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Bäume im Schlossgarten trotzen Hitze

Der englische Landschaftsgarten wurde gesperrt. Der Klimawandel hat Folgen.
Staatliche Schlösser und Gärten)Schwetzingen. Steigende Temperaturen und immer weniger Niederschläge, das Frühjahr 2025 zählt jetzt schon zu den trockensten der Geschichte. Die über 100 bis 200 Jahre alten Rotbuchen im Schwetzinger Schlossgarten litten schon vor ein paar Jahren erheblich, bei rund der Hälfte des Baumbestands wurden so starke Schäden festgestellt, dass sie nicht mehr oder nicht mehr vollständig austreiben.
Der Ende des 18. Jahrhunderts von Friedrich von Sckell angelegte kurfürstliche Garten steht auf sandigem Boden. Durch die Rheinregulierung des 19. Jahrhunderts senkte sich der Grundwasserspiegel gleich um mehrere Meter gegenüber der Zeit, als der Schlossgarten entstand. Auf dem Sandboden sind die Bäume folglich auf Oberflächenwasser angewiesen.
Die Sommermonate in den Jahren 2018 und 2019 waren extrem trocken, schon damals rief der ehemalige SSG-Geschäftsführer Michael Hörrmann einen Klimanotstand für die Anlage aus. „Der Klimawandel zeigt sich bei uns nicht nur als abstraktes Phänomen, sondern direkt in den Monumenten, die wir erhalten und schützen“, sagte seine Nachfolgerin Patricia Alberth Anfang dieses Jahres, nachdem der Garten immer wieder gesperrt werden musste.
Die Sicherheit der Besucher muss gewährleistet werden
Die Sperrungen in Schwetzingen seien eine schwierige, aber notwendige Entscheidung gewesen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. „Gleichzeitig verdeutlicht sie, wie dringend wir auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren müssen“, betonte Alberth.
Die Bäume sind zunehmend von neuartigen Pilz- und Komplexerkrankungen betroffen. Hinzu kommen die schwierigen Wachstumsbedingungen auf den sandigen Böden, die den Bäumen das Überleben zusätzlich erschweren.
Immer wieder müssen Bäume gefällt werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Der Baumbestand im Schlossgarten Schwetzingen umfasst insgesamt rund 6000 Bäume, nach der letzten Kontrolle wurden 260 Fällungen empfohlen. Anfang des Jahres waren rund 350 Torso-Bäume im Garten, deren Standsicherheit zunehmend fraglich ist und weiter überprüft werden muss.
„Wir stehen vor einem Systemwechsel“, betont Hanna Nimmenich, Arboristin bei den Staatlichen Schlössern und Gärten. „Sowohl das Klima als auch der Zustand des Baumbestands ändern sich rasant.“
Um dieser Dynamik effektiver zu begegnen, führten die Staatlichen Schlösser und Gärten im Sommer 2024 ein neues Online-Baummanagement ein. Es ermöglicht eine parallele Bearbeitung mehrerer Arbeitsschritte und verbessert zugleich die Effizienz der Maßnahmenplanung, betonen die Staatlichen Schlösser und Gärten.
Die Setzlinge werden aus Schwetzinger Bäumen gezogen
In der Baumschule wird der eigene „Baumnachwuchs“ des Schlossgartens kultiviert. Die Setzlinge werden aus Schwetzinger Bäumen gezogen, die sich den Standortbedingungen angepasst haben. Durch die kleinen Pflanzgrößen können sie sich an die neuen Bedingungen anpassen und werden widerstandsfähiger.
Die Pflanzung erfolgt zunächst in Tonröhren, die einen geschützten Raum bieten: Die so heranwachsenden Bäume wie etwa Kastanien haben keinen Kontakt mit kontaminierter Erde, können Pfahlwurzeln ausbilden und sich optimal entwickeln.
„Die Wurzeln sind gesichert gegen Tierfraß und dem Pilzbefall wird optimal vorgebeugt. Unterhalb der Tonröhren wird zudem ein etwa ein Meter tiefes Loch gebohrt: Über einen mit Tonkugeln gefüllten Schlauch wird Luft in die Tiefe geleitet“, heißt es bei der SSG. So entstehen optimale Bedingungen für das Wurzelwachstum und die junge Pflanze kann ein tiefreichendes Wurzelwerk ausbilden, das auch in Dürrezeiten Wasser finden kann.
Das Gleichgewicht kippt
Bei Informationsrundgängen der Staatlichen Schlösser und Gärten unter dem Titel „Wenn das Gleichgewicht kippt“ erfahren Interessierte, welche Schäden der Klimawandel in Schwetzingen verursacht und welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die erste Führung war am vergangenen Freitag, weitere folgen am 6. Juni, 27. Juni, 8. August, 29. August, am 19. September und am 10. Oktober jeweils um 17 Uhr.


