Stilllegung von Ackerland

EU-Kommission gibt Druck der Bauern nach, Naturschützer halten dagegen

Die Bauernverbände sehen ihre Branche in Existenznot und finden bei der EU-Kommission Gehör. Diese will ihnen entgegenkommen und die Pflicht lockern, bestimmte Flächen stillzulegen. Naturschützer sehen das kritisch. Von Karin Aleysa

Bauern müssen einen Teil ihrer Agrarflächen stilllegen – dies will die EU kurzfristig aussetzen.

dpa/ Westend61 |oticki)

Brüssel/Stuttgart. Brachflächen erfüllen vielfältige Funktionen. Für zahlreiche Pflanzenarten und Tierarten sind Brachen Rückzugsraum und Nahrungsquelle. Die EU verlangt von Bauern einen Mindestanteil ihres Ackerlands regelmäßig stillzulegen und brach liegen zu lassen. Doch das kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Einnahmen der landwirtschaftlichen Betriebe haben.

Jetzt rudert die EU zurück und lockert ihre Vorgaben. Dies soll helfen, den Druck zu verringern, dem sich die Bauern ohnehin ausgesetzt fühlen, sagte Kommissions-Vizepräsident Maroš Šefčovič. Es gehe darum, dass sie in Zeiten hoher Unsicherheit wirtschaftlich überleben können.

In Reaktion auf die Demonstrationen der Bauern hat die EU-Kommission eine Ausnahmeregelung bei den Brachflächen in der Landwirtschaft (GLÖZ8) vorgeschlagen. Diese Regelung soll den Bauern die Möglichkeit bieten, von der Verpflichtung abzuweichen, bestimmte Flächen stilllegen zu müssen.

Anstatt vier Prozent ihres Ackerlandes brachliegend oder unproduktiv zu halten, können sie alternativ auch sieben Prozent ihrer Ackerflächen mit stickstoffbindenden Pflanzen wie Linsen, Erbsen oder andere Zwischenfrüchte anbauen.

Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski erklärte, dass die Ausnahmeregelung befristet ist. Sie solle ein Gleichgewicht zwischen der Unterstützung für landwirtschaftliche Betriebe und dem Umweltschutz herstellen. Bauern können so wirtschaftlich überleben und gleichzeitig würde das Klima, die Biodiversität und Bodengesundheit geschützt werden.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) verteidigt dagegen die Stilllegung von landwirtschaftlichen Flächen. „Die Strukturprobleme in der Landwirtschaft werden damit nicht verbessert und die Biodiversitätskrise wird sogar befeuert“, sagt Johannes Ennsle, der NABU-Landesvorsitzende. Die Politik in Brüssel und Berlin erwecke hier den Eindruck, dass sie erpressbar sei. „Je größer die Traktoren, je aggressiver der Protest, desto leichtfertiger werden Umweltauflagen aufgeweicht und beiseitegeschoben.“

Ennsle sieht die biologische Vielfalt in Gefahr. „Sie ist unsere Lebensgrundlage und auch das Fundament der Landwirtschaft. Brachen seien nötig um das Aussterben von Lebewesen wie Wildbienen, Feldlerche und Rebhuhn zu verhindern. Den Verzicht auf Ökologie können wir uns wirklich nicht leisten. Die Artenkrise schreitet dramatisch voran“, erklärte er.

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