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Debatten im Landtag

Der Zeitplan bei G9 bleibt offen

Nach der Debatte im Landtag bleibt vieles offen. SPD und FDP fordern mehr Tempo, die Landesregierung verweist auf die fehlenden Finanzmittel. Der Zeitplan ist der Knackpunkt.

Sandra Boser (Bündnis 90/Die Grünen), Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, sieht noch Probleme bei G9.

dpa/ Marijan Murat)

Stuttgart – Vor einer Rückkehr zu einer modernisierten Form des neunjährigen Gymnasiums in Baden-Württemberg sieht die Landesregierung noch viele ungeklärte Fragen. „Wir müssen die Frage der Bildungspläne klären“, sagte die Staatssekretärin im Kultusministerium, Sandra Boser (Grüne).

Bisher gebe es keinen Bildungsplan für G9, die bisherigen Modellgymnasien unterrichteten nach bestimmten Formen des G8-Bildungsplanes. Zudem gebe es Forderungen nach zusätzlichen Unterrichtsfächern, etwa mehr Informatik oder einer Stärkung der Gesellschaftswissenschaften. „Dazu konträr steht die zentrale Forderung, den Kindern mehr Zeit zu geben“, sagte Boser.

Wo sollen die Lehrer her kommen?

Es müsse auch geklärt werden, ob man zusätzlich benötigte Lehrkräfte überhaupt bekommen könne. „Wir wollen eben nicht in G9 einsteigen und in vier bis fünf Jahren feststellen müssen, dass die Lehrkräfte nicht da sind“, sagte Boser. Die Opposition warf der Landesregierung vor, die geplante Rückkehr zu G9 verzögern zu wollen. „Es ist immer die Rede vom Vorrang für frühkindliche Bildung. Das wird erkennbar gegen das G9 ausgespielt“, kritisierte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Man könne sofort ein Gesetz zur Rückkehr zu G9 beschließen. „Schluss mit dem Zeitspiel“, sagte Rülke.

Kritik von der Opposition

Der SPD-Fraktionschef Andreas Stoch kritisierte, die Regierung signalisiere die Bereitschaft zu G9 zurückzukehren, handle aber nicht. „Es geht nicht um das Wollen, sondern um das Machen. Diese Zeit haben wir bei der Bildung nicht“, sagte Stoch. Man dürfe vor dem eindeutigen Willen der Bevölkerung nicht nur scheinbar einlenken. Die AfD sprach von einer „Verzögerungshaltung“. G9 passe der Regierung „ideologisch nicht in den Kram“, sagte deren bildungspolitischer Sprecher Rainer Balzer.

Der grüne Fraktionsvize Thomas Poreski sagte zur Zeitschiene: „Gleich ist bald, und wir halten Wort.“ Das bleibt die wichtigste Frage. (bin/lsw)

Rafael Binkowski

Chefredakteur des Staatsanzeigers

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Lesermeinungen

    von Mirjam Bohr-Wiens
    „Wir wollen eben nicht in G9 einsteigen und in vier bis fünf Jahren feststellen müssen, dass die Lehrkräfte nicht da sind“, sagte Boser. --> Nun, dann kann man dies ja berechnen. Wenn man jetzt eine Ausbildungsoffensive fährt (ggf. schon zum Sommersemester, wo für manche ihr Gap Year schon vorbei ist), und wenn man dann theoretische und Praxis-Inhalte sinnvoll verknüpft, stehen eben auch 4 oder 5 Jahre nach Umstieg auf G9 die Lehrer grundsätzlich bereit. Zudem sind über 1000 Lehrer nicht verbeamtet. Der Bildungsplan der G9-Modellgymnasien hat einen niedrigeren Stundenbedarf pro Schuljahr 5-11, was sich mildernd auswirkt. Von daher gibt es keinen Grund, nicht jetzt schon einen Umstieg auf den Bildungsplan der G9-Modellschulen zu beschließen, der zum Schuljahr 2024/25 dann wirksam wird. Die Konzepte, wie ein neuer Bildungsplan aussehen soll, können parallel dazu erarbeitet werden, aber so etwas dauert Zeit, und die Kinder in Klasse 4-7 (die einen Großteil ihrer Grundschulzeit unter Corona-Schließungen verbracht haben) haben diese Zeit nicht. Daher: - Umstieg auf G9-Modellplan zum nächsten Schuljahr - Angebot auch an mindestens die Klasse 5-7 - Ausbildungsoffensive, mehr Verbeamtung von Lehrern, duales Studium o.ä. stärken Parallel: - Ausloten, inwiefern neue gewünschte Inhalte (Politik, Informatik, MINT) und weniger Druck in einen guten modernen Bildungsplan überführt werden können. All dies ist möglich, war auch in anderen Bundesländern möglich und ist vom Philologenverband und im G9-Gesetzentwurf durchgerechnet worden. Grüne und (mittlerweile leider auch) CDU bremsen hier bewusst und meinen, sie werden für reine Absichtserklärungen 2026 wieder gewählt! Die verzweifelten Eltern hören allen Parteien genau zu und werden sich auch 2026 noch daran erinnern, wer gezögert und wer unterstützt hat! HANDELT JETZT! Unsere Kinder können nicht mit Traktoren die Straßen lahmlegen, aber sie leiden. Wer keinen noch größeren PISA-Schock 2027 will, sollte sich auf den Weg machen!

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