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So bereiten sich Kommunen auf trockene Zeiten vor

Der Bodensee, hier die Mettnau bei Radolfzell, ist der größte Süßwasserspeicher des Landes und weist immer öfter zu wenig Wasser auf. Foto: dpa/Markus Keller
Markus Keller)Wie sieht es aktuell mit der Trockenheit aus?
Im Lagebericht Oberflächengewässer des Niedrigwasserinformationszentrums (NIZ) des Landes heißt es: Aufgrund ergiebiger Niederschläge in den letzten Tagen sei die Wassermangelsituation in den Abflüssen zwar nicht vorbei, sie habe sich aber vorübergehend entspannt. Auch in Baden-Württemberg gilt: Von Februar bis April hat die Regenmenge nur rund 50 Prozent des Bezugszeitraums 1961 bis 1990 erreicht. Im Mai wurden bisher nur 42 Millimeter statt des Mittelwerts von 95,6 Millimeter pro Quadratmeter gemessen.
Wie gehen Landkreise mit der Situation um?
Das Landratsamt Böblingen verweist darauf, dass vom 1. Juni bis Ende September ein Wasserentnahmeverbot gilt: Wasser aus Bächen und Flüssen zur Bewässerung von gärtnerischen oder landwirtschaftlichen Flächen zu entnehmen, ist nicht erlaubt. Neu ist das Verbot nicht: Das Landratsamt Böblingen schränkt den „Gemeingebrauch an den Fließgewässern“ schon seit 1993 ein. Der Kreis Rottweil reagiert auf die Trockenheit mit dem Appell, „Wasser verantwortungsvoll zu nutzen – besonders im Umgang mit Bächen, Flüssen und anderen Oberflächengewässern.
Reaktionen auf die Trockenheit
Wasserentnahmen sollten unterlassen oder auf ein Minimum reduziert werden“. Auch der Enzkreis mahnt den verantwortlichen Umgang mit Wasser an. Außerdem gibt das Kreisumweltamt Tipps, wie der Wasserverbrauch gesenkt werden kann. Beim Anlegen von Gärten und beim Austauschen von Pflanzen sollten, so Andrea Hartmann vom Umweltamt, Kulturen passend zum Klimawandel ausgewählt werden, etwa trockenresistente Pflanzen. Wichtig sei auch der Zeitpunkt der Bewässerung, um Verdunstung zu vermeiden, oder die Nutzung eines Tröpfchenbewässerungssystems.
Wie reagieren Kommunen?
Auch hier setzt man auf die Bürger. In Dietingen (Kreis Rottweil) heißt es aus dem Rathaus zu den niedrigen Pegelständen in Bächen und Seen: Aktuell Wasser für den eigenen Garten oder die Landwirtschaft an den Flüssen oder öffentlichen Entnahmestellen zu holen, könne die Situation verschärfen. „Deshalb appellieren wir an das Verantwortungsbewusstsein aller und bitten darum, so wenig Wasser wie möglich zu entnehmen bzw. ganz darauf zu verzichten.“
Freiburg hat im April seine neue Klimaanpassungsstrategie öffentlich gemacht. „Die Klimakrise und ihre Folgen müssen für uns auch in politisch instabilen Zeiten ein Top-Thema bleiben“, erklärte Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit dazu. Die 170 Seiten seien der Fahrplan für die Klimaanpassung der nächsten Jahre. „Dabei geht es darum, heute und in Zukunft die Folgen des Klimawandels zu erkennen, zu berücksichtigen und – wenn möglich – zu vermeiden.“
Welche Klimaanpassungsstrategie verfolgt Freiburg?
„Wir haben in der Klimaanpassung für die Stadt insgesamt zehn Handlungsfelder identifiziert“, so Mälicke. „In sechs von diesen sind die Folgen der Trockenheit für Freiburg als sehr hoch bewertet worden.“ So bestehe für Freiburg in den Bereichen Stadtgrün, Land- und Forstwirtschaft/Wald, Naturschutz und Biodiversität, Wasserhaushalt und Siedlungswasserwirtschaft sowie technische Infrastruktur ein großer Anpassungsbedarf. Folgen der zunehmenden Trockenheit sind geschädigte oder absterbende Straßenbäume, erhöhte Gefährdung von wassergebundenen Lebensräumen und ihren Arten – auch geschützten Biotopen – sowie Dürrezustände im Wald und eine erhöhte Waldbrandgefahr. „Dabei sind wir in vielen Bereichen bereits sehr aktiv“, erklärt Mälicke. „Die Klimaanpassungsstrategie zeigt in einem Aktionsplan Klimaanpassung alle notwendigen Maßnahmen auf, die wir schon aktuell umsetzen und in Zukunft auch zur Anpassung an die zunehmende Trockenheit umsetzen möchten.“
Welche Maßnahmen sollen umgesetzt werden?
Ins gesamt werden bei der Klimaanpassungsstrategie rund 300 Maßnahmen umgesetzt; etwa 100 davon beschäftigen sich mit den Folgen von Trockenheit, Wassermangel und Niedrigwasser. Sie reichen von komplexen Themen wie die bessere Bereitstellung von Daten über Beratungen bis zur Sensibilisierung von Bürgern über den Umgang mit der Ressource Wasser. Weitere Themen sind Waldbrandvorsorge, klimaangepasste Grünflächengestaltung, Bewässerung von Stadtbäumen, um das Stadtgr ün zu erhalten, oder die Erarbeitung eines Notfallplans Niedrigwasser.
Welche Folgen hat die Trockenheit für Pflanzen und Wasserversorgung?
Für die Vegetation ist die Bodenfeuchte ein wichtiger Indikator, das heißt die mittlere berechnete Bodenfeuchte bis in ein Meter Bodentiefe. Allein im Schwarzwald und in der Region Allgäu/Bodensee sind aktuell die Böden ausreichend feucht, wie eine Karte des NIZ ausweist. In allen anderen Regionen sind die Werte unter 50 oder 30 Prozent gesunken: Hier geraten Pflanzen in Trockenstress. Trinkwasser wird aus dem Bodensee oder Grundwasser gewonnen, die Versorgung mit Trinkwasser ist daher fast überall gesichert.