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Lehrkräfte arbeiten noch öfter in Teilzeit 

Baden-Württemberg hat laut neuesten Zahlen bundesweit den dritthöchsten Anteil an Teilzeitlehrkräften. Die von anderen Bundesländern abweichende Altersstruktur der Lehrerschaft könnte eine Ursache dafür sein. Das Kultusministerium will die Möglichkeiten zu Teilzeit begrenzen,  der Verband Bildung und Erziehung warnt vor diesem Schritt.

Rund jede zweite Lehrerin bundesweit arbeitet in Teilzeit.

dpa/Westend 61/William Perugini)

Stuttgart/Wiesbaden . Einen neuen Rekord gibt es bei der Teilzeitarbeit von Lehrern allgemeinbildender Schulen in Deutschland: Mit 42,3 Prozent lag die Quote im Schuljahr 2022/2023 auf dem höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Das teilte das Statistische Bundesamts (Destatis) in Wiesbaden mit. Im Jahr zuvor betrug die Quote bundesweit 40,6 Prozent. Dabei wären dringend mehr Lehrkräfte erforderlich, um den steigenden Bedarf zu decken.

Der Frauenanteil ist in der Lehrerschaft besonders hoch

Die hohe Teilzeitquote bei Lehrern im Vergleich zu anderen Berufen erklärt sich allgemein durch den hohen Anteil von Frauen, besonders in Grundschulen. Fast jede zweite Lehrerin arbeitet in Teilzeit; bei den Lehrern sind es nur 21,8 Prozent.

Groß sind auch die Unterschiede zwischen den Ländern. So arbeiten in Hamburg 54,4 Prozent der Lehrkräfte in Teilzeit, in Sachsen-Anhalt dagegen sind es nur 21,4 Prozent. Baden-Württemberg liegt hinter Hamburg und Bremen mit 49,3 Prozent auf Platz drei, andere westliche Flächenländer wie etwa Bayern (45,1 Prozent) und Niedersachsen (37,9 Prozent) liegen deutlich dahinter.

Mehrere Gründe für Abweichungen unter den Ländern sind denkbar

Wie ist das zu erklären? Mehrere mögliche Gründe kommen in Betracht, heißt es beim Verband Bildung und Erziehung (VBE).  Unterschiedliche Teilzeit-Regelungen und Schulstrukturen in den Bundesländern und  mehr könnten eine Rolle spielen; Baden-Württemberg hat ein besonders ausdifferenziertes Schulsystem. Allerdings sei das ein Stück weit Spekulation.  Im Kultusministerium verweist man ebenfalls auf „unterschiedliche landesrechtliche Regelungen“; daneben aber auch auf „gesellschaftliche Traditionen oder auch auf die Altersstruktur“.

Ein Argument für letzteres: In Sachsen-Anhalt und Thüringen gebe es prozentual viel mehr über 50-Jährige Lehrkräfte als in Baden-Württemberg. Viele jüngere Lehrer und mehr noch Lehrerinnen arbeiten aber aus familiären Gründen in Teilzeit. Zudem seien im Südwesten rund 50 000 neue Lehrkräfte eingestellt worden, meist jüngeren Alters – und somit vor Abschluss der Familienplanung.

Streit um Maßnahmen zur Senkung der Teilzeitquote im Südwesten

Angesichts des Lehrermangels möchte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) die Teilzeitquote mit sanftem Druck erhöhen: „Sonstige Gründe“ , also nicht Kinderbetreuung oder Verwandtenpflege, sollen nicht mehr ohne weiteres beim Antrag auf Deputatsverringerung akzeptiert werden. Nordrhein-Westfalen erwägt das auch.

VBE-Landeschef Brand aber warnt davor: „Die Maßnahme wäre absolut kontraproduktiv, da das Land die Attraktivität des Berufsbildes drastisch schwächen würde.“ Lehrerkräfte hätten ihre guten Gründe für Teilzeit – auch „weil sie sich ein volles oder ein Dreiviertel-Deputat aufgrund der Belastung nicht zutrauen“. Nehme das Land diese Möglichkeit, so Brand, „geht es das Risiko ein, dass sich immer mehr junge Menschen gegen den Beruf entscheiden. Die Rechnung, mehr Lehrerstunden zu erhalten, würde somit langfristig eben nicht aufgehen.“

Christoph Müller

Redakteur Bildung & Wissenschaft

0711 66601-182

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