Liga der freien Wohlfahrtspflege

Sozialverbände appellieren an das Gewissen der Wähler

Vor der Kommunalwahl mahnt die Liga der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg eine stabile Daseinseinsfürsorge an. Mit einer Kampagne wollen die Sozialverbände die Bürger dafür sensibilisieren, wie sich die Wahlentscheidung auf den sozialen Sektor auswirkt. 

Ein Mann nimmt beim Werderplatz in Karlsruhe an einer Essenausgabe teil. Auch die Obdachlosenhilfe wird von den Kommunen mitfinanziert.

dpa/Uli Deck)

Stuttgart. „Wir stehen vor dem Risiko, dass grundsätzliche soziale Leistungen nicht mehr möglich sein werden“, sagt Marc Groß, Vorstandsvorsitzender der Liga und Geschäftsführer des Roten Kreuzes Baden-Württemberg am Donnerstag in Stuttgart. Personalmangel oder die Kita-Krise seien Strukturbegriffe der täglichen Arbeit der sozialen Träger geworden.

Gerade im sozialen Bereich würden die weltweiten Krisen nachwirken. Das gesamte System im sozialen Sektor scheine zu kriseln, so Groß weiter. Leistungen wie sozialpsychiatrische Dienste, die Obdachlosenhilfe und die Hilfe für Migranten würden teilweise auch von den Kommune mitfinanziert. Damit diese weiterhin aufrecht erhalten werden können, appellieren die Verbände an die Wähler bei der Kommunalwahl am 9. Juni.

Im Südwesten seien 16,4 Prozent der Bürger armutsgefährdet und es gebe 12.600 Wohnungslose. Vor den 350 Tafel- und Kleiderläden bildeten sich lange Schlangen. Mit den 70 sozialpsychiatrischen Diensten im Land erreiche man jährlich 30.000 Menschen, sagte Groß. Er forderte eine langfristige Finanzierung dieser Arbeit und eine bessere Nutzung der Digitalisierung im Sozialbereich. 

„Für Soziales sind insbesondere die Kreistage wichtig“

Jochen Ziegler vom Diakonischen Werk Württemberg verweist auf den präventiven Effekt sozialpsychiatrischer Dienste hin. Durch diese Arbeit könnten etwa teure Folgemaßnahmen wie Einweisungen in Kliniken reduziert werden. Für Soziales seien insbesondere die Kreistage wichtig, die bei den Kommunalwahlen häufig zu wenig beachtet würden.  

Einen Trend in der Politik, die Migrationsberatung für Erwachsene zu schwächen, sieht John Litau , Geschäftsführender Vorstand der Liga. Entsprechende Stellen seien teilweise schon abgebaut oder infrage gestellt worden. Dabei steckten in der Zuwanderung „Potenziale für den Arbeitsmarkt“, betonte er.  

Die Bürger sollten sich darüber klar sein, dass die Kommunalwahlen auch Sozialwahlen seien, so Groß. Allerdings würden diese Themen auf den Wahlplakaten kaum abgebildet, räumt er auf  Nachfrage ein.  Eine konkrete Wahlempfehlung für oder gegen eine bestimmte Partei, geben die Verbände aber nicht ab.

Größte Anbieter von sozialen Diensten und Leistungen im Land

Die elf Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege, darunter das Rote Kreuz, Caritas und Diakonie, vertreten insgesamt über 390.000 Beschäftigte in rund 10.000 Einrichtungen und Diensten in Baden-Württemberg sowie ihre Klienten.

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