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Für Sie entdeckt: Orte der Kultur

„Schwabenstahl“ war einst vielbegehrt

Im „Tiefen Stollen in Wasseralfingen“ können Besucher in die Geschichte des Bergbaus eintauchen. Die Hüttenwerke waren zeitweise einer der bedeutendsten erzverarbeitenden Betriebe des europäischen Kontinents, schreibt Regine Gerst.

Einst wurde das Eisenerz in Loren mithilfe einer Lok ins Freie gebracht.

Gerst)

Wasseralfingen. Mit Sturzhelm und „Glück auf“ geht es mit der Grubenbahn 400 Meter tief in den Braunenberg hinein. Die erste Station im Besucherbergwerk „Tiefer Stollen“ in Wasseralfingen (Ostalbkreis) ist eine 20-minütige Multivisionsschau über die Geschichte des Bergbaus im Raum Aalen. Danach können Besucher den 1840/1841 angelegten „Tiefen Stollen“ 900 Meter zu Fuß erkunden.

Die Blütezeit des Bergbaus und der Eisenverarbeitung auf der Ostalb lag zwischen 1855 und 1875. Über die Hälfte der Landesproduktion von Eisenerz kam aus Wasseralfingen. Es wurden Rekordmengen gefördert und in den dortigen Hüttenwerken sowie in Königsbronn verarbeitet.

Der Bedarf an Eisenprodukten und Walzstahlerzeugnissen war hoch

Durch die Industrialisierung und die Eisenbahn bestand ein großer Bedarf an hochwertigen Eisenprodukten und Walzstahlerzeugnissen wie etwa Schienen und Maschinenteilen.

Während der etwa eineinhalbstündigen Führung – samt inszenierter Sprengung – durch alte Erzabbaukammern, Sandsteinhallen und Felsendom erfahren Besucher Details über die harte Arbeit im Bergwerk. Mit Hammer und Schlägel, Symbol des Bergbaus, wurde das Erz anfangs aus dem Berg herausgeschlagen und in Körben ans Tageslicht getragen. Später benutzte man Schubkarren, noch später wurde es in Loren mithilfe von Menschen, Pferden oder einer Diesellok ins Freie gebracht.

Einzige Lichtquelle waren zunächst Talglichter, später Karbidlampen. Jahre darauf erleichterte der Einsatz von Handbohrern und Sprengpulver die Arbeit der Hauer.  Vom Stollenvorplatz transportierten Pferdewagen, Mitte des 19. Jahrhunderts sogar die erste Zahnradbahn Deutschlands, das aussortierte erzhaltige Gestein ins Hüttenwerk.

1803 fielen die Hüttenwerke an den württembergischen Staat. Sie entwickelten sich zu einem der bedeutendsten erzverarbeitenden Betriebe des Kontinents.

Viel Eisernes in Stuttgart stammt aus den Wasseralfinger Betrieben

1921 wurden sie Teil der „Schwäbischen Hüttenwerke“. Besonders die Wasseralfinger Betriebe wurden berühmt für ihre Eisenerzeugnisse und Kunstgussprodukte. Auch Eisernes in Stuttgart stammt von dort, etwa der Musikpavillon und die großen Brunnen am Schlossplatz. Der Anschluss des eisenerzreichen Elsass-Lothringen an das Deutsche Reich 1871 machte den „Schwabenstahl“ wegen seines nur 36-prozentigen Eisengehalts unbedeutend. 1939 endete der Bergbau am Braunenberg.

Ein Teil des nahezu staubfreien „Tiefen Stollens“, der Heilstollen, wird seit 1989 für die Behandlung von Patienten mit Atemwegserkrankungen genutzt.

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