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Bürgermeisterwahl: Wie die Siegchancen für Kandidaten steigen

Wer im Südwesten eine Bürgermeisterwahl gewinnen will, sollte Verwaltungserfahrung mitbringen, einen Abschluss der Verwaltungshochschulen im Land haben, von auswärts kommen und parteilos sein – wenn das nur so einfach wäre. Experten haben beim Städtetag diskutiert. Ergebnis: Es gibt kein Patentrezept.

Wie Bürgermeisterwahlen zu gewinnen sind, diskutierten Leila Adjemi, Regine Lieb, Gernot Stegert, Rafael Binkowski, Ralf Broß, Uwe Skrzypek und Erich Holzwarth (von links).

Schmidt)

STUTTGART. Was entscheidet über Sieg und Niederlage bei Bürgermeisterwahlen? Darüber diskutierten am Mittwoch Experten beim Städtetag Baden-Württemberg in Stuttgart. Anlass war die Veröffentlichung des Buches „Bürgermeisterwahlen gewinnen“, dessen Autoren zum Beispiel die Präsentation im Wahlkampf thematisieren.

Oft werde sie hierfür zu spät zum Training gerufen, erklärte Leila Adjemi, Mitautorin und Coach für Bürgermeisterkandidaten. Sie bringt den Bewerbern authentisches Auftreten bei, was in Stresssituationen wie der Kandidatenvorstellung schwierig ist: „Man öffnet sich nicht, sondern stellt auf Abwehr.“ Folge: Oft wirken Kandidaten wie Schauspieler – was die Wahlchancen verringert. Wie es besser geht, könne man mit ein bisschen Zeit lernen.

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Ein anderer Aspekt sind die Werbemittel: „Heute kommt man ohne professionelle Fotos nicht mehr aus“, sagte die Kommunikationsdesignerin und Mitautorin Regine Lieb, ein offenes Kandidatenporträt sowie verschiedene Fotos, bei denen Kandidaten agieren, sei obligat. Sie plädiert für mehr Mut bei der Farbauswahl. Blau mache jeder und Rot stehe nicht für SPD oder Sparkasse, sondern für eine quirlige Persönlichkeit.

Ein warmes Gelb hatte Uwe Skrzypek 2022 für seinen Wahlkampf in Vaihingen/Enz gewählt und fiel damit auf, ebenso wie mit seiner Vita als Führungskraft bei Daimler. Die kräftezehrende Konkurrenz war wohl der Grund, warum sein führender Mitbewerber nach dem ersten Wahlgang zurückzog. Der parteilose Skrzypek, ein Ausdauersportler, siegte. Er hatte sich früh in Szenarien mit seiner Familie Gedanken gemacht, auch was bei einer Niederlage passieren könnte. Nachdem das Lebensdrehbuch klar war, ging es in den letztlich erfolgreichen Wahlkampf.

Schnelle Entscheidung dank breiter Unterstützung

Viel weniger Zeit hatte Ralf Broß, der 2009 das OB-Amt in Rottweil antrat. Den heutigen Geschäftsführer des Städtetages hatten damals SPD und CDU in der Stadt unterstützt, was für den Parteilosen und seine Familie ein echter Erfolgsfaktor war und die Entscheidung über die Kandidatur wenige Tage vor Ablauf der Bewerbungsfrist beflügelte. Für Broß hilfreich war die Ortskenntnis als Kind der Stadt, das aber schon länger nicht mehr vor Ort lebte.

Der Moderator Rafael Binkowski, Chefredakteur des Staatsanzeigers, interessierte die Wirkung von kontroversen Entscheidungen für die Wiederwahl. Broß hatte in Rottweil eine Justizvollzugsanstalt durchgesetzt und fürchtete schon um die zweite Amtszeit. Dass es für ihn besser lief, stellte er auch als Kommunikationsaufgabe dar. Broß sprach von der „Zupfärmeldemokratie“, die spätestens beim Besuch des Wochenmarkts für zahlreiche Bürgerkontakte sorge.

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Warum der Beruf des Rathaus-Chefs für viele attraktiv ist, erklärte der Chefredakteur des Schwäbischen Tagblatts, Gernot Stegert. Im Lokalen gebe es alles, gut gemeinte und schlecht gemachte Gesetze wie die Nähe zu den Menschen. Das müsse man aber auch wollen, da war sich die Runde einig. Hautnah hatte Stegert die Wiederwahl des grünen OB Boris Palmer in Tübingen erlebt, der trotz seiner kontroversen Aussagen ein hohes Ansehen bei der örtlichen Wirtschaft genießt – ein Erfolgsfaktor für die Wiederwahl.

Doch kann man aus diesen Erfahrungen ein Erfolgsrezept destillieren? Herausgeber und Mitautor Erich Holzwarth ist skeptisch. Im zentralen Artikel des Buchs listet der einst für die Landes-SPD im Bereich Kommunalpolitik tätige Holzwarth die entscheidenden Begriffe Verwaltungskompetenz, Auswärtigkeit, Parteibindung, Persönlichkeit, Wahlkampfkompetenz und Themenkompetenz auf.

Er dekliniert besonders die ersten drei Begriffe anhand verschiedener Vorzeichen durch: Was bedeutet eine Parteizugehörigkeit in einem Ort, in dem eine Wechselstimmung herrscht? Wann ergeben sich Chancen für Kandidierende, die nicht die Verwaltungshochschulen des Landes absolviert haben? So beschreibt er den komplizierten Analyseprozess, bei dem sich die Vorzeichen der Erfolgsfaktoren vom Plus ins Minus und umgekehrt wenden können, je nach Situation in der Kommune.

Die Idee von Bürgermeistern wandelt sich langsam

Außerdem, das sagte Holzwarth im Podium, wandle sich das Bild des Bürgermeisters. Die Vorstellung vom „gestandenen Mann“ verblasse, vielleicht werde sich der Frauenanteil der Rathaus-Chefs in zehn Jahren ja auch auf 20 Prozent verdoppeln. Frauen im Amt war ein wichtiger Punkt, bei dem Mitautorin Adjemi auf die Tendenz zur Selbsthinterfragung von Frauen hinwies. Männer handeln viel früher. Und: Frauen werde bei Podiumsdiskussionen viel eher das Mikrofon weggenommen als Männern. Das konnte Moderator Binkowski für dieses Panel nicht bestätigen – was Konsens erzeugte.

Fachbuch mit konkreten Wahlkampftipps

Die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Bürgermeisterwahl scheinen klar zu sein, Kompetenz, Persönlichkeit, Überparteilichkeit, wozu auch die Herkunft von Auswärts zählt. Doch die bloße Addition der Faktoren ist zu platt, der Erfolg lässt sich nicht berechnen, aber befördern. Das beschreiben zwölf Autoren aus Praxis und Forschung in dem von Erich Holzwarth herausgegebenen Sammelband „Bürgermeisterwahlen gewinnen“ aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Das Buch ist weniger eine wissenschaftliche Abhandlung, obwohl es auf einer breiten Forschungsbasis fußt. Es gibt Denkanstöße und wendet sich mit seinen praktischen Hinweisen direkt an mögliche Kandidaten.

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Peter Schwab

Peter Schwab kümmert sich um verschiedene Journale der Zeitung und arbeitet außerdem im Crossmediateam und im Ressort Kreis und Kommune. Schon während seines Jura-Studiums hat er für verschiedene Zeitungen geschrieben, später volontiert und als Lokalredakteur gearbeitet. Nach seiner Zeit als Pressesprecher hat er erneut die Seiten gewechselt und ist 2022 zum Staatsanzeiger gegangen – und damit zum guten alten Journalismus zurückgekehrt.

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