Tundra erschnüffeln, Feedback geben

In den Städtischen Museen Heilbronn wird Partizipation großgeschrieben. Foto: Nico Kurth
Privat)Heilbronn. Partizipation im Museum ist im Trend. Ziel der Maßnahmen zur Teilhabe ist es, neue Besuchergruppen zu generieren. Auch die Städtischen Museen in Heilbronn mit dem Museum im Deutschhof, in dem aktuell die vier Dauerausstellungen neu ausgerichtet werden, und der Kunsthalle Vogelmann setzen auf neue Formate. Die Ausstellung „(D)ein Museum“ hat das Konzept bereits im Titel verewigt.
Deutungshoheit der Museen ist nicht mehr erwünscht
Die Städtischen Museen läuten, laut Pressemitteilung, eine neue Ära ein. Was damit gemeint ist, macht die stellvertretende Museumsleiterin Birgit Hummler deutlich: „Durch die Neuausrichtung war es in einer Stadt wie Heilbronn mit einer sehr diversen Stadtgesellschaft naheliegend, noch einmal ernsthaft darüber nachzudenken, wie wir über unser Stammpublikum hinaus Menschen aktivieren können.“ Früher sei man von den Aufgaben des Museums Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln ausgegangen, nun stehe der Besuchende im Mittelpunkt. „Mehrsprachigkeit, Barrierefreiheit, ethisch korrektes Ausstellen sind gefragt, ebenso, dass man sich von der Deutungshoheit verabschiedet und die Besucherwünsche stärker abbildet.“
Um den Anforderungen gerecht zu werden, gab es eine Fortbildung für die Mitarbeitenden, gefördert über das Programm des Bundes „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“, unterstützt von der Integrationsbeauftragten der Stadt. „Es war wichtig, dass der Prozess professionell begleitet wurde und wir uns als Handelnde erstmal selber hinterfragen“, so Hummler. „Der Input von außen ist ausschlaggebend.“
Die Ergebnisse sind nun vor allem zu erleben. In „(D)ein Museum“ etwa stellt sich das Museum nicht nur selbst vor, sondern die Besucher können selber aktiv werden, ein eigenes Objekt ausstellen, Geschichten dazu erzählen und Wünsche äußern. Dabei würden auch Anregungen umgesetzt. „Denn das soll kein Feigenblättchen sein, das ist eine ernst gemeinte Veränderung“, betont Hummler.
Auch in den Dauerausstellungen gibt es Neues. Ein neuer Eiszeitraum etwa hat eine multisensorische Station, wo Besucher den Duft der Tundra erschnuppern oder Felle betasten können. Leichte Sprache ergänzt die erklärenden Infotafeln.
Besucher können selbst aktiv werden und Statements abgeben
In der Kunsthalle Vogelmann, die derzeit die Ausstellung „Rebellion des gemeinen Mannes“ zeigt, gibt es ebenfalls Möglichkeiten, mitzumischen: In der partizipativen Werkstatt zum Thema Protest können Besuchende selber aktiv werden und eigene Statements abgeben. Bei diesen Maßnahmen soll es indes nicht bleiben. „Das ist gerademal der Auftakt“, sagt Hummler.