Die SPD wählt Anneke Graner auf Platz 20 der Landesliste

Anneke Graner will mit der Familienzeit weiterhin dafür werben, dass auch Politik und Kinder durchaus vereinbar sind.
Privat)Die Südwest-SPD startet mit großen Ambitionen und dem auf den Spitzenkandidaten gemünzten Slogan „Andi dreht das! Stoch für Baden-Württemberg“ in den Vorwahlkampf. Auch wenn das Ergebnis der Landtagswahl am 8. März 2026 über die mageren Umfragewerte von zehn Prozent nicht hinauskommt, hat Anneke Graner beste Chancen auf eine Rückkehr ins Parlament, nachdem die Parteibasis sie auf Platz 20 der Landesliste gewählt hat.
Punkten konnte die 45-jährige Mutter von zwei Kindern auf der Vertreterversammlung am vergangenen Wochenende in Pforzheim mit einem Alleinstellungsmerkmal. Als Nachrückerin für den 2012 zum Karlsruher Oberbürgermeister gewählten Frank Mentrup (SPD) hatte sie ein Konzept für eine Elternzeit für Abgeordnete entwickelt und mithilfe eines interfraktionellen Bündnisses durchgesetzt – damit wurde Baden-Württemberg bundesweit Vorreiter.
Die Juristin, die in Freiburg und Grenoble studiert und bei der Allianz gearbeitet hat, erinnert sich noch gut an ihre ersten Wochen im Landesparlament mit einem kleinen Kind. Eine klassische Elternzeit für Abgeordnete ist verfassungsrechtlich nicht möglich, weil sie ihr Mandat nicht ruhen lassen können. Graner entwickelte eine Alternativ-Idee, schlussendlich wurde die Geschäftsordnung geändert.
Die Landtagspräsidentin muss seither für längstens sechs Monate Urlaub innerhalb der gesetzlichen Mutterschutzfristen gewähren, wenn dies von einer oder einem Abgeordneten beantragt wird. Vereinbart ist, dass sich die Mehrheitsverhältnisse dadurch nicht verändern.
2016, nach dem verpassten Wiedereinzug in Parlament, wechselte die Sozialdemokratin ins grün-geführte Sozialministerium und war zunächst im Bereich Pflege tätig. Inzwischen ist sie stellvertretende Referatsleiterin im Bereich Kinderschutz.
Erste politische Erfahrungen sammelte sie schon in der Familie. Ihr Vater war SPD-Stadtrat, ihre Mutter nicht nur frauenpolitisch aktiv. „Diskussionen über aktuelle Themen haben zu unserem Alltag gehört“, erzählt sie. Folgerichtig zog es sie Ende der Neunziger in den Ettlinger Jugendgemeinderat.
Noch heute ist sie dem damaligen CDU-Oberbürgermeister Josef Offele für dessen Umgang mit dem Jugendgemeinderat dankbar. „Auf Augenhöhe würde es heute heißen“, sagt Graner, „wir haben uns damals einfach gefreut, wie ernsthaft er sich für unsere Anliegen interessiert hat.“ Jetzt will sie ihre Erfahrungen zurück in den Landtag tragen und „viele neue sammeln“. Und mit der Familienzeit weiterhin dafür werben, dass auch Politik und Kinder durchaus vereinbar sind.
Drei Fragen…
Was ist der größte Reiz der Landespolitik?
Man ist näher an den Menschen, für die man Politik macht. Berlin dagegen wirkt doch manchmal ganz schön weit weg. Außerdem ist Baden-Württemberg meine Heimat und hier wirken zu dürfen, für mich eine riesige Freude und Ehre gleichermaßen.
Nach den eigenen Erfahrungen im Jugendgemeinderat: Wie können Jugendliche breiter und dauerhaft für Politik interessiert werden?
Ich halte Teilhabe und demokratische Selbstwirksamkeit für wichtige Punkte: Jugendliche müssen in Bereichen, die sie – und zwar nicht nur lokal – betreffen, die Erfahrung machen, dass sie durch ihr Engagement Dinge beeinflussen können. Diese Möglichkeit sollte auch auf überregionale Ebenen ausgeweitet werden.
Pflegende Angehörige müssen mehr in den Mittelpunkt der Pflege-Debatte gerückt werden. Wie kann das gelingen?
Konkret durch finanzielle Unterstützung, etwa ein Landespflegegehalt. Aber auch das Thema Entlastung im Alltag ist wichtig. Unterstützungsmöglichkeiten im Bereich der Kurzzeitpflege sollten deshalb unbedingt ausgebaut werden.