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Müllheizkraftwerke: „Klimaabgabe könnte uns rund fünf Millionen Euro kosten“

Die Bundesregierung will die CO2-Emissionen, die in Abfallverbrennungsanlagen entstehen, mit einer Klimaabgabe verteuern. Dabei haben die Betreiber der Anlagen durch die Gaskrise schon jetzt mit Kostensteigerungen zu kämpfen, wie Frank Schumacher berichtet, der das Restmüllheizkraftwerk in Böblingen leitet. Die Folgen dürften die Bürger bald spüren: Die Müllgebühren und die Preise für Fernwärme werden wohl steigen.

Abfälle kommen vom Lkw in den Bunker des Restmüllheizkraftwerks Böblingen, wo ein Mitarbeiter mithilfe eines großen Greifarms den Müll auflockert und ihn in den Heizkessel befördert.

Leja)

Staatsanzeiger: Welche Rolle spielt das Restmüllheizkraftwerk Böblingen für die Energieversorgung von Böblingen und Sindelfingen?

Frank Schumacher: Wir produzieren Strom für 40 000 Haushalte. Und nach Meinung der Geschäftsführer der Stadtwerke sind wir ein unersetzlicher Baustein für die Wärmewende der beiden Städte. Wir haben im letzten Jahr rund 250 000 Megawattstunde an Fernwärme geliefert. Den Wert wollen wir erhöhen. Weil wir mit jedem Neukunden im Fernwärmenetz einen Gaskunden verdrängen und den Kommunen so zu mehr Autarkie bei der Gasversorgung verhelfen.

Frank Schumacher, Geschäftsführer des Zweckverbands Restmüllheizkraftwerk Böblingen

Sie müssten doch jetzt von den stark gestiegenen Strom- und Wärmepreisen am Markt profitieren. Ihr Rohstoff kommt nicht aus Russland. Sie produzieren Energie aus Müll. Können Sie Ihren Kunden Energie günstiger anbieten als andere?

Wir können unsere Energie aus zwei Gründen günstiger anbieten. Wir sind ein kommunales Unternehmen und haben keine Gewinninteressen. Und die Bürger profitieren so oder so. Die Erlöse aus dem Verkauf von Fernwärme wirken dämpfend auf ihre Müllgebühren. Allerdings steigen auch unsere Kosten bei Betriebsmitteln und Hilfsstoffen speziell für die Rauchgasreinigung. Damit könnte auch die Fernwärme teurer werden – aber nicht in den astronomischen Dimensionen wie bei Gas und Öl.

Auf Ihren Betrieb könnten aber bald weitere Kostenschübe zukommen. Die Bundesregierung will die CO2-Emissionen, die in Abfallverbrennungsanlagen entstehen, mit einer Klimaabgabe verteuern. Ab dem kommenden Jahr sollen für jede Tonne CO2 35 Euro fällig werden. Welche Folgen hätte das auf die Strom- und Wärmepreise Ihrer Kunden?

Die Klimaabgabe dürfte unsere Kosten der Abfallverwertung um rund fünf Millionen Euro erhöhen. Wenn es uns möglich ist, mit den Stadtwerken eine bessere Wärmepreisregelung zu vereinbaren, dann ließen sich diese Kosten teils auffangen. Wenn wir rund fünf Millionen Euro CO2-Abgabe zahlen – und wir können den Fernwärmepreis um rund zehn Prozent erhöhen –, dann wäre die CO2-Abgabe nur ein geringer Anteil, daher wird sich an den Fernwärmepreisen nicht viel ändern. Anders bei den Abfallpreisen, die werden dadurch deutlich steigen.

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„Ich möchte den sehen, der aus dem, was bei uns in den Bunker kommt, noch ein sinnvolles Produkt machen kann – sinnvoller als daraus Wärme und Strom zu produzieren.“

Frank Schumacher, Geschäftsführer des Zweckverbands Restmüllheizkraftwerk Böblingen

Aus Sicht des Umweltministeriums in Stuttgart wird die CO2-Abgabe die Anreize erhöhen, die Abfallmengen weiter zu reduzieren. Lässt sich die Recycling-Quote bei Müll erhöhen?

Nein, denn jeder Bürger hat ein Interesse daran, die Reststofftonne möglichst wenig zu nutzen, denn dafür muss er ja bezahlen. Wir begrüßen es aus Umweltschutzgesichtspunkten, dass man optimal trennt und sammelt. Aber besser als das unsere Landkreise machen, kann man es nicht. Was bei uns ankommt, ist Restmüll, der ist nicht mehr recyclingfähig. Das zeigt sich auch am Brennwert unseres Restmülls. Unter den bundesweit 80 Anlagen ist der bei uns am niedrigsten.

Es wird also nur das verbrannt, was wirklich nicht mehr anders verwendet werden kann?

Genau. Ich möchte den sehen, der aus dem, was bei uns in den Bunker kommt noch ein sinnvolles Produkt machen kann – sinnvoller, als daraus Wärme und Strom zu produzieren.

Der Wirtschafts- und Umweltausschuss des Bundesrats warnt davor, dass eine CO2-Bepreisung der Emissionen aus der Abfallverbrennung zu Müllexporten ins Ausland führen könnte. Würden Sie dem zustimmen?

Ja, unbedingt. Weil viele Abfallverbrennungsanlagen mit privaten Beteiligungen betrieben werden – und die haben anders als wir ein Gewinnbestreben. Und sobald die Verbringung auf eine Deponie im Ausland günstiger ist als die Behandlung in Deutschland, weil die Preise hier angehoben werden, wird das dazu führen, dass man diese Stoffe exportiert. Damit entzieht man dem Land wichtige Rohstoffe, die der Müll enthält – und verzichtet auf die Möglichkeit, daraus Energie zu gewinnen.

Was ist Ihre Vorstellung der Zukunft der Müllverbrennung?

Müllheizkraftwerke könnten zur Rohstoffquelle werden, indem wir das CO2 auffangen und es erneut als Kohlenstoffquelle nutzen. Etwa um Biomethan herzustellen, das sich ins Erdgasnetz einspeisen lässt. Kohlenstoff ist nicht per se böse. Er ist Grundlage für die Synthese von Grundstoffen und Produkten der chemischen Industrie bis hin zu Energieträgern. Wir müssen davon wegkommen, diesen Rohstoff unter die Erde zu bringen. Wir müssen zu einer echten Kreislaufwirtschaft kommen.

Wolfgang Leja

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

0711 66601-131

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