Biologen werden seltener

Madeira-Weißling oder Schwalbenschwanz - nicht nur für Schmellerlinge werden die Experten der Taxonomie, der Artenkunde, selbst zu einer aussterbenden Art.
SandraAlkado)Donzdorf. Artenkenntnis ist für den Erhalt der Biodiversität und das Management gebietsfremder Arten unabdingbar. Doch daran fehlt es immer mehr. Fachleute für eine oder mehrere Arten müssen laut BUND Bayern schon im Kindes- und Jugendalter lernen, üben und Erfahrungen in der Natur sammeln.
Doch wenn den Eltern und Schulen einschlägiges Wissen vermehrt fehlt und an den Hochschulen Zoologie und Botanik zugunsten von Genetik und Molekularbiologie ins Hintertreffen geraten, drohen Artenkenner zu verschwinden. Ihre Zahl hat nach Angabe von Naturschutzorganisationen in den letzten 20 Jahren um 21 Prozent abgenommen.
Frühwarnsystem aus der Wissenschaft
„Wir sind auf Fachleute angewiesen, die Tiere und Pflanzen erkennen und beobachten, die aus eigener Anschauung und Geländekenntnis biologische Vielfalt messen und qualifiziert dokumentieren können“, sagt Johannes Steidle von der Uni Hohenheim. Laut dem Ökologen „sind diese Experten praktisch ein Frühwarnsystem, denn ihre Arbeit draußen in der Fläche liefert Anhaltspunkte über die Entwicklung, räumliche Ausbreitung und Hotspots gebietsfremder Spezies.“ So ließen sich Maßnahmen für die Eindämmung früh und besser festlegen. Wenn aber Planungsbüros, Naturschutzfachbehörden und -verbände Artenkenner schwer finden, werden ökologische oder gesundheitliche Gefahren kaum erkannt.
Laut Steidle müssen sich mit dem Invasionspotenzial nicht-heimischer Arten in kleinen und mittleren Kommunen etwa Bauhöfe, Grünflächen- oder Friedhofsämter zunehmend befassen. So beschäftigte Donzdorf, eine 11 000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Göppingen, einen Biologen, der auch dieses Aufgabenfeld bearbeiten kann. Für den Hohenheimer Forscher ein Modell, das sich auch auf andere Kommunen übertragen lässt.
Lesen Sie hier, warum invasive Arten oft ganz ungefährlich sind .