Glosse

Wie die Alten brummen

Mittelständler Wolfgang Grupp und Ministerpräsident Winfried Kretschmann sind nahezu doppelt so alt wie Finanzminister Danyal Bayaz. Das führt nicht nur dazu, dass sie über die Welt anders denken, sondern ihre Pläne für die Zukunft sind auch nicht dieselben, findet Politikredakteur Michael Schwarz.

Rona Eccard)

Die Deutschen sind ein Volk von Heimarbeitern geworden. Und endlich gibt es einen, der ausspricht, was das für die Lage der Nation bedeutet. Dabei wiederholt Wolfgang Grupp, immer aus dem Ei gepellter 82-jähriger Firmenpatriarch, nur, was schon die Weber wussten, deren Elend Gerhard Hauptmann beweint: „Wenn einer zu Hause arbeitet, ist er unwichtig.“

Doch weil Grupp kein Unmensch ist, darf bei Trigema, dem letzten deutschen Bekleidungshersteller, der noch ausschließlich in Deutschland produziert, das gesamte Personal in Burladingen arbeiten – direkt gegenüber der Fabrikantenvilla, die selbstredend einen Hubschrauberlandeplatz besitzt.

Anders sieht es da in der Landesregierung aus. Da gibt es zwar auch einen Patriarchen, der eine Villa hütet. Doch ein anderes Amtszimmer ist oft verwaist. Der Finanzminister zieht es nämlich vor, aus dem Münchner Homeoffice zu agieren, wenn immer es die Lage der baden-württembergischen Teilnation erlaubt. Er legt dabei die Lage, wenn wir die Gedanken des Patriarchen, der die Fahne hochhält, richtig interpretieren, recht großzügig aus.

Dies könnte ihm zum Nachteil gereichen, denn die Idee einer Work-Life-Balance ist beiden vorbenannten Patriarchen ein Graus. Doch solche Überlegungen sind wohl eher theoretischer Natur. In beiden Villen steht ein Generationswechsel an und den Jungen ist es vermutlich Wurst, wie die Alten sungen. Insbesondere Danyal Bayaz, dessen größter Widersacher, wenn es um das höchste Amt im Lande geht, Cem Özdemir ist. Und der residiert nicht einmal im braven München, sondern im wilden Kreuzberg.

Michael Schwarz

Redakteur Politik und Verwaltung

0711 66601-599

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