist der Meinung, dass ihr Arbeitgeber/Dienstherr Rahmenbedingungen schafft, unter denen sie ihr volles Potential abrufen können“, nur 38 Prozent hätten „das Gefühl, durch ihr Arbeitsumfeld inspiriert zu werden und viel lernen zu können“. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – und trotzdem: Liest man die Ergebnisse der Studie „Barometer Digitale Verwaltung: Zwischen Anforderungen der Gegenwart und Herausforderungen der Zukunft“, muss einem eigentlich um den öffentlichen Dienst nicht bange werden. Wenn es denn gelingt, die vorhandenen Ressourcen zu heben (siehe Kasten).

Die Mehrheit ist mit der derzeitigen Arbeit zufrieden

Die Mehrheit der Verwaltungsmitarbeiter (71 Prozent) sieht die berufliche Zukunft beim aktuellen Arbeitgeber und ist mit der derzeitigen Arbeit zufrieden, so die Studienautoren. Andererseits haben nur 25 Prozent der Mitarbeiter auf kommunaler und gar nur 20 Prozent auf Landesebene das Gefühl, ihr Potenzial im vom Arbeitgeber geschaffenen Rahmen abrufen zu können.

Jeder Zweite gibt an, dass im eigenen Team neue Ideen ausprobiert oder sich neue Fähigkeiten angeeignet werden. Knapp zwei Drittel der Führungskräfte sind überzeugt, dass das umgesetzt wird, doch nur 45 Prozent der Mitarbeiter sehen das ebenso. Rund ein Drittel der Beschäftigten gibt an, dass sie in der Zusammenarbeit auf agile Methoden setzen, 40 Prozent nutzen diese Arbeitsverfahren nicht. Und auch in Bezug auf die Digitalisierung gilt: Nur jeder dritte Verwaltungsmitarbeiter ist überzeugt, dass die eigene Verwaltung die Chancen der Digitalisierung nutzt, knapp die Hälfte bezweifelt dies.

Noch viel Potenzial bei der persönlichen Weiterentwicklung

Es gibt laut Studie deutliche Unterschiede der Wahrnehmung zwischen den Ebenen, Altersgruppen sowie Beschäftigten und Führungskräften. Deshalb seien gezielte „Maßnahmen zur Förderung einer innovationsfreundlichen Organisationskultur“ nötig, so die Autoren.

Auch bei der persönlichen Weiterentwicklung steckt noch viel Potenzial. Nur vier von zehn Verwaltungsmitarbeiter erhalten von ihrem Arbeitgeber auf ihre persönlichen Bedürfnisse und Interessen abgestimmte Lernangebote, so die Studie. Rund die Hälfte gibt an, dass ihre Führungskraft ihnen keine individuellen Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt. Nur jeder zweite hat das Gefühl, mit der täglichen Arbeit in der eigenen Behörde etwas bewirken zu können.

„Digitalisierungsfreundliche Organisationskultur“ für den öffentlichen Dienst

Die Autoren folgern: Führungskräfte und Behördenleitung sind „gefordert den Beschäftigten den Sinn ihrer Arbeit aufzuzeigen, Feedback zu geben und den Mitarbeiter:innen zu erklären, wie ihr persönliches Handeln auf das große Gesamtziel der jeweiligen Behörde einzahlt“. Die Verwaltungsmitarbeiter hätten Lust auf Digitalisierung, der öffentliche Dienst müsse daher „eine digitalisierungsfreundliche Organisationskultur schaffen, die stärker als bisher den Einsatz von neuen Anwendungen und digitalen Tools ermöglicht“.

Die Notwendigkeit zu einer Öffnung sieht auch der Vorsitzende des Beamtenbunds Kai Rosenberger . Gezielte kontinuierliche Weiterbildung sei ein Ansatzpunkt, es gehe aber auch darum „Räume zu schaffen für Experimente und kreative Lösungsansätzen, ohne von vorneherein auf Einschränkungen zu stoßen“.

Rosenberg: Alle Hierarchieebenen in Innovationsprozess miteinbeziehen

Alle Hierarchieebenen müssten laut Rosenberger in einen Innovationsprozess einbezogen, Austausch und Kommunikation verbessert und gefördert werden. Nicht zuletzt sollten „Anreize für innovative Ideen in Form von Anerkennung, Belohnungen (Prämien) oder Beförderungsmöglichkeiten“ geschaffen werden.

Die Verwaltung kämpft im Innovationsprozess mit bürokratischen Hindernissen. „Behördliche Vorschriften oder Genehmigungsprozesse führen zu Verzögerungen“, so Rosenberger . Zudem erschwere der Datenschutz und auch Sicherheitsbedenken die Einführung von neuen Technologien oder führe zu langen Evaluierungszeiträumen. „Nicht zuletzt sind es vor allem auch fehlende finanzielle Mittel und der immer größer werdende Personalmangel, die die Umsetzung neuer digitaler Anwendungen erschweren“, meint Rosenberger . „In vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung haben wir noch immer keine ausreichende oder eine veraltete IT-Infrastruktur, die nicht die Anforderungen neuer digitaler Anwendungen erfüllt.“

Beate Mehlin

Korrektorat und freie Mitarbeiterin beim Staatsanzeiger

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