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25 Jahre Baden-Württemberg Stiftung

BW-Stiftung: Birgit Pfitzenmaier ist von Anfang an dabei

Die Baden-Württemberg Stiftung feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Fast genauso lang ist Birgit Pfitzenmaier, die stellvertretende Geschäftsführerin im Projektbereich, bereits dort. Und das Motto im Jubiläumsjahr, „Zuversicht“, scheint ihr wie auf den Leib geschneidert.

Kaum jemand kennt die BW-Stiftung so gut wie sie: Birgit Pfitzenmaier. Sie ist die stellvertretende Geschäftsführerin im Projektbereich, und fast von Anfang an dabei.

Achim Zweygarth)

Stuttgart. Kaum jemand kennt die BW-Stiftung so gut wie sie. Birgit Pfitzenmaier, die stellvertretende Geschäftsführerin im Projektbereich, ist fast von Anfang an dabei. „Ich fand die Arbeit total spannend. Da wollte ich hin“, erzählt die inzwischen 64-Jährige. Sie brennt heute noch genauso für die Arbeit wie vor 25 Jahren, als sie den damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) um den Wechsel zur Stiftung bat. Sechs Jahre lang war sie als Referentin für ihn tätig gewesen und hatte die Einrichtung der Landesstiftung Baden-Württemberg, wie sie in den Anfangsjahren hieß, hautnah im Staatsministerium miterlebt.

Teufel beurlaubte sie und so konnte Birgit Pfitzenmaier im November 2001 nahtlos wechseln. „Wir waren ein ganz kleines Team“, erinnert sie sich. Der erste Geschäftsführer, Claus Eiselstein, war ein Beamter aus dem Staatsministerium, beurlaubt für den Aufbau der Stiftung. „Er musste alles neu aufbauen und hat anfangs auch das Kopierpapier noch selbst gekauft und mit dem eigenen Auto transportiert“, berichtet Pfitzenmaier aus der Anfangszeit. Gerade mal zehn Mitarbeiter hatte die Stiftung damals.

Fünf Jahre war Eiselstein Geschäftsführer der Stiftung, dann folgte Herbert Moser. Ein geschickter Schachzug vom neu ins Amt gekommenen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU). Hatte er mit Moser nicht allein erneut einen fähigen Geschäftsführer für die Stiftung gefunden, sondern durch die Nominierung des SPD-Politikers und Finanzexperten auch die Kritik an der Stiftung verstummen lassen.

4,7 Milliarden D-Mark flossen als Kapital in die Stiftung

Denn diese war gerade vonseiten der Sozialdemokraten in den Anfangsjahren groß gewesen. 4,7 Milliarden D-Mark hatte das Land für den Verkauf von EnBW-Aktien an den französischen Energiekonzern EDF erhalten. Doch was sollte mit den Einnahmen geschehen? Sollten sie in den Haushalt fließen und letztendlich die Zahlungen an den Länderfinanzausgleich erhöhen? Sollten sie genutzt werden, um Schulden zu tilgen? Ministerpräsident Teufel sah das anders: Das ist Vermögen des Landes und es gehört den Bürgern im Land, war er überzeugt. Daher die Konstruktion mit der Stiftung. Er wollte weder, dass dieses Vermögen durch das Rückzahlen von Schulden aufgezehrt wird, noch dass das Land dieses Geld letztendlich in den Länderfinanzausgleich einzahlen muss. Das Geld sollte dem Land und den Bürgern dauerhaft erhalten bleiben. Teufels Entscheidung war damals hoch umstritten. Vor allem die SPD kritisierte diese und setzte sich dafür ein, die Schuldenlast des Landes mit dem Geld zu senken.

Rund 40 Millionen Euro aus den Zinsen stehen der BW-Stiftung jedes Jahr für die Förderung von Projekten zur Verfügung. Das Kapital selbst wird nicht angerührt. Pfitzenmaier und ihr Team sind für den Bereich Gesellschaft und Kultur zuständig. „Als ich zur Stiftung kam, waren die beiden Themenfelder Wissenschaft und Bildung bereits besetzt. Ich durfte mich dann um alle anderen Themen kümmern und einen Bereich komplett aufbauen“, erzählt sie begeistert.

Sie spricht von Anti-Sucht-Programmen für Senioren, von Eltern- und Familienbildung, von Anti-Gewalt-Trainings. Dabei war es nicht immer einfach. Dass sie in ihrem Bereich auch Angebote für Täter machte, gefiel nicht jedem. „Wir sind damals scharf angegangen worden. Ich habe Anrufe bekommen, da haben sich die Leute bitter beklagt, dass wir gutes Geld für so etwas ausgeben. Das Geld sollte doch den Opfern zugute kommen.“ Etwa den Frauen, die mit ihren Kindern in ein Frauenhaus fliehen. „Ich bin froh, dass wir damals durchgehalten haben“, sagt Pfitzenmaier. Denn sie und ihre Mitarbeiter hatten schnell bei den Programmen festgestellt, dass es nicht damit getan ist, sich um die Opfer zu kümmern. Selbstverständlich müsse man die Frauen im Frauenhaus unterstützen, mit den Kindern arbeiten und die Schulen sensibilisieren. Doch es werde sich nichts ändern, wenn man die Täter nicht in den Blick nimmt. Denn häufig kehrten die Frauen mit ihren Kindern nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Wobei sie auch weiß: Es sind zwar häufig Männer, die Gewalt ausüben, doch nicht immer.

Die Projekte wurden auch wissenschaftlich begleitet

Gefördert werden von der Stiftung ergänzende Projekte oder Dinge, die nicht zu den Aufgaben des Landes gehören. Pfitzenmaier hat von Anfang an auch darauf geachtet, dass die Projekte wissenschaftlich begleitet und evaluiert wurden. Ergebnisse, die auch mit Ansprechpartnern im Internet veröffentlicht werden, sodass andere Kommunen oder Einrichtungen, die ähnliche Aufgabenstellungen haben, Kontakt aufnehmen können, sich austauschen können und so auch voneinander lernen können. „Man muss ja nicht jeden Fehler selber machen“, sagt Pfizenmaier augenzwinkernd.

Nachdem Günther Oettinger in einer Regierungserklärung im Landtag die Kampagne Kinderland ausgerufen hatte, war die ehemalige Kultusministerin Marianne Schultz-Hector (CDU) mit der Idee an ihn herangetreten, doch eine Kinderlandstiftung zu gründen. Sie gab selbst viel Geld aus ihrem Privatvermögen und die Stiftung wurde bei der BW-Stiftung angesiedelt. „Ich hatte das große Glück, dass die Gründung der Stiftung in meinen Bereich fiel“, erzählt Pfitzenmaier mit Begeisterung.

Eine Begeisterung, die sie bis heute für ihre Arbeit mitbringt. Für Pfitzenmaier, die nach dem Abi an der Verwaltungshochschule studiert hat, ist ihre Arbeit kein normaler Bürojob. Sie lebt ihn mit hohem Engagement. „Da ist man auch am Wochenende oder abends erreichbar, wenn jemand anruft.“ Und selbst im Urlaub hat ihr Mann sich längst daran gewöhnt, dass sie den einen oder anderen beruflichen Anruf entgegennimmt.

Bei der Stiftung Kinderland stehen keine so hohen Beträge zur Verfügung. Etwa zwei Millionen Euro können jährlich ausgegeben werden. Doch auch mit wenig Geld lässt sich viel machen. Etwa Hochbeete in Kindergärten. Die sind mehr als nur Beete für Gemüse und Pflanzen. Hier packen Väter, oft mit Migrationshintergrund, beim Bau mit an, die die Kitas sonst nicht erreichen. Mütter zeigen, was man mit dem Gemüse kochen kann. Erzieher, Eltern und Kinder kommen in den Austausch. Darüber lassen sich dann auch weitere Themen ansprechen.

Ein Projekt der Kulturakademie auf Schloss Rothenfels.

Pfitzenmaier sprüht vor Begeisterung über die vielen Projekte, die gemacht werden. Damit könne viel Gutes bewirkt werden. „Ich kann da nur unterstützen und ihnen so viele Hürden wie möglich aus dem Weg räumen“, sagt sie. Für sie wurde die Stiftung zu einer Lebensaufgabe. Begriffe wir „Work-Life-Balance“ sind ihr weniger geläufig. Ihr Engagement zeigte sich bereits früh. Im Wissenschaftsministerium – bevor sie ins Staatsministerium wechselte – musste sie etwa Wirtschaftsprüfungsberichte für eine Uniklinik prüfen. Kameralistik war ihr vertraut, nicht jedoch die doppelte Buchführung. Also meldete sie sich kurzerhand in ihrer Freizeit für einen entsprechenden Kurs an. „Ich wollte wissen, von was ich rede.“

Zum kommenden Jahr wird für sie ein neuer Abschnitt beginnen. Mit dem Ende des Jubiläumsjahrs zu 25 Jahren BW-Stiftung wird sie in den Ruhestand gehen. „Es ist wichtig, dass man rechtzeitig geht“, sagt sie. Der Friedhof der Unersetzlichen sei bereits voll. Da wolle sie nicht hin. Und sie ist überzeugt: Andere werden die Arbeit anders, aber auch gut machen. Sie selbst habe viele tolle Dinge auf den Weg bringen dürfen.

Zur Person

Birgit Pfitzenmaier ist ihr Leben lang in Stuttgart geblieben. Nach dem Studium an der Verwaltungshochschule war sie drei Monate beim Landesamt für Besoldung, bevor sie ins Wissenschaftsministerium wechselte. Von dort ging es nach 1,5 Jahren ins Staatsministerium, wo damals nur wenige Frauen arbeiteten. Ministerpräsident Erwin Teufel wurde auf sie aufmerksam, als sie die Informationen für einen Messebesuch für ihn ausgearbeitet hatte. Das hatte so gut geklappt, dass er „den Pfitzenmaier“ kennenlernen wollte, da auf dem Papier nur der Nachname stand. „Ich hatte das Glück, immer dort zu sein, wo es spannend war“, sagt sie.

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