Hohe Energiepreise

Badische Stahlwerke fahren Produktion runter

Die Badischen Stahlwerke (BSW) in Kehl bekommen die Krise am Bau voll zu spüren. Neben hohen Energiepreisen und der anhaltenden Inflation belastet die rückläufige Baukonjunktur das Unternehmen.

Zum wachsenden Problem für das Elektrostahlwerk in Kehl werden die hohen Energiekosten.

MARKUS DIETZE)

Kehl . „Rund 30 Prozent weniger Baugenehmigungen wurden im vergangenen Jahr erteilt – das haben wir in unseren Auftragsbüchern gemerkt“, sagt Geschäftsführer Markus Menges. Man habe die Produktion im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent herunterfahren müssen.

Hohe Energiekosten sind ein erheblicher Wettbewerbsnachteil

Normalerweise werden in Kehl bis zu 2,4 Millionen Tonnen Betonstahl für die Bauindustrie in Deutschland und das angrenzende Ausland produziert. Weitere Produkte sind Walzdraht sowie Bewehrungsprodukte für den Stahlbetonbau.

Zum wachsenden Problem werden die hohen Energiekosten. „Im europäischen Vergleich lag und liegt Deutschland beim Strompreis weiterhin an der Spitze“, so Menges. „Das ist ein eindeutiger Nachteil gegenüber unseren ausländischen Mitbewerbern.“ Als besonders problematisch bezeichnet Menges die Entscheidung der Bundesregierung vom Dezember 2023, den Zuschuss zur Stützung der Netzentgelte in Höhe von 5,5 Milliarden Euro zu streichen. Das trifft energieintensive Betriebe wie die Badischen Stahlwerke schwer. „Für 2024 müssen wir aufgrund dieser Entscheidung mit Mehrkosten für Strom in Höhe von etwa 18 Millionen Euro rechnen“, sagt Menges.

Er rechnet mit einem weiteren schwierigen Jahr für die Bauwirtschaft. Sollte die Inflation im Jahresverlauf zurückgehen und eventuell auch das Zinsniveau leicht sinken, könnte in der zweiten Jahreshälfte eine langsame Verbesserung der Situation einsetzen.

Das Elektrostahlwerk, das hauptsächlich Strom nutzt, emittiert bereits heute rund 80 Prozent weniger CO 2 pro Tonne Stahl als ein Stahlwerk mit Hochofen. Bis 2045 wollen die Badischen Stahlwerke klimaneutral werden. Doch das hängt von externen Bedingungen ab: „Solange es nicht möglich ist, Energie zu hundert Prozent aus erneuerbaren Quellen zu beziehen, können wir nicht klimaneutral werden“, erklärt Menges.

Stahlwerke fordern grünen Strom zu konkurrenzfähigen Preisen

„Wir appellieren an die Politik, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen und für den Zeitraum bis 2030 stabile Strompreise von 4 bis 6 Cent pro Kilowattstunde zu gewährleisten, bis ausreichend grüner Strom zu konkurrenzfähigen Preisen verfügbar ist. Die Industrie müsse wettbewerbsfähig bleiben und dürfe nicht inmitten der Transformation untergehen. (leja)

Wolfgang Leja

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

0711 66601-131

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