Stuttgarter Straßenbahn

Die Entwicklung von der Pferdebahn zur Aktiengesellschaft

Das Stuttgarter Straßenbahnmuseum zeigt die Entwicklung von der Pferdebahn zur Aktiengesellschaft.

Mit der Pferdebahn fing die Geschichte der Stuttgarter Straßenbahn an.

Gerst)

Stuttgart. Mit der Bäderbahn, einer Pferdebahn, die die „besseren Kreise“ vom Schlossplatz zu den Bädern in Cannstatt und Berg bringt, beginnt 1868 der Nahverkehr in Stuttgart. Der behäbigen Residenzstadt verleiht die Pferdebahn ein geradezu großstädtisches Flair, wie historische Fotos im Straßenbahnmuseum Stuttgart zeigen.

Dort dürfen Besucher bei einem Rundgang sogar in einer historischen Pferdebahn Platz nehmen. Damals hatte man sich noch nicht auf die Farbe Gelb geeinigt – auch lind- und flaschengrün lackierte, karminrot- oder blau-elfenbeinfarbene Straßenbahnen verlocken zum Einsteigen. Technik und Betrieb werden in verschiedenen Themeninseln erläutert. Geschichtliches liest der Interessierte fast überall.

Extra starke Pferde mussten die Steigungen bewältigen

„Gar langsam fährt die Pferdebahn, elektrisch soll es besser gahn“, heißt es auf einer der Informationstafeln. Tatsächlich entstand die Stuttgarter Straßenbahnen AG 1889 durch den Zusammenschluss von zwei Pferdebahn-Gesellschaften. Das größte Problem waren die vielen Steigungsstrecken. Um sie zu bewältigen, wurden extra starke Pferde aus der Normandie angeschafft. An einigen Haltestellen gaben Pferdewärter, sogenannte Jockele, den Tieren Wasser. Wirtschaftlich rentabel waren die Pferdebahnen nicht.

Schließlich wurden die Rösser ausgespannt. Pünktlich zum Cannstatter Volksfest 1895 konnte die erste elektrische Strecke Berg – Charlottenplatz eröffnet werden. Weitere Strecken folgten. Bereits fünf Jahre später beförderte die Stuttgarter Straßenbahnen AG rund 14 Millionen Fahrgäste.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es mehr als 500 Beschäftigte. Als die Geschäftsleitung im Jahr 1902 eine Begrenzung auf eine zehnstündige Arbeitszeit und höhere Löhne ablehnte, traten die Stuttgarter Straßenbahner Ende Mai in einen achttägigen Streik. Dass die Stadt Stuttgart offen mit den Streikenden sympathisiert, erregt deutschlandweites Interesse, gefällt jedoch nicht jedem. „Soweit wir sehen, steht dieser Fall in der zivilisierten Welt bisher einzig in seiner Art“, kommentierte das „Saarbrücker Gewerbeblatt“ das Verhalten der Stadt spitz.

Der Nahverkehr wird attraktiv, die Stadt erhöht ihren Anteil an Aktien

Der Nahverkehr wurde für Stuttgart zunehmend wichtiger. Deshalb erhöhten die Verantwortlichen der Stadt 1921 ihren Anteil an der SSB AG auf 52,8 Prozent. 1924 wurde die Straßenbahn schließlich gelb und bald darauf erhielt sie Polstersitze.

Nach und nach kamen Omnibuslinien hinzu und 1929 die Seilbahn. In den 1930er-Jahren betrieb die SSB sogar drei Boote, außerdem wurde der neue Zahnradbahnhof am Marienplatz eröffnet. 1976 hatten Straßenbahnschaffner ausgedient. Den Fahrschein per Smartphone gibt es seit 2012. ( ger )

sta

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