Ausgrabungen

Alte Funde zwischen Allensbach und Hegne entdeckt 

Funde aus der Keltenzeit wurden entlang der entstehenden Neubaustrecke an der Bundesstraße 33 neu zwischen Allensbach und Hegne sichergestellt. Der Kreisarchäologe schließt seine Arbeit dort bald ab. Die Regionalgeschichte der Kelten am Bodensee ist jetzt um ein kleines Kapitel reicher.

Kreisarchäologe Jürgen Hald, Landrat Zeno Danner und Julia Goldhammer, Landesamt für Denkmalpflege, begutachten ein keltisches Brandgrab. Foto: Landratsamt Konstanz

Konstanz. Die Geschichte der Frühkelten muss aufgrund der jüngsten Gräberfunde entlang der Bundesstraße 33 neu bei Allensbach (Kreis Konstanz) nicht umgeschrieben werden. Das sieht auch der zuständige Kreisarchäologe Jürgen Hald so. Aber die Entdeckung von mehreren Brandgräbern mit Keramikgefäßen und Holzkohleschichten sowie verbrannten menschlichen Knochen ist für den Archäologen ein „weiterer wichtiger Mosaikstein“ mit Blick auf die Zeit der keltischen Siedlungen im Hegau und am westlichen Bodensee. Die anstehenden Vorarbeiten für den Ausbau der Bundesstraße konnten ungestört weiterlaufen.

Ackerfläche verringert die Chance auf archäologische Funde

Insgesamt sind vier Brandgräber von vermutlich nicht wohlhabenden Menschen gefunden worden. Sie lebten in der Zeit zwischen 800 und 550 vor Christus wohl nur wenige Hundert Meter vom Bodensee entfernt und wurden in der Nähe des Dorfes begraben. „Die Siedlung selbst haben wir bisher nicht gefunden“, berichtet Hald. Das könnte auch weiterhin so bleiben, denn seit Jahrhunderten werden die Böden in diesem Bereich umgepflügt, sodass Überreste von Mauern wohl nicht mehr entdeckt werden können. Auch die Gräber wären in einigen Jahren verloren gewesen, weiß der Archäologe. Hier konnten die Reste gesichert werden.

Tatsächlich nimmt Hald dafür zunächst ein Gelände selbst in Augenschein und geht es ab. Aber nur dann, wenn Vorinformationen auf Funde vorliegen. In allen anderen Fällen wäre der Aufwand zu groß, quasi auf einen unbegründeten Verdacht hin Untersuchungen anzustellen. Hier, entlang der B 33 neu, handelt es sich um ein Gebiet von drei bis vier Hektar, auf dem schon vor drei Jahren vier Körper- und Brandgräber entdeckt worden waren. Bei seinem Gang über den Acker achtet der Archäologe auf Verfärbungen, verursacht durch die Grabgruben.

Sie liegen nicht tief im Boden, sondern eher an der Oberfläche. „Die Kelten haben eher Erde aufgeschüttet“. Das führt zu dem Begriff des Grabhügels, der in solchen Zusammenhängen häufiger fällt. Auf diesem Gelände hatte es Hald einfach: Durch das stete Pflügen schaute die zerbrochene Keramik schon aus dem Boden. Solche Situationen rufen zuweilen auch Hobbyarchäologen auf den Plan. Wer allerdings auf eigene Faust gräbt, begeht ohne Genehmigung des Landesamts für Denkmalpflege eine Ordnungswidrigkeit.

Die hier gefundenen Gräber gehören vermutlich zu einem weitläufigen Bestattungsareal der Kelten zwischen Allensbach und Hegne. Erste Hinweise darauf gibt es schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts.

Damals hatte ein Förster 36 Grabhügel erwähnt, die etwa 500 Schritte vom Ufer weg sein sollen. Die Anlage konnte jedoch nie lokalisiert werden. Mit den insgesamt neun Gräberfunden seit 2020 hat sich das jedoch geändert. Sehr wahrscheinlich waren das die letzten Reste der Anlage, die noch aufgefunden werden konnten. Ohne die aktuellen Grabungen wären sie „in den nächsten Jahren schleichend verschwunden und damit wichtige Informationen zur frühen Regionalgeschichte für immer verloren gegangen“, betont Hald.

Südwesten bietet interessante Ausgrabungsstätten

In Baden-Württemberg gibt es einige Ausgrabungsstätten, bei denen Funde aus der Keltenzeit zutage gefördert wurden. So die Heuneburg, ein Handels- und Machtzentrum der Kelten in der Nähe der Donau bei Herbertingen (Kreis Sigmaringen). Dort kann auf einem Plateau ein ausgegrabener Fürstensitz bestaunt werden. 2010 wurde die Grabkammer einer Fürstin freigelegt. Grabstätten im Umland belegen die Existenz einer wohlhabenden keltischen Elite im siebten bis fünften Jahrhundert vor Christus.

Jürgen Hald wird die Arbeit an der Bundesstraße beim Bodensee bald abschließen. Die Funde werden gesäubert, begutachtet, digital erfasst und auch fotografiert. „Teilweise kommt auch eine Drohne zum Einsatz.“ Die archäologischen Artefakte kommen im Anschluss zum Landesamt für Denkmalpflege. Ihre Analyse macht auch eine genauere Datierung der Funde möglich. Die menschlichen Überreste in Form von Knochen werden von einem Anthropologen auf deren Alter und etwaige Krankheiten hin untersucht.

sta

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