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Unternehmensführung

Faulheit bringt mehr Effizienz in die Chefetagen

Eigentlich gilt es als verpönt, sich als faul zu verstehen oder gar zu präsentieren. Doch wenn Faulheit bedeutet, ein vorgegebenes Ziel mit möglichst geringem Mitteleinsatz zu erreichen, kann sie sogar als Leitprinzip für die Arbeit von Unternehmern und Führungskräften dienen. Ein Managementberater und Autor erklärt, was das konkret bedeutet.

Mehr Mut zur Faulheit kann Führungskräfte stärken.

IMAGO/Image-Broker/Elada Vasilyev)

Stuttgart. Es ist kein Geheimnis: Auch in den Büros in Baden-Württemberg läuft so manches schräg, unvernünftig, doppelt gemoppelt sprich wenig effizient. In einer Zeit, in der Führungskräfte wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage besonders unter Druck stehen, wird dieses Problem noch drückender. Hier könnte das Konzept der „effizienten Faulheit“ Erleichterung bringen.

Der Berater und Autor Uwe Seebacher plädiert in seinem aktuellen Buch genau dafür. Er will einen Paradigmenwechsel in der Führungskultur anstoßen: Weg von übermäßiger Kontrolle und hin zu mehr Vertrauen, klarer Struktur und bewusster Entlastung auch durch Weglassen. Seebacher, promovierter Betriebswirt, Hochschuldozent und Berater für Unternehmen und Verwaltungen, versteht „effiziente Faulheit“ dabei nicht als Nachlässigkeit, sondern als Weg zur Produktivitätssteigerung. „Es geht darum, veraltete Entscheidungswege, kleinteilige Berichtspflichten und unnötige Kontrollschleifen wegzulassen – das erfordert Mut, aber es spart jede Menge Aufwand“, betont er. Wer klug delegiert, Prozesse systematisiert und bewusst Pausen einplant, arbeite nicht weniger, sondern effektiver.

Unproduktive Arbeit verschlingt acht Stunden pro Woche

Ein zentrales Werkzeug seines Ansatzes sind Templates – standardisierte Vorlagen für wiederkehrende Aufgaben. Sie helfen, Entscheidungen zu beschleunigen und Führungskräften wie auch Mitarbeitern Freiraum zu verschaffen. Seebacher warnt allerdings: „Einfach die gegenwärtigen, überfrachteten Prozesse zu digitalisieren, bringt nichts.“ Erst wer Prozesse radikal vereinfache, schaffe nachhaltige Effizienz. Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt eine Untersuchung der Jobbörse Stepstone vom November 2024 mit 5800 Befragten. Beschäftigte in Deutschland verbringen demnach mehr als acht Stunden pro Arbeitswoche mit wenig produktiven Tätigkeiten. Das betrifft etwa unnötige Besprechungen, redundante Aufgaben und unklare, widersprüchliche Arbeitsaufträge.

Berater: Ziel ist es mit weniger Aufwand mehr zu erreichen

Hinzu kommt: Viele Führungskräfte übernehmen Aufgaben am Ende doch selbst, die sie delegieren könnten – aus Misstrauen, aber auch mangels klarer Strukturen. Genau dort setzt Seebachers Konzept an. Seine Botschaft: Führung muss nicht kompliziert sein, sondern klar, mutig und strukturiert. „Die Resonanz auf mein Buch ist sehr stark und positiv, auch aus der öffentlichen Verwaltung“, sagt er. Viele würden spüren, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, um Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Effizient faul zu sein, bedeutet für Seebacher nicht, Verantwortung abzulehnen. Im Gegenteil: Wer bewusst Zeit spart, schafft Raum für bessere Entscheidungen. „Nur wer faul ist und die Zeit für sich schätzt, wird das ständige Bestreben haben, alles, was er tut, automatisch und kritisch auf Optimierung hin zu untersuchen“, sagt er. Ziel sei es, mit weniger Aufwand mehr zu erreichen und dabei motiviert, gesund und klar fokussiert zu bleiben.

Ein Zitat, das dem Microsoft-Gründer Bill Gates zugeschrieben wird, geht in dieselbe Richtung. „I choose a lazy person to do a hard job, because a lazy person will find an easy way to do it“, soll Gates gesagt haben. Zu Deutsch: Man wähle eine faule Person für eine schwierige Aufgabe, denn eine faule Person wird einen einfachen Weg finden, um die Aufgabe zu erledigen.

Delegieren stärkt das Verantwortungsgefühl im Team

Wer effizient führen will, muss Aufgaben abgeben können. Entscheidend ist, was, an wen und wie delegiert wird. Gute Delegation heißt: klare Zielvorgaben, passende Auswahl der Person, realistische Fristen und nachvollziehbare Verantwortlichkeiten.

Rückfragen sollten möglich, Mikromanagement von oben und nachträgliches Herumdeuteln am Ergebnis der Arbeit, die delegiert wurde, sollte aber tabu sein. Wer strukturiert delegiert, entlastet sich selbst – und stärkt zugleich das Verantwortungsgefühl im Team.

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