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Rechtsberatung

Legal Tech kann die Anwaltskosten für Unternehmen senken

Auch in Anwaltskanzleien schreitet die Digitalisierung voran. Legal Tech kann Mandanten Zeit und Geld sparen. Für Unternehmen kann es sich auch deswegen auszahlen, regelmäßig zu überprüfen, wie sie ihren Bedarf an Rechtsberatung am besten decken können.

Die Stundensätze von Rechtsanwälten für die Rechtsberatung von Unternehmen sind von Kanzlei zu Kanzlei of sehr unterschiedlich.

dpa/ imageBROKER/Oleksandr Latkun)

Heidelberg. „Große Kanzleien sind nicht zwingend besser als kleinere“, meint Rechtsanwalt Stefan Hermle aus Heidelberg. Hermle berät Unternehmen beim Aufbau ihrer Rechtsberatung unterstützt. Gerade unter dem Gesichtspunkt des Preis-Leistungs-Verhältnisses sei es ratsam, genau hinzusehen. Große Kanzleien hätten oft sehr hohe Stundensätze, weil deren Fixkosten meist sehr viel höher seien. Seine Erfahrung zeige, dass sogenannte Boutique-Kanzleien mit zehn bis 20 Anwälten mit Spezialisierungen auf bestimmte Rechtsgebiete meist deutlich geringere Sätze verlangten.

Die Kanzleigröße ist nur ein Punkt, der bei der Optimierung der Rechtsberatung für Unternehmen eine Rolle spielen kann. Oft gibt es bei alteingesessenen Klein- und Mittelbetrieben schon lange bestehende Beziehungen zu bestimmten Kanzleien und Anwälten. Doch es kann sich auszahlen, die bisherige Lösung auf den Prüfstand zu stellen.

KI-gestützte Kommunikation mit Mandanten

Die Effekte der Digitalisierung im Bereich der juristischen Dienstleistungen sollte man nicht unterschätzen, zusammengefasst unter dem Schlagwort Legal Tech. Computer helfen heute beispielsweise bei der Vertragserstellung, bei der Einhaltung von Compliance-Regelungen und gestützt auf KI bei der Kommunikation mit Mandanten, etwa in Form des auf juristische Sachverhalte spezialisierten KI-Chatbots Jupus.

Unternehmen sollten die Stundensätze und die Leistungsspektren möglicher Partner für die juristische Beratung genau unter die Lupe nehmen. Die Unterschiede etwa bei Stundensätzen sind beträchtlich. Laut einer Marktübersicht der bundesweit tätigen Kanzlei Rose & Partner liegen typische Stundensätze etwa im Wirtschaftsrecht bei 280 Euro bis 600 Euro, wenn ein entsprechender Beratungsschwerpunkt gegeben ist. Auf der anderen Seite gebe es auch Generalisten, die sich auch mit weniger zufrieden geben.

Konkurrenz zwischen den Kanzleien gewachsen

Gleichzeitig ist der Wettbewerb und damit auch die Bereitschaft zum Entgegenkommen bei den Preisen in der Branche nicht unerheblich. Während es laut Bundesrechtsanwaltskammer in Deutschland 1990 knapp 57 000 zugelassene Rechtsanwälte gab, liegt die Zahl aktuell bei rund 165 000.

Hinterfragen sollten Mandanten insbesondere, inwieweit eine potenzielle Partnerkanzlei bereits Legal-Tech-Lösungen nutzt und wie sich das auf die Honorargestaltung auswirkt. Ein sehr wichtiges Kriterium ist die nachgewiesene Spezialisierung und Erfahrung: Welche Nachweise und Referenzen hat eine Kanzlei auf den für das Unternehmen relevanten Feldern aufzuweisen. Ein dritter entscheidender Punkt ist die Kommunikation zwischen Kanzlei und Mandant: Wie ist die Erreichbarkeit? Wie steht es um die Verlässlichkeit? In welchem Ton und wie verständlich wird kommuniziert? Last but not least sollten die anfallenden Kosten transparent und nachvollziehbar dargelegt werden – vorab und dann bei konkreten Abrechnungen.

In vier von fünf Firmen ist die Anwaltssuche Chefsache

„Viele Anwälte werben mit besonderen Kenntnissen, etwa der Fachanwaltschaft“, sagt Stefan Hermle. Wenn in solchen Fällen dann umfangreiche Kostenblöcke für Rechercheaufwand auftauchen, sollte dies stutzig machen, so der Experte. „Sicherlich wird man ja erwarten dürfen, dass die angeführte Expertise auch tatsächlich verfügbar ist“, so Herme weiter. Hier sei es geboten, kritisch nachzufragen.

Bei den meisten Klein- und Mittelbetrieben ist die Beauftragung externer Kanzleien Chefsache. Gemäß einer Erhebung der Beratungsgesellschaft PWC aus dem Jahr 2020 gilt dies für vier von fünf Betrieben. Gibt es einen Juristen oder eine Rechtsabteilung im Haus, werden diese aber typischerweise in die Auswahl einbezogen.

Verbreitet ist ein dreistufiger Auswahlprozess: Basierend auf Kanzlei-Rankings und anderen Quellen wird eine engere Auswahl an Kanzleien gebeten, ein Angebot abzugeben. Einige wenige Kanzleien, oftmals drei, werden dann zur Präsentation ihrer Sozietät eingeladen. Darauf aufbauend erfolgt schließlich die finale Auswahl.

Kanzlei-Rankings helfen bei der Auswahl

Ein hilfreiches Werkzeug für Unternehmen, um sich auf dem Markt für Rechtsberatung zu orientieren, sind Kanzlei-Rankings, die von unterschiedlicher Seite mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Ausrichtungen vorgenommen werden. Dort werden Anwaltskanzleien bezüglich ihrer Beratungsschwerpunkte, ihres Leistungsspektrums und ihrer Qualität aufgelistet und in eine Rangfolge gebracht. Dazu gehören etwa Juve, Kanzleimonitor oder Legal-500.

Holger Schindler

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