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OB-Wahl

Wer wird neuer OB in Leonberg?

Wer wird neuer Oberbürgermeister in Leonberg? Diese Frage beschäftigt viele Bürger in der Stadt. Das zeigt die hohe Teilnahme an den Vorstellungsrunden der Kandidaten. Amtsinhaber Martin Georg Cohn (SPD) hat nach einer Amtszeit nicht mehr erneut kandidiert. Als aussichtsreich gelten Tobias Degode, Marion Beck und Josefa von Hohenzollern.
Fachwerkhäuser umgeben einen Platz mit Brunnen und Statue, Menschen gehen vorbei.

Leonberg verfügt über eine historische Altstadt mit dem alten Rathaus, in dem unter anderem das Bürgeramt seinen Sitz hat.

IMAGO/Augst / Eibner-Pressefoto)

Leonberg. Die Große Kreisstadt Leonberg mit ihren rund 50.000 Einwohnern steht vor einer Reihe von Problemen und Herausforderungen. Allem voran die Arbeitsatmosphäre in der Stadtverwaltung. In Bewertungsportalen ist die Stadt eher schlecht bewertet, immer wieder heißt es „nicht empfohlen“, was die Personalgewinnung nicht einfach macht. Und unbesetzte Stellen bekommen auch die Bürger zu spüren.

Viele Bürger haben sich bei der Stadtentwicklung in Beteiligungsformaten für die „Stadt für Morgen“ engagiert, nun aber das Gefühl, dass es nicht mehr vorangeht. Das Krankenhaus ist in Gefahr, es fehlt an Ärzten und das Land will den Rettungshubschrauber nach Tübingen verlegen. Die Stadt im Kreis Böblingen, direkt an der Überleitung von der A 8 auf die A 81 gelegen, erstickt regelmäßig im Verkehr, wenn es Stau auf der Autobahn gibt. Es fehlt an günstigen Wohnungen. Und auch um die Wirtschaft und die Finanzen der Stadt steht es nicht zum besten. Diese Probleme wollen Tobias Degode , Marion Beck und Josefa von Hohenzollern angehen, deren Köpfe in der ganzen Stadt auf Wahlplaketen zu sehen sind.

Tobias Degode wird von CDU und Freien Wählern unterstützt

Der parteilose Verwaltungsfachmann Tobias Degode aus Düsseldorf wird bei der OB-Wahl von CDU und freien Wählern unterstützt.
Privat)

Die Themen von Degode, Beck und von Hohenzollern gleichen sich, die Schwerpunkte und die Art und Weise, wie diese Themen angegangen werden sollen, unterscheiden sich. Tobias Degode bringt viel Verwaltungserfahrung mit. Der Diplom-Verwaltungsbetriebswirt, der berufsbegleitend noch ein Masterstudium zum Öffentlichen Management absolviert hat, hat bereits viele Prozesse neu aufgesetzt und Führungserfahrung gesammelt. Verwaltung hat er von der Pike auf gelernt, als Auszubildender, als Sachbearbeiter und als Führungskraft. Aktuell leitet er die Verwaltung des Kulturamts in Düsseldorf mit 60 Mitarbeitern und verwaltet ein Budget von über 100 Millionen Euro.

Einer seiner Schwerpunkte für Leonberg ist es, die Stadtverwaltung wieder neu aufzustellen. „Sonst sind alle anderen Dinge Luftschlösser“, ist er überzeugt. Sein Ziel: Vertrauen aufbauen innerhalb der Stadtverwaltung, gegenüber dem Gemeinderat und den Bürgern. Sein Motto: „Was kann ich für Sie tun?“ Das hat der 38-Jährige, der auch bereits als Rettungssanitäter gearbeitet hat und seine Mutter viele Jahre gepflegt hat, bereits bei einem Schülerpraktikum in einer Bezirksstelle der Stadtverwaltung in Düsseldorf von seinem damaligen Chef übernommen. Eine Denkweise, die er auch mit nach Leonberg bringen will, ebenso wie abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Es müsse darum gehen, Themen gut und schnell abzuarbeiten und Prozesse zu beschleunigen. Es dürfe nicht mehr passieren, dass Firmen in Nachbarorte abwanderten, weil etwa die Entwicklung von Gewerbeflächen zu lang dauere.

Weitere Themen sind für ihn die Digitalisierung, ein digitaler Zwilling der Stadt, Klimaanpassung, günstiger Wohnraum und eine bessere Verteilung der Verkehrsströme. Unterstützt wird der parteilose Bewerber, der auch familiäre Beziehungen nach Baden-Württemberg hat, von CDU und Freien Wählern in der Stadt. Sein Wahlslogan lautet: „Neustart für Leonberg“.

Grüne und S:ALZ unterstützen Marion Beck

Die parteilose Wirtschaftsförderin der Stadt Herrenberg, Marion Beck, wird im OB-Wahlkampf von Grünen und der Ortsliste S:ALZ unterstützt.
Privat)

Ebenfalls parteilos ist Marion Beck. Die Wirtschaftsförderin aus Herrenberg (Kreis Böblingen) setzt stark auf Zuhören und Kommunikation. Unterstützt wird sie von den Grünen und S:ALZ, einer Liste im Leonberger Gemeinderat, wobei der Name für Stadt, Arbeit, Leben, Zukunft steht. Und wer auf ihre Homepage schaut, findet auch zahlreiche bekannte Gesichter aus dem Kreis Böblingen unter ihren Unterstützern. Eine funktionierende Stadtverwaltung ist für sie wie für Degode und von Hohenzollern zentral. Das derzeitige Image halte viele Kollegen von einer Bewerbung ab, sagt Beck. Sie will auf Augenhöhe führen, den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln. Ihr Motto als OB lautet: „Zusammen mehr erreichen“.

Außerdem will sie ihre Erfahrungen aus Herrenberg einbringen, wo viele Dinge im Bürgerdialog umgesetzt wurden. Wichtig ist ihr, wie auch ihren Mitkandidaten, dass die Dinge vorangebracht und auch tatsächlich umgesetzt werden. Führungserfahrung hat Beck früh gesammelt, als stellvertretende Geschäftsführerin einer großen Modehausfiliale. Gleichzeitig hat die Arbeit dort sowie ihre spätere Selbstständigkeit auch das Verständnis für Handel und Wirtschaft geschärft.

Beck sieht, ebenso wie Degode, viel Potenzial in Leonberg, einer Stadt mit großem ehrenamtlichen Engagement. So seien auch bei der „Stadt für Morgen“ tolle Ideen erarbeitet worden. Ihr Ziel ist es, diese genau anzuschauen – und wo möglich – auch umzusetzen und die Stadtentwicklung voranzutreiben. Auch in einem engen Schulterschluss mit dem Gemeinderat. Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung punktet sie auch damit, dass sie in ihrer Begrüßung alle Teilorte anspricht. Und sie betont auch, dass sie sich in die Strukturen vor Ort nicht lange einarbeiten muss. Denn Beck ist gut vernetzt, mit Bürgermeistern der Nachbarkommunen ebenso wie beim Gemeindetag Baden-Württemberg.

Josefa von Hohenzollern tritt – trotz FDP-Parteibuch – als unabhängige Kandidatin an

Die Erste Bürgermeisterin von Leonberg, Josefa von Hohenzollern, tritt als unabhängige Kandidatin bei der OB-Wahl an.
Privat)

Vor vier Jahren kam Josefa von Hohenzollern aus Bayern nach Leonberg. Sie ist derzeit erste Bürgermeisterin der Stadt, wurde von OB Cohn aber zwangsbeurlaubt. Das Verhältnis zwischen den beiden gilt als schwierig. Die Juristin und Politikwissenschaftlerin mit langjähriger Verwaltungserfahrung hat unter anderem mehrere Jahre beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gearbeitet und dort auch eine Außenstelle geleitet.

Für die FDP sitzt die 51-Jährige im Kreistag, tritt aber in Leonberg als unabhängige Kandidatin an. „Ich möchte keine Abhängigkeiten im Wahlkampf haben“, sagt sie. Ganz vorne steht für sie, wie auch für ihre Mitbewerber, die Situation in der Verwaltung. Sie spricht von einer „Führungskultur auf Augenhöhe“. In der Stadtverwaltung möchte sie die Fluktuation stoppen und auch frühere Führungskräfte, die die Stadt verlassen haben, wieder zurückholen. Auch sollten die unbesetzten Stellen schnellstmöglich wieder besetzt werden. „Wir müssen wieder ein starkes, schlagkräftiges Team werden“, sagt von Hohenzollern.

Zweiter wichtiger Punkt ist der Erhalt des Leonberger Krankenhauses, die Gesundheitsversorgung sowie der Erhalt des Rettungshubschraubers, den das Innenministerium nach Tübingen verlegen will. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für sie sehr wichtig. Sie hat selbst ein kleines Kind.

Außerdem bringt sie auch neue Finanzierungswege, wie Public-Private-Partnership ins Spiel. Ihr Slogan für die Wahl lautet: „Weil Rückgrat ins Rathaus gehört“. Im Gespräch erzählt sie, dass sie – schon als sie sich als Erste Bürgermeisterin in Leonberg beworben hat – das Ziel hatte, bei der nächsten OB-Wahl anzutreten.

Fünf Kandidaten

Am 28. September wird in Leonberg ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Der Wahlausschuss der Stadt Leonberg hat Marion Beck, Josefa von Hohenzollern, Tobias Degode, Willi Kerler und Marisa Betzler als Kandidaten zugelassen. Der Sachverständige Kerler und die Bürokauffrau Betzler haben Außenseiterchancen. Sollte keiner der Kandidaten am 28. September die absolute Mehrheit bekommen, gibt es am 12. Oktober eine Stichwahl zwischen den beiden mit den meisten Stimmen.

Weitere Informationen zur OB-Wahl in Leonberg und die Aufzeichnung von der offiziellen Kandidaten-Vorstellung finden Sie unter: Oberbürgermeister-Wahl 2025 / Stadt Leonberg

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