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Ausbau A 8 Enztalquerung

Halbzeit auf der größten Straßenbaustelle im Land

Der Ausbau der A8 bei Pforzheim ist neben dem geplanten Albaufstieg einer der beiden letzten Engpässe auf der A8 zwischen Karlsruhe und München. Bis Ende 2026 soll der Abschnitt auf je drei Fahrstreifen pro Seite ausgebaut sein. 1,5 Millionen Kubikmeter Boden werden hier bewegt. Für das Erdmassen-Konzept wurden die Baufirmen ausgezeichnet.

100 000 Fahrzeuge am Tag passieren den Autobahnabschnitt bei Pforzheim.

Autobahn-GmbH Niederlassung Südwest)

Stuttgart . „Wir haben nahezu Halbzeit. Von den insgesamt rund 1,5 Millionen Kubikmeter Boden, die wir bewegen, sind etwa die Hälfte geschafft“, sagt Tim Riekert. Er ist technischer Bereichsleiter bei der Strabag und leitet das Projekt. Im Auftrag der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest setzen die Strabag, die Ed. Züblin und die Züblin Spezialtiefbau die rund 340 Millionen Euro teure Enztalquerung gemeinsam um.

Das gesamte Bodenmaterial soll auf der Baustelle verbaut werden

Bereits in der Kalkulationsphase haben die Ingenieure jedes Baufeld, jedes einzelne der 35 Bauwerke, jeden Kilometer beleuchtet und ein ambitioniertes Erdmassen-Logistik-Konzept erarbeitet. „Unser großes Ziel ist, dass man alle Böden, alle Materialien, die man ausbaut, hier auf der Baustelle wiederverwertet“, sagt Riekert. Damit haben sie die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen überzeugt. Sie hat den Strabag-Konzern Ende 2022 für das Konzept mit dem Basiszertifikat „Nachhaltige Baustelle“ ausgezeichnet.

„Jede Minute, jede Stunde werden alle Stoffströme dokumentiert und überwacht“, erzählt Riekert. „Wenn wir sie nicht auf der Baustelle verwenden können, dann werden sie zu hochwertigen Materialien aufbereitet. Teilweise kommen sie auf anderen Baustellen der Strabag zum Einsatz.“ Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit hängen bei dieser Idee eng zusammen. Die Bauunternehmen sparen sich nicht nur Tausende von Lkw-Fahrten und damit Diesel, Zeit und viel Lärm. Auch knapper Deponieraum wird so geschont. „Wir deponieren nahezu nichts“, erklärt Strabag-Projektleiter Riekert.

Auf einer Länge von 380 Metern erhält die Autobahn eine Lärmschutz-Einhausung

„Man sieht täglich, wie es auf der Baustelle vorangeht“, freut sich Christine Baur-Fewson, die Direktorin der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest. Die bundeseigene Gesellschaft hat das Projekt im Januar 2021 vom Regierungspräsidium Karlsruhe übernommen. „Wir haben bereits einige Meilensteine erreicht“, sagt Baur-Fewson und nennt als Beispiel den Karlsruher Hang in Fahrtrichtung Stuttgart. „Da sind wir circa 13 Meter tiefer als vorher im Bestand. Und dort beginnen wir jetzt mit der neuen Lärmschutz-Einhausung, die 380 Meter lang sein wird“, berichtet sie. Die Verbesserung des Lärmschutzes für die Anlieger hat bei dem Vorhaben oberste Priorität. So wird dort, wo die Autobahn nahe der Häuser verläuft, die Fahrbahn in eine Hülle gepackt und so die Ausbreitung von Fahrzeuglärm dämpfen.

Die Kosten für die Enztalquerung sind seit den ersten Planungen von rund 147 auf jetzt 340 Millionen Euro gestiegen. Baur-Fewson spricht dennoch davon, dass man bei Kosten und Terminen im Rahmen liege. „Die erste Kostenberechnung wurde nach dem Vorentwurf gemacht. Das war im Jahr 2011. Bis zur Projektvergabe sind dann einige Jahre vergangen“, erklärt sie. Angesichts des hohen Verkehrsaufkommens und um Staus zu vermeiden, hatte man den damaligen Planern vom Regierungspräsidium in Karlsruhe die Vorgabe gemacht, dass der Verkehr während der Bauarbeiten stets vierstreifig laufen muss. „Die damit verbundenen Verkehrsumlegungen kosten Geld. Die Kostenberechnung musste daraufhin aktualisiert werden“, erklärt Baur-Fewson.

Der Großteil der Kostensteigerung sei jedoch nicht etwa darauf zurückzuführen, dass Arbeiten dazu gekommen wären oder man nicht gut genug geplant hätte. „Sie sind inflationsbedingt“, erklärt sie und verweist auf die jüngsten Meldungen zum Baupreisindex. „Danach sind die Kosten am Bau seit 2016 um 64 Prozent gestiegen“, sagt Baur-Fewson. Aufgrund der langen Zeitdauer von komplexen Bauvorhaben würden sich damit oft automatisch Kostensteigerungen ergeben.

Die bisherige vierstreifige Autobahn ist nicht leistungsfähig genug

Unter dem Strich wird das Projekt große Vorteile für den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit bieten, ist die Direktorin der Autobahn GmbH Südwest überzeugt: „Die bisherige vierstreifige Autobahn hat eine Leistungsfähigkeit von maximal 80 000 Fahrzeugen pro Tag. Wir rechnen auf der Enztalquerung jedoch mit hunderttausend Fahrzeugen. Die bisherige Autobahn ist damit nicht leistungsfähig genug.“ Die Folge sind Staus und vermehrt Unfälle. Zudem soll der Schwerverkehr davon profitieren, dass das Gefälle und die Steigungsstrecken deutlich reduziert werden. „Wir haben heute circa acht Prozent Steigung, nach dem Ausbau werden es nur noch rund fünf Prozent sein“, sagt Baur-Fewson. Auch das werde den Verkehrsfluss verbessern.

Fertigstellung Ende 2026

Die Enztalquerung ist ein 4,8 Kilometer langer Streckenabschnitt an der A8 bei Pforzheim-Ost. Die Autobahn verläuft an dieser Stelle durch eine tiefe Senke des Enztals. Sie überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 100 Metern. Die Kosten für den seit Anfang der 1990er-Jahre erstmals geplanten Ausbau von derzeit zwei auf drei Fahrstreifen in jeder Fahrtrichtung betragen rund 340 Millionen Euro. Die Bauzeit wird auf etwa fünf Jahre veranschlagt. Die Fertigstellung ist für Ende 2026 geplant.

„Man sieht täglich, wie es wie es auf der Baustelle vorangeht“, sagt Christine Baur-Fewson, die die Direktorin der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest. Foto: dpa/Sebastian Gollnow
Wolfgang Leja

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

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