Management-Dashboards: Digitale Cockpits für Unternehmenslenker

An Daten mangelt es  in Unternehmen heutzutage nicht. Neben den wirtschaftlichen Daten liefern inzwischen auch Maschinen und Sensoren Informationen dazu, wie die Prozesse laufen oder wo es Probleme gibt. Die Herausforderung ist, den Überblick nicht zu verlieren. Management-Dashboards können dabei helfen.

In Management-Dashboards laufen die wichtigsten Kennzahlen, beispielsweise aus der Produktion, zusammen und werden grafisch dargestellt.

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HERRENBERG . „Dashboards sollten intuitiv zu nutzen sein, wie ein iPhone“, sagt Kai-Uwe Stahl, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Reportingimpulse aus Herrenberg. Seine Firma betreut Großunternehmen und Mittelständler bei der Einführung, Gestaltung und Nutzung von Management-Dashboards.

Gemeint sind damit interaktive Übersichtsseiten am Computerbildschirm oder anderen Anzeigegeräten, die die wichtigsten Unternehmensdaten in Echtzeit anzeigen. Sie aggregieren und visualisieren Daten aus verschiedenen Quellen und ermöglichen so eine schnelle und einfache Interpretation von Entwicklungen. „Mithilfe von Kennzahlen und Kennzahlensystemen lassen sich auch komplexere Zusammenhänge übersichtlich zusammenfassen“, erklärt Unternehmensberater Axel Schröder aus Bayreuth, der sich auf kleinere Mittelständler und Handwerksbetriebe spezialisiert hat.

„Die Hersteller werben dabei oft mit sehr bunten Darstellungen und ausgefallenen Diagrammtypen für ihre Dashboards“, erläutert Stahl. Kritiker würden dazu teilweise etwas bissig anmerken, es gehe ja bloß um bunte Bildchen. Doch Dashboards seien allemal die Mühe wert, die ihre Erstellung erfordere.

Datenaufbereitung nach dem Adler- oder Pinguin-Ansatz

Aus Sicht der Experten verschaffen diese Tools Betrieben diverse Vorteile. Insbesondere werde die Entscheidungsfindung schneller und effizienter. Ist ein Management-Dashboard erst einmal implementiert und mit den entsprechenden Datenquellen verbunden, erspart es das mühevolle, mehr oder weniger manuelle Zusammentragen von Informationen. Die automatisierte Datensammlung und -darstellung reduziert diesen Aufwand beträchtlich.

Durch die grafische Aufbereitung sind die Daten im Dashboard in der Regel schneller erfassbar – und erhöhen so die Transparenz im Unternehmen. Mittels gezielter Anpassung lassen sich Dashboards für unterschiedliche Fragestellungen kreieren. „Wir sprechen gerne vom Adler- und Pinguin-Ansatz“, erläutert Kai-Uwe Stahl.

Beim Adler-Ansatz gehe es vor allem um den Überblick, ums große Ganze. Beim Pinguin-Ansatz gestalte man Dashboards so, dass die Ansichten helfen können, ganz spezifische Details zu entdecken und ihnen nachzuspüren. Man spricht auch von explorativer Datenanalyse.

Aber Management-Dashboards bringen auch gewisse Risiken mit sich. So müssen sich Unternehmer bei der Nutzung stets über die Qualität der genutzten Daten im Klaren sein. Ein Dashboard ist stets nur so gut wie die Daten, die es verwendet. Ungenaue oder veraltete Daten können zu fehlerhaften Analysen führen.

Datenschutz vor allem bei Cloudlösungen im Blick behalten

Ferner sollte man Aufwand und Komplexität nicht unterschätzen. Selbst wenn eine preiswerte oder gar kostenlose Software zum Einsatz kommt, können Konzeption und Erstellung durchaus eine Menge Arbeitszeit verschlingen und so Kosten verursachen. 

Schließlich sollten Unternehmen auch das Thema Datenschutz und den Schutz von Geschäftsgeheimnissen im Blick haben, gerade bei Einsatz von Cloud-Lösungen. Die geltenden Datenschutzrichtlinien müssen eingehalten und sensible Geschäftsdaten wirksam vor unbefugtem Zugriff geschützt werden.

Welche Inhalte in ein Dashboard für die Geschäftsleitung einfließen sollen, lässt sich nicht pauschal sagen, sondern hängt von der Branche, dem Geschäftsmodell und den besonderen Rahmenbedingungen und Fragestellungen ab. Typischerweise sind aber, abgeleitet vom Modell der Balanced Scorecard, die folgenden vier Perspektiven mit entsprechenden Kennzahlen enthalten: die Finanzperspektive (etwa Umsatz, Cashflow), die Kundenperspektive (etwa Kundenzufriedenheit), die Prozessperspektive (etwa Liefer- und Servicebereitschaft) sowie die Entwicklungs- und Mitarbeiterperspektive (etwa Mitarbeiterproduktivität und Fluktuation).

„Management-Dashboards können gerade für den Mittelstand und das Handwerk eine effiziente Möglichkeit bieten, Geschäftsprozesse zu optimieren und datengesteuerte Entscheidungen zu treffen“, meint Unternehmensberater Schröder. Bei der Einführung sollten Unternehmen jedoch sorgfältig abwägen, welche Lösung am besten zu ihren individuellen Anforderungen passe.

Manche ERP-Software bietet Dashboard-Funktionen

Für die Nutzung von Dashboards gibt es unterschiedliche Lösungen. Teilweise sind sie in ERP-Software bereits integriert. Auch Business-Analytics- und Business-Intelligence-Lösungen verfügen oft über Dashboard-Funktionen. Ferner gibt es eine Reihe spezialisierter Tools, die sich auf Datenaggregierung und -darstellung fokussieren. Anbieter sind etwa Tableau, QlikView oder Microsoft Power BI. Auch Open-Source-Angebote sind zu finden, etwa Kibana.

Holger Schindler

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