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Forderungsmanagement

Mit Auskunfteien Zahlungsausfälle minimieren

Gerade wenn die Konjunktur lahmt, drohen Zahlungsausfälle, weil Abnehmer in wirtschaftliche Schieflage geraten oder komplett pleite gehen. Auf dem Wege der Insolvenzanfechtung kann sogar die Rückforderung bereits vereinnahmter Zahlungen drohen. Da kann es sich anbieten, die Serviceangebote von Wirtschaftsauskunfteien zu nutzen und so das eigene Forderungsmanagement zu verbessern.

Wer die Bonität von Geschäftskunden prüfen will, um Zahlungsausfälle zu vermeiden, kann auf zahlreiche Wirscthaftsauskunftsteien zurückgreifen.

Laura Hoß)

Baden-Baden. Das große Datenleck bei der Auskunftei Infoscore mit Sitz in Baden-Baden ging im November durch die Medien. Informationen zur Kreditwürdigkeit von Millionen Verbrauchern waren zeitweise frei zugänglich. Der Fall zeigt: Das Geschäft der Auskunfteien ist heikel, denn es geht um hochsensible Daten. Das gilt auch, wenn es um Unternehmen geht. Doch gerade weil Auskunfteien diese Daten zusammengetragen haben, kann ihr Service quasi Gold wert sein.

„Meine Pflicht als Unternehmer ist es im Endeffekt, mir zu überlegen, mit wem ich Geschäfte mache“, erklärt der Unternehmensberater Stefan Preising aus Würzburg, der Fälle massiver Insolvenzanfechtung in seiner Arbeit erlebt hat. Insolvenzanfechtung bedeutet: Insolvenzverwalter können bereits erhaltene Zahlungen zurückfordern, etwa wenn dem Gläubiger bei Erhalt der Gelder eigentlich klar sein musste, dass der Schuldner vor der Insolvenz stand.

„Davor kann ich mich schützen, wenn ich hergehe und im Vorfeld mit Hilfe von Wirtschaftsauskunfteien abfrage, wie die wirtschaftliche Situation von anderen Unternehmen aussieht.“ Denn dann könne das Fazit lauten, man sollte lieber die Finger vom Geschäft lassen.

Unterstützung bei der Bewertung von Kreditrisiken

Wirtschaftsauskunfteien sammeln und analysieren Daten, um die Bonität von Unternehmen und Privatpersonen zu bewerten. Sie beziehen ihre Informationen aus verschiedenen Quellen, darunter öffentliche Register, Zahlungserfahrungen von Partnerunternehmen und eigene Recherchen. Anhand dieser Daten erstellen sie Bonitätsbewertungen, die anderen Unternehmen helfen, die Zahlungsfähigkeit potenzieller Kunden oder Geschäftspartner einzuschätzen. Das hilft zu Zahlungsausfälle vermeiden und auch Insolvenzanfechtungen im Nachgang.

Zudem unterstützen Auskunfteien bei der Bewertung von Kreditrisiken und helfen dabei, individuelle Kreditlimits festzulegen. Durch regelmäßige Überwachung können Unternehmen frühzeitig auf Veränderungen in der Bonität ihrer Geschäftspartner reagieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Der Markt der Wirtschaftsauskunfteien in Deutschland ist vielfältig. Die Schufa ist vielen ein Begriff. Sie gilt als Marktführer für Bonitätsauskünfte über Privatpersonen und arbeitet mit zahlreichen Partnern aus Handel, Banken und Telekommunikation zusammen.

Creditreform hingegen ist auf Unternehmensinformationen spezialisiert und führt eine umfangreiche Firmendatenbank mit Bilanzen und Zahlungserfahrungen. CRIF-Bürgel bietet Bonitätsauskünfte mit internationalem Fokus und umfangreichen digitalen Lösungen für Unternehmen. Boniversum als Tochterunternehmen der Creditreform konzentriert sich auf Bonitätsauskünfte für Verbraucher. Arvato-Infoscore in Baden-Baden, inzwischen unter dem Namen Experian aktiv, kombiniert Bonitätsprüfungen mit Dienstleistungen zur Zahlungsabwicklung und zum Forderungsmanagement.

Die Kosten für Bonitätsauskünfte variieren je nach Anbieter, Umfang der Informationen und Häufigkeit der Abfragen. Unternehmen können einzelne Auskünfte erwerben, wobei die Preise je nach Anbieter und Detailtiefe der Information zwischen zehn und fünfzig Euro pro Abfrage liegen.

Monatliche Pauschalen oder Mengenrabatt

Für regelmäßige Abfragen bieten viele Wirtschaftsauskunfteien Abonnements an, die ein festes Kontingent an Auskünften pro Monat oder Jahr enthalten und oft kostengünstiger sind als Einzelabrufe. Einige Anbieter ermöglichen unbegrenzte Abfragen gegen eine monatliche Pauschale, was sich für Unternehmen lohnt, die sehr häufig Bonitätsprüfungen durchführen. Die Wahl des passenden Modells hängt davon ab, wie regelmäßig Bonitätsprüfungen benötigt werden und wie tiefgehend die Informationen sein sollen.

Um Wirtschaftsauskunfteien effizient in die eigenen Geschäftsabläufe zu integrieren, sollten Unternehmen zuerst analysieren, in welchen Bereichen Bonitätsprüfungen notwendig sind. Typische Einsatzfelder sind der Vertrieb, der Einkauf oder das Forderungsmanagement.

Daten können direkt in die Firmensoftware fließen

Nach der Auswahl eines passenden Anbieters kann eine Integration in die Unternehmenssoftware erfolgen, um Bonitätsprüfungen automatisiert und in Echtzeit durchzuführen. Viele Wirtschaftsauskunfteien bieten Schnittstellen an, die eine direkte Anbindung ermöglichen.

Mitarbeiter sollten im Umgang mit Bonitätsinformationen geschult werden, damit sie die Ergebnisse korrekt interpretieren können. Besonders wichtig zudem ist die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen, da es sich bei Bonitätsinformationen um sensible Daten handelt, auf die nur berechtigte Personen Zugriff haben sollten. „Viele Unternehmen nutzen die Dienstleistungen der Auskunfteien systematisch bei neuen Kunden und regelmäßig bei Bestandskunden“, erklärt Carl-Dietrich Sander, Experte für Finanzierung und Rating beim KMU-Beraterverband.

Eigenes Rating verbessern

Unternehmen können bei Wirtschaftsauskunfteien eine Selbstauskunft anfordern, um ihre eigene Bonität zu prüfen. Dazu ist ein Antrag mit Nachweis von Identität und Firmendaten nötig. Die Auskunft zeigt, welche Finanz- und Bonitätsinformationen gespeichert sind. Fehlerhafte Einträge können korrigiert werden. Regelmäßige Überprüfungen helfen, das eigene Rating zu verbessern und bessere Konditionen bei Finanzierungen oder Geschäftsabschlüssen zu erhalten.

Hier geht es zu den Checklisten vom Beratungsportal Forderungsmanagement.com

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