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Museen

Wer saniert, läuft Gefahr, Publikum zu verlieren

Ab Herbst 2025 ist Schicht im Badischen Landesmuseum – mit viel Arbeit im Hintergrund. Das Land saniert in den kommenden Jahren das Stammhaus im Karlsruher Schloss. Zeitweilige Schließungen sind gerade für kleinere Häuser eine Herausforderung. Die Gefahr: beim Publikum und in der Stadtgesellschaft in Vergessenheit zu geraten.

Das Badisches Landesmuseum wird ab Herbst 2025 komplett geschlossen, die Sammlung eingelagert.

Badisches Landesmuseum)

Stuttgart/Karlsruhe. „Wir freuen uns auf die Sanierung.“ Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, sieht trotz der Komplettschließung des Museums ab Herbst 2025 den kommenden Jahren zuversichtlich entgegen – auch wenn es zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen gilt, wenn es an die bauliche Sanierung des Schlosses geht. Seit dem Wiederaufbau in den 1950er-/60er-Jahren sei die Bausubstanz nicht mehr ertüchtigt worden. „Wir haben seit Jahren darauf hingearbeitet und haben nun die Perspektive, dass das umgesetzt wird“, betont Köhne.

Ziel ist eine grundlegende, auch energetische Sanierung. Zuallererst müssen die rund 12 000 Objekte und Szenerien aus den Sälen geräumt und eingelagert werden. Da es keine Depotflächen gibt, wird dafür zunächst der rechte Seitenflügel des Schlosses genutzt. „Logistisch ist das ein sehr aufwendiger Prozess, wir haben ja vom Kaufmannsladen bis zum tonnenschweren Steinrelief ganz unterschiedliche Objekte“, meint Köhne. Als Museum werde man dann nur „in reduzierter Form präsent sein“.

In einem Interim in der Innenstadt will man Objekte präsentieren

Angedacht ist ein Interim in der Karlsruher Innenstadt, um über Baufortschritte zu informieren und Objekte zu präsentieren. Ein „normaler“ Ausstellungsbetrieb ist nicht möglich.

„Wir müssen die Konzepte für die Neuausrichtung entwickeln“, so Köhne. „Wir haben gar nicht die Räume und die Kapazitäten.“ Das Museum wird sich allerdings über digitale Angebote im Internet präsentieren.Florian Trott, kaufmännischer Geschäftsführer der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, ist schon schließungserprobt. Seit 2021 ist die Kunsthalle für die Sanierung geschlossen.

„Eine der größten Gefahren liegt darin, beim Publikum und anderen wichtigen Akteur*innen, etwa in der Stadtgesellschaft, in Vergessenheit zu geraten“, meint Trott. Die Kunsthalle hält digital und als Gast im ZKM/ Zentrum für Kunst und Medien dagegen (siehe auch Kasten).

Gerade kleinere Museen haben da schlechtere Karten, wenn die Chance auf Neugestaltung auf sich warten lässt. Das Zoologische und Tiermedizinische Museum an der Uni Hohenheim in Stuttgart etwa ist seit dem Jahr 2018 geschlossen. „Genau genommen handelt es sich um eine Sammlung, die auch für Lehrzwecke eingesetzt wurde“, sagt der Pressesprecher Florian Klebs.

Zu sehen gab es eine „Xylothek“, eine im 18. Jahrhundert angefertigte Sammlung aus „Holzbüchern“, die Wesentliches über die jeweilige Holzart wie Blätter, Rinde, Samen zwischen den Buchdeckeln aus Holz präsentierte, ausgestopfte Vögel, Säugetiere, Reptilien oder in Alkohol eingelegte Präparate. Die Räume hatten den Charme eines alten Kabinetts: ein Museum, das selbst zum Museum früherer Ausstellungspräsentationen geworden und Besuchern zugänglich war. Aktuell ist die Sammlung eingelagert, weil der Universität vonseiten des Landes angekündigt worden sei, dass das Schloss renoviert werden soll.

„Diese Renovierung hat sich jedoch immer wieder verzögert“, so Klebs. „Als Datum der Fertigstellung war einmal das Jahr 2029 anvisiert.“ Aufgrund des Raummangels sei „offen, ob, wann, wo und wie die Sammlung öffentlich zugänglich gemacht werden kann“. Auch die künftige Gestaltung des Landesbergbaumuseums in Sulzburg ist offen. Seit Oktober 2023 ist es geschlossen. Das Museum wurde in den 1980er-Jahren gegründet, die Ausstellungsräume in einem ehemaligen Kirchengebäude in der Ortsmitte zeigten die lokale Bergbaugeschichte wie die Bedeutung des Bergbaus für das Land. Finanziell beteiligt hat sich das Land nicht am Museum, auch wenn dieses das Land im Titel führt.

„Das Landesmuseum wurde maßgeblich von der Stadt finanziert“, so Bürgermeister Dirk Blens . „Aber es ist mit jährlich rund 60 000 Euro ein defizitäres Unternehmen.“ Im Zuge der Neuausrichtung und Stadterneuerung sowie eines touristischen Gesamtkonzepts hat nun ein Investor die umliegenden Gebäude in Erbpacht übernommen, das Kirchengebäude ist in die Pläne ebenfalls einbezogen. Aktuell sind die Ausstellungsstücke eingelagert oder als Leihgaben an andere Museen gegangen, die Exponate seien digitalisiert und so zugänglich.

Das Bergbaumuseum in Sulzburg hofft auf finanzielle Unterstützung

„Wir hoffen, die Objekte bald zentrumsnah ausstellen zu können“, sagt Blens. „Der Bergbau in musealer Form soll eine Zukunft haben, daran hat auch der Investor ein Interesse.“ Man hoffe auf finanzielle Unterstützung durch das Land. „Man muss die Lasten zukünftig verteilen“, so Blens, „wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten, aber nicht nur die Kommune kann die Last tragen.“

Schließung von Museen ist Herausforderung und Chance

Eine temporäre Schließung sei „ein großer Einschnitt, fürs Publikum, aber auch für die Mitarbeitenden des Hauses“, sagt Florian Trott von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Das Team habe die Möglichkeit, „über das eigene Selbstverständnis zu reflektieren und „Weichen für die zukünftige programmatische Ausrichtung zu stellen“ oder „interne Strukturen und Prozesse kritisch zu beleuchten und weiterzuentwickeln“. Alle Bemühung werde „für die optimalen Bedingungen für die Kunst sowie für ein bestmögliches Besuchserlebnis unternommen“.

„Wir freuen uns auf die Sanierung. Wir haben seit Jahren darauf 
hingearbeitet“, sagt Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe.
Beate Mehlin

Korrektorat und freie Mitarbeiterin beim Staatsanzeiger

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