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Porträt der Woche: Sarah Hagmann

Sarah Hagmann will die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärken

Die 38-Jährige ist für Josha Frey in den Landtag nachgerückt. Ihr Anliegen ist vor allem, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken.

Sara Hagmann ist für Josha Frey in den Landtag nachgerückt.

Privat)

Ihr Antrieb ist hochaktuell: „Es ist unsere historische Verantwortung“, so Sarah Hagmann , „unseren Kindern eine funktionierende Demokratie, eine offene Gesellschaft und einen lebenswerten Planeten zu übergeben.“ Die neue grüne Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Lörrach hat ihr persönliches Zeichen gegen Rechtsnationalisten und -populisten schon 2017 gesetzt. Nach dem Einzug der AfD in den Bundestag trat die gebürtige Ehingerin bei den Grünen ein. Anfang Januar ist sie für Josha Frey in Parlament nachgerückt. Noch sieht sie sich in der Findungsphase, bringt aber vor allem ein Anliegen mit: Die zweifache Mutter will sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen.

Hagmann ist ein Landeskind insofern, als sie aus der württembergischen Heimat im Zuge ihrer Doktorarbeit ins Dreiländereck zwischen Baden-Württemberg, Frankreich und der Schweiz wechselte – mit den Vorteilen der grenzüberschreitenden Möglichkeiten und mit Eindrücken, die Südbaden noch von nördlicheren Regionen unterscheiden: „Hier merkt man die Hitze und die Auswirkungen der Erderwärmung schon sehr stark.“ Der Kampf dagegen sei auch ein Kampf für die Zukunft ihrer und aller Kinder. Die Erwerbsarbeit von Frauen sei auch ein wichtiger Hebel, um Fachkräfte zu gewinnen, „und den sollten wir nutzen“. Dies könne aber nur gelingen, wenn Partnerinnen und Partner dies wollen und unterstützen: „Das Thema geht alle Geschlechter an“.

Von 2005 bis 2008 hat Hagmann Betriebswirtschaftslehre studiert an der Dualen Hochschule Ravensburg, mit Praxisphasen bei einem Maschinenbauunternehmen mit Niederlassungen in Argentinien und Spanien. Aber der Gedanke, erzählt sie, mich näher mit Sprachen und Geisteswissenschaften zu beschäftigen, ließ sie nicht los. Sie schrieb sich an der Universität Heidelberg für Geschichte, Spanisch und Politikwissenschaft ein, um 2016 das Ersten Staatsexamen abzulegen. Sie arbeitete in der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission am Georg-Eckert-Institut in Braunschweig und startete in ihre Doktorarbeit über die Arbeit jüdischer Hilfsorganisationen im Zweiten Weltkriegs. Die jüdische Geschichte, so eine ihrer Thesen, werde insgesamt zu sehr als Verfolgungsgeschichte wahrgenommen. Noch ein hochaktuelles Thema, dem sie sich auch im Rahmen ihrer landespolitischen Tätigkeit widmen möchte.

Drei Fragen …

Wie kann die Erwerbsarbeit von Frauen erhöht werden?

In Baden-Württemberg arbeitet die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit, viele davon mit wenigen Stunden. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Betreuung von Kindern und in der Pflege von Angehörigen. Deshalb brauchen wir mehr Personal in der Kinderbetreuung und in Pflegeeinrichtungen. Außerdem benötigen Frauen mehr Anerkennung und deutlich bessere Gehälter. Ein anderes Steuersystem und flexible, Arbeitsmodelle sind ebenfalls erforderlich.

Wie viele Stunden muss der Rechtsanspruch auf die Ganztagsgrundschule pro Woche umfassen?

Der Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Grundschulkinder ab dem Schuljahr 2026/2027 wird montags bis freitags acht Stunden täglich betragen. Die Betreuung kann innerhalb der Grundschule oder in Form von Betreuungsangeboten der Kommune oder privater Trägern stattfinden. Damit wird ein wichtiger Baustein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie für die Bildungsgerechtigkeit der Kinder realisiert. Dies gilt es gut aufzugleisen.

Welche politischen Möglichkeiten gibt es, Männer zu überzeugen, sich mehr an unbezahlter Familienarbeit zu beteiligen?

Wir müssen an die Strukturen ran. Das heißt flexibles Arbeiten, Homeoffice, geteilte Führungspositionen. Nur wenn die Möglichkeiten gegeben sind, kann es auch zu einem Wandel im Denken und Handeln kommen. Wir brauchen die gesellschaftliche Diskussion und Anerkennung darüber, dass Familienarbeit viel Arbeit ist, die oft unsichtbar bleibt.

Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer

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