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Bruder- und Nächstenliebe

Eine künstlerische Darstellung des biblischen Konflikts zwischen den Brüdern Kain und Abel.
IMAGO/H.Tschanz-Hofmann)„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“, steht schon bei Schiller. Kurz und knapp: Mit Nachbarn ist oft nicht gut Kirschen essen. Nachbarschaftsverhältnisse zählen zu den kompliziertesten, konfliktträchtigsten Beziehungen. Mitunter gehen die Verletzungen tief – und werden weit länger als Hochzeitstage im Gedächtnis bewahrt. Wie anders ist es zu erklären, was jetzt im angenehm, entspannten Ambiente einer Festlichkeit im Kurpark Bad Überkingen geschah? Ein 77-jähriger Elektro-Rollstuhlfahrer sprühte dort unvermittelt einem 49-Jährigen Pfefferspray ins Gesicht – nur weil die beiden, einst Nachbarn, 2018 im Streit um, ja tatsächlich, einen Kirschbaum auseinandergegangen waren …
Leichter als die Nachbarliebe sollte die Nächstenliebe fallen, spätestens seit Jesus als Gebot etabliert. Und wer steht einem – schon genetisch – so nah wie ein Bruder? So hat die Französische Revolution neben der Freiheit und Gleichheit die Brüderlichkeit zur Parole erkoren. Allein, damit ist es nach wie vor nicht weit her, wie ein Vorfall aus Tuttlingen zeigt. Am Samstag, so heißt es im Polizeibericht, „schlug aus bislang unbekannten Gründen ein 53-Jähriger seinen Bruder mit einem bislang unbekannten Gegenstand auf den Kopf“. Dieser wurde schwer am Ohr verletzt. „Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein.“ Moment! Es war doch gerade der Bruder … Leider ist das eben keine Garantie für gegenseitiges Wohlwollen und Zuneigung, wie schon in dem Buch der Bücher, der Bibel, klar wird: Das erste Brüderpaar, das dort auftritt, sind ja Kain und Abel.