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Energiepolitik

Forscher: Wasserstoff sollte vor allem aus Europa kommen

Eine Studie des Karlsruher Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) hat Eckpunkte für eine Wasserstoff-Importstrategie veröffentlicht. Sie sieht  eine regionale Versorgung - vor allem aus Europa - als sicherste und wirtschaftlichste Lösung.

Der Großteil des Wasserstoff-Imports nach Deutschland sollte nach Ansicht von Fraunhofer-Forschern über Piplines abgewickelt werden.

IMAGO/Rupert Oberhäuser)

Karlsruhe. Eigentlich hatte die Bundesregierung ihre Importstrategie für Wasserstoff bereits für Ende vergangenen Jahres angekündigt, nun soll das Papier im Frühjahr erscheinen. Vorab gibt es nun zumindest Eckpunkte aus der Wissenschaft, wie die Versorgung mit dem Gas und daraus hergestellten Produkten wirtschaftlich effizient und sicher gestaltet werden könnten.

Das Karlsruher Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) rät: „Deutschland sollte sich aus einer wirtschaftlichen Perspektive auf EU-Staaten mit guten Erneuerbaren-Potenzialen wie Spanien und EU-Anrainerstaaten wie Norwegen konzentrieren.“

Wissenschaftler warnen davor, Fehler beim Erdgas zu wiederholen

Die Forscher gehen davon aus, dass der Handel mit Wasserstoff weltweit eher regional laufen wird, in einem Umkreis von 2000 bis 3000 Kilometern um die Produktionsstätten. Dabei werde der Transport per Pipeline aus Kostengründen der Normalfall sein. Weil der Markt für Wasserstoff verhältnismäßig langsam wachsen werde, reiche die Zeit um das Leitungsnetz aufzubauen. Ein Import per Schiff sollte aus Kostengründen eher die Ausnahme sein. Dieser diene eher dazu das Risiko von Versorgungslücken zu reduzieren.

Das Autorenteam der Studie um Martin Wietschel, der am Fraunhofer ISI das Competence Center Energietechnologien und Energiesysteme leitet, empfiehlt aus den Problemen der Erdgasversorgung nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Lehren zu ziehen. „Fehler beim Auf- und Ausbau des Gasnetzes wie die starke Fokussierung auf wenige Anbieter wie Russland gilt es zu vermeiden“, heißt es in der Analyse. Die Forscher raten dazu „nicht automatisch den kosteneffizientesten Importpfad“ zu wählen, sondern bei den Lieferanten, Routen und Transportmitteln zu diversifizieren.

Zudem sollte in einem gewissen Umfang eine Produktion im Inland aufgebaut und Speicher für Wasserstoff in Deutschland eingerichtet werden. Das erhöhe die Widerstandsfähigkeit bei Versorgungsengpässen.

Beim Import von Produkten die aus Wasserstoff hergestellt werden, befürwortet die Studie im Gegensatz zum reinen Gas, global angelegte Lieferketten. Für eKerosin, Methanol und Ammoniak werde dem Transport per Schiff eine entscheidende Bedeutung zukommen. Wietschel empfiehlt „in Abstimmung mit der EU schon jetzt auf potenzielle Exportländer zugehen, die mittelfristig eine bedeutende Marktmacht erlangen werden.“ Nur so können Deutschland im Nachfragewettbewerb bestehen.

Transportsektor: Wasserstoff  nur für Flugzeug und Schiff

Seitens des Fraunhofer-ISI wird zudem empfohlen, die Nachfrage nach reinem Wasserstoff auf die Wirtschaftsbereiche zu beschränken, in denen sich die Klimaziele nur dessen Hilfe erreichen lassen. Dazu zählen sie die Stahlindustrie, die Grundstoffchemie, Raffinerien sowie den internationalen Flug- und Schiffstransport. Den Lkw-Verkehr klammern die Wissenschaftler aus, geben in diesem Bereich batterieelektrischen Antrieben gegenüber der Brennstoffzelle den Vorzug, wie ein Institutssprecher bestätigt.

Jürgen Schmidt

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

0711 66601-147

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