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Brandübungscontainer

Die Feuerwehr Esslingen übt unter Realbedingungen für den Einsatz

18 Freiwillige Feuerwehrleute aus Esslingen waren am vergangenen Samstag im Brandübungscontainer in Riedlingen. Auch ich war mit dabei. Unter Realbedingungen konnten wir uns uns in dem mit Holz befeuerten Container an die Hitze gewöhnen und beobachten, wie sich die Rauchschichten entwickeln. Auch lernten wir, wie man etwa eine Rauchgasdurchzündung verhindert.

Im Brandübungscontainter zünden die Rauchgase durch. "Rollover" nennt man das.

Daniel Goltsche)

Riedlingen . Es knackst und knistert, als würde man an einem Lagerfeuer sitzen. Doch ganz so gemütlich ist es im Brandcontainer der „International Fire & Rescue Training“ (IFRT) , der abgelegen im Ortsteil Pflummern steht, nicht. Im hinteren Teil des Brandcontainers, in der Brennkammer, schlagen die Flammen immer höher aus. Der Rauch breitet sich über den Köpfen von den 18 Freiwilligen Feuerwehrleute aus.

Über Türen und Öffnungen können die Ausbilder Luft zuführen, oder abschneiden, das wirkt sich auf die Brand- und Rauchentwicklung aus. Genau darum geht in der Rauchgasdurchzündungsanlage.

Unter Realbedingungen sollen wir uns zum einen an die Hitze des Feuers gewöhnen und beobachten, wie sich die verschiedenen Rauchschichten bilden, wie sie ihre Farbe verändern, wie sie pulsieren und schließlich durchzünden.

In den Container geht es im Rahmen der Truppmann 2 Ausbildung

Im Rahmen der Ausbildung “ Truppmann 2“ – die auf die Grundausbildung “ Truppmann 1“ folgt – geht es unter anderem in den Brandcontainer. Für einige von uns ist das quasi die Feuertaufe. Umso wichtiger, diese Erfahrung machen zu können. Begleitet werden wir von unserem Ausbilder Daniel Goltsche.

Er ist bei der Feuerwehr Esslingen für den “ Truppmann 2“ verantwortlich, betreut aber auch den “ Truppmann 1“ mit und den Truppführerlehrgang. Er hat den Tag bei der IFRT organisiert. Auch die Ausbilder-Tätigkeit ist ehrenamtlich. Goltsche macht das zusätzlich zum normalen Feuerwehrdienst. Dafür bringt er etwa zehn Stunden im Monat auf.

Hier geht es zum Video: Brandübung

Über den Köpfen der Feuerwehrleute wird der Rauch immer dichter. Foto: Daniel Goltsche

Nach einem kurzen Theorieteil geht es unter Atemschutz los

Vier Mal geht es unter Atemschutz in den Brandcontainer. Zunächst gibt es einen theoretischen Teil, in dem Jochen, den wir JJ nennen dürfen, von der IFRT erklärt, welche Gefahren es bei Bränden in geschlossenen Räumen gibt, welche Rauchgasphänomene es gibt und wie wir uns bei der Brandbekämpfung fortbewegen, wie wir richtig mit dem Hohlstrahlrohr umgehen.

Nach der Theorie geht es zum Brandcontainer. Etwas entfernt sind Biertische aufgebaut, darauf liegen die Halterungen für die Atemschutzgeräte, links daneben stehen die gelben Atemluftflaschen aus Stahl. Jeder nimmt sich eine Schutzmaske und einen Lungenautomat.

Nun heißt es ausrüsten. Wir setzen die Flasche in die vorgesehene Halterung, ziehen das Band oben um die Flasche fest und drehen das Schraubventil unten zu. Dann ziehen wir die Atemschutzmasken an und testen, ob sie dicht sind. Dann die Flammschutzhaube darüber und den Helm. Dann kommt die Flasche auf den Rücken, das Gewicht soll auf der Hüfte sitzen, da ziehen wir die Bebänderung fest, oben darf sie lockerer sein, damit wir uns gut bewegen können. Über die Atemschutzausrüstung ziehen wir noch einen Schutzmantel, damit die Geräte nicht schmutziger werden als nötig. Gut verpackt laufen wir zum Container, aus dem es ordentlich qualmt.

Irgendwann entzünden sich die Rauchgase an der Decke

In den aneinander gebauten Containern wird mit Paletten ein Feuer entzündet. Die Stahltür zur Brennkammer wird verschlossen, so dass sich durch eine unvollständige Verbrennung brennbare Rauchgase bilden. Wird die Türe geöffnet, strömen die Rauchgase durch, die bis zu 400 Grad erreichen. Wir ziehen kurz einen Brandschutzhandschuh aus und greifen in den Rauch hinein. Es ist sehr warm, unter der Schutzkleidung hatte man das nicht gespürt. Wenn man noch in den Rauch hineingreifen kann, sind es rund 100 Grad.

Die Rauchgase strömen an der Decke des Containers entlang. Irgendwann entzünden sie sich, dabei spricht man von einem „Rollover“. Ein eigenartiges Gefühl, wenn die Flammen von hinten nach vorne direkt über den Kopf hinwegziehen und zugleich beeindruckend. Man merkt, wie es immer wärmer wird. Wir lernen an diesem Tag auch die Grenzen unserer Schutzkleidung kennen.

Einer der Ausbilder gibt uns den Tipp, die Schutzkleidung immer mal wieder aufzuschütteln. Ihm zufolge wirkt die Luft zwischen Schutzkleidung und Haut isolierend. Und das stimmt, wenn die Hose eng anliegt, dann wird es deutlich wärmer, als wenn sie locker auf der Haut aufliegt. Gefühlt noch wärmer wird es, wenn Wasserdampf entsteht. Durch die Feuchtigkeit fühlt es sich heißer an, als es tatsächlich ist.

Wir tasten uns kriechend durch den Raum und sehen nichts

Zwei Runden kauern wir im Container und beobachten die Rauchentwicklung und die Rauchgasdurchzündungen. Dann teilen wir uns in zwei Gruppen auf, meine Kameradin Franka und ich sind in der Gruppe Strahlrohrtraining. Wir haben die Aufgabe, mit dem Wasserstrahl einen Balken nachzufahren, einen kleinen und einen größeren Punkt auszufüllen und einen schmalen Strich im Kreis nachzuzeichnen. Dafür müssen wir den Strahl am Hohlstrahlrohr entsprechend einstellen. JJ zeigt uns, wie wir uns mit dem Schlauch fortbewegen können. Dazu klemmt er den Schlauch unter ein Bein, und robbt mit dem anderen vorwärts.

Nach einer kurzen Mittagspause geht es wieder in den Container. Diesmal dürfen wir darin mit dem Strahlrohr arbeiten, wir sollen die Rauchgase kühlen, um eine Durchzündung zu verhindern. Ich nehme das Strahlrohr, schiebe den Hebel vor, und ziele auf die Decke. Ich fahre mit dem Wasserstrahl in großen Kreisen von vorne nach hinten eine möglichst große Fläche ab. Der Strahl, der auf den Container trifft, macht wummernde Geräusche. Die Kühlung hat Erfolg, der Rauch wird heller, eine Durchzündung konnte ich verhindern, es zeigt sich keine Flamme.

Gegenseitiges Anschließen des Lungenautomats. Foto: Daniel Goltsche

In Trupps gehen wir zur Brandbekämpfung vor

Bei der letzten Runde gehen wir in Trupps zur Brandbekämpfung vor. Ich sichere Franka ab, indem ich das Strahlrohr auf die Tür gerichtet bereithalte. Franka öffnet die Tür. Rauch quillt uns entgegen. Wir gehen im Kriechgang hinein. Der Rauch ist so dicht, dass wir nichts sehen. Wir tasten uns voran. Links und rechts vom Schlauch, den wir nachziehen. Damit haben wir Probleme, weil er sich immer wieder verkantet. Die schweren Flaschen auf dem Rücken, im Kriechgang und dazu den Schlauch mitführen, das ist anstrengend.

Wir finden ein Fenster und öffnen es. Wir sprühen Wasser aus dem Fenster. Das Fenster sollte möglichst mit dem Strahl ausgefüllt sein. Hydraulische Ventilation nennt man das. Der Rauch wird dabei mit nach draußen gezogen, der Raum entlüftet. Nun sehen wir kurz etwas mehr.

Wir tasten uns weiter bis wir an eine Türe kommen, im Raum nebenan sehen wir das Feuer. Nun geht es an die Brandbekämpfung. Nachdem wir „Feuer aus“ melden, ist unsere Arbeit erledigt und wir verlassen den Container. Erschöpft, aber zufrieden.

Eine Nachbesprechung hilft uns, unsere Technik zu verbessern

Es ist eine Wohltat, das Atemschutzgerät abzulegen und etwas zu trinken. Es gibt noch eine Nachbesprechung mit dem IFRT-Ausbilder, der uns begleitet hat. Gemeinsam erörtern wir, was gut lief und was nicht. Das direkte Feedback ist sehr hilfreich. An unserem Schlauchmanagement müssen wir arbeiten, was wir uns vornehmen, gleich im nächsten Übungsdienst zu machen.

Zwar ist die Brandlast in einem Wohnzimmer mit Sofas, Tischen und Kunststoff größer, als in dem Container, doch hat der Tag viele Eindrücke hinterlassen, Eindrücke, die uns im Einsatz helfen werden. Deshalb ist es Goltsche zufolge auch so wichtig, dass Feuerwehrleute im Rahmen ihrer Ausbildung die Möglichkeit bekommen, an einer solchen Realbrandübung teilzunehmen. Denn Trainieren schaffe Sicherheit.

International Fire & Rescue Training

2007 wurde das Ausbildungszentrum „International Fire Rescue Training“ (IFRT) in Külsheim im Main-Tauber-Kreis gegründet. Mittlerweile gibt es einen weiteren Standort in Pflummern, ein Ortsteil von Riedlingen. Ziel der Aus- und Fortbildungen ist, die Feuerwehrleute für den realen Einsatz vorzubereiten und das bereits Erlernte zu vertiefen, um für den Feuerwehreinsatz gerüstet zu sein, heißt es auf der Internetseite der IFRT .

Jennifer Reich

Redakteurin Politik und Verwaltung

0711 66601-183

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