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Geschäftliche Kommunikation

Die Visitenkarte hat keineswegs ausgedient

Gedruckte Visitenkarten haben auch im digitalen Zeitalter nicht ausgedient. Sie wirken nicht zuletzt durch ihre direkte, unmittelbare Zugänglichkeit, bei der sich optische und haptische Reize ergänzen. Allerdings kann man damit auch Minuspunkte sammeln, wenn man zu hemdsärmelig damit umgeht. Mit QR-Codes und NFC-Technik lassen sich digitale Funktionen hinzufügen.

Bei Visitenkarten ist nicht nur die Gestaltung wichtig, sondern auch die Art der Übergabe.

IMAGO/Panthermedia)

KARLSRUHE. „Visitenkarten werden oft unterschätzt, dabei sind sie das Erste, was man einem potenziellen Kunden persönlich überreicht, sagt Frank Bachert, Grafikdesigner aus Karlsruhe. Deswegen kommt bei Vistenkarten der Primacy-Effekt oder Primäreffekt zur Geltung. Gemeint ist eine kognitive Verzerrung, die dafür sorgt, dass man sich an früh beziehungsweise zuerst eingehende Informationen besser erinnert wird als an später eingehende Informationen.

Oder einfach gesagt: Der erste Eindruck ist oft entscheidend. „Obwohl es sich bei Visitenkarten ja in der Regel lediglich um ein kleines Stück bedruckten Karton handelt, sagen Visitenkarten doch Einiges über denjenigen aus, der sie seinem Gegenüber aushändigt“, meint Frank Bachert.

Die Geschichte der Visitenkarte reicht zumindest bis ins 17. Jahrhundert zurück. Am Hof des französischen Königs beispielsweise diente sie Besuchern, die nicht die Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung mit dem Monarchen bekamen und stattdessen ihre Visitenkarte hinterließen, als ein Beleg für das Erscheinen bei Hofe und gleichsam als gedrucktes Symbol der Ehrerbietung an dem Monarchen.

Jede zehnte Visitenkarte wird vom Empfänger länger aufbewahrt

Diese Grundfunktion ist bis heute erhalten geblieben, in anderen Kulturen noch stärker als hierzulande. In Japan etwa werden Visitenkarten aus Respekt vor dem Gegenüber stets mit beiden Händen und großer Vorsicht zeremoniell überreicht und entgegengenommen, wobei man sich leicht verbeugt. Die Karte wird quasi als Ausdruck der Persönlichkeit aufgefasst.

Es geht also um mehr als um die bloße Übermittlung von Kontaktdaten. Die persönliche Note ist hoch relevant. Visitenkarten fungieren als physisches Erinnerungsstück an eine Begegnung und bieten optische und haptische Reize – eine Kombination, die in der digitalen Welt bislang so nicht möglich ist.

Ein weiterer Pluspunkt: Visiten entfalten ihre Wirkung immer unmittelbar in Echtzeit und benötigen dazu weder elektrischen Strom noch einen Internetzugang.

Laut einer Veröffentlichung des US-Softwareherstellers Adobe von 2016 werden zwar neun von zehn Visitenkarten binnen einer Woche nach Überreichung weggeworfen doch immerhin jede zehnte Karte bleibt längerfristig beim Empfänger. Das ist, verglichen mit typischen Konversionsraten von Websites, keine schlechte Quote.

Gesteigert werden kann die Wirkung von Visitenkarten zum einen durch ihre Gestaltung und zum anderen durch die Art und Weise, wie man sie einsetzt. Bei der Gestaltung geht es zum einen um eine Passung mit dem Image des Unternehmens, zum anderen darum, aufzufallen, herauszustechen und positive Emotionen zu wecken. Hochwertige Papiersorten sowie innovative Materialien können beispielsweise den Unternehmenswerten Ausdruck verleihen und zugleich Optik und Haptik optimieren. Eine professionelle Umsetzung ist unverzichtbar.

Trends reichen  von Minimalismus bis zu schillernden Farben

Aktuelle Trends bei der Gestaltung von Visitenkarten, die man ebenfalls mit beachten sollte, sind 2024 laut Marta Bernasconi, Sprecherin des Druckdienstleisters Visaprint, grafischer Minimalismus in Kombination mit edlen Materialien. Aber auch schillernde Farben, etwa Metallic- und Hologramm-Effekte, markante, individualisierte Schriftarten, „hypnotisierende“ Muster, rundum bedruckte Ränder in Kombination mit höheren Papiergewichten sowie der Postkarten-Stil gelten als aktuelle Gestaltungstrends . Natürlich darf bei alledem eine weitere Kernfunktion der Visitenkarte nicht auf der Strecke bleiben: die Kontaktdaten müssen gut lesbar bleiben.

Bei der Handhabung der Karte sollte man im Blick behalten, wie man die Wirkung steigern kann. Zunächst ist es entscheidend, dass Visitenkarten griffbereit. Ein Etui sorgt dafür, dass die Karten stets sauber und nicht zerknittert sind.

Fester Händedruck und direkter Augenkontakt bei der Übergabe

Eine persönliche Übergabe, begleitet von einem festen Händedruck und direktem Augenkontakt, verleiht der Geste Gewicht und prägt die Erinnerung des Gegenübers. Karten, die im Zusammenhang mit einem Gespräch überreicht werden, werden für den Empfänger noch bedeutungsvoller.

Noch stärker verankert wird die Erinnerung und der Kontakt, wenn man im Nachgang, nach dem Kundenbesuch, nach der Messe oder nach dem Netzwerktreffen, beim Empfänger der Visitenkarte telefonisch oder per Mail nachhakt und sich für das Interesse und die nette Begegnung bedankt.

Leitfaden zum Umgang mit Visitenkarten

Pappkarte lässt sich mit digitalen Funktionen erweitern

Wer seine Visitenkarte um digitale Funktionen erweitern will, hat insbesondere die folgenden beiden Optionen. Aufgedruckte QR-Codes erlauben mittels eines Scan mit dem Smartphone die Übernahme von Kontaktdaten direkt in die digitale Adressverwaltung des Empfängers oder auch den Verweis auf eine Website mit zusätzlichen Infos und Inhalten, etwa Videoclips. Mit Hilfe von Mikrochips lassen, die sich auf dcer Karten integrieren lassen, können ähnliche Effekte via NFC (Near Field Communication ) drahtlos und ohne Scan erzielt werden.

Holger Schindler

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