Standards senken, um bezahlbar zu bauen

Die Psychologie im Markt mache sehr viel aus, so der Vorsitzende des Verbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Dirk Graf.
Wolfgang Leja)Stuttgart . Bauträger und Projektentwickler fordern die Landesregierung auf, gemeinsam mit Kommunen und Bund dafür zu sorgen, dass Bauen, Kaufen und Mieten wieder bezahlbar werden. „Wir müssen alles dafür tun, um die Kosten im Wohnungsneubau wieder auf ein wirtschaftlich vernünftiges Niveau zu senken“, fordert der Verband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) Baden-Württemberg. Der Endpreis einer Wohnung sei der entscheidende und limitierende Faktor für die Wohnungsunternehmen am Markt.
„Daran hat auch die jüngste Reform der Landesbauordnung nichts geändert“, gab Verbandsgeschäftsführer Gerald Lipka auf einer Tagung seines Verbands am Dienstag zu bedenken. Sie gehe zwar in die Richtung, ziele aber vor allem auf den An- oder Umbau von Bestandsimmobilien. Für die privaten Wohnungsunternehmen sei sie wenig hilfreich. Lipka forderte, jetzt den Neubau mehr zu berücksichtigen. „Das heißt nicht, dass wir mehr Fördermittel fordern“, betonte er. Die Bauträger und Projektentwickler stören sich vielmehr an der Vielzahl an Baunormen.
Finanzpaket treibt Bauzinsen in die Höhe
„Wir bauen aktuell mit den höchsten Standards, das führt zu erheblichen zusätzlichen Kosten“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Dirk Graf. Dabei kämpfe man schon seit vielen Jahren darum, dass die Politik endlich die ausufernden Normvorgaben zurückfahre. Graf nannte in diesem Zusammenhang die Vorgaben zu Energieeffizienz, Brand- und Schallschutz. Belastend komme jetzt hinzu, dass die Ankündigung des Finanzpakets aus der Berliner Politik die Bauzinsen in die Höhe getrieben habe. Sie liegen aktuell bei 4 bis 4,5 Prozent, sagte Graf. Das habe den zarten Aufschwung zu Beginn des Jahres ausgebremst, weil es die Kalkulation vieler Bauwilliger belaste. Auch die politischen Spannungen und der Zollkrieg würden auf die Stimmung drücken. Die Psychologie im Markt mache aber sehr viel aus, so Graf.

Preiswertes Bauen möglich machen
In dieser Situation fordern die Wohnungsunternehmen, Impulse für private Investoren zu setzen, allen voran die Senkung der Grunderwerbsteuer. Dies hatte das Finanzministerium jedoch abgelehnt. Es sei jedoch ein wirksames Mittel, um junge Familien jetzt in Eigentum zu bringen, den Mietmarkt zu entlasten und damit auch soziale Strukturen zu stärken, so der BFW.
Erleichterungen verspricht sich Lipka auch von dem vom Bund geplanten Gebäudetyp E. Der Vorteil sei, dass die anerkannten Regeln der Technik hier nicht Vertragsgegenstand sein müssten, „es sei denn, sie sind ausdrücklich vereinbart worden“. Damit ließen sich Tausende Normen ausschließen, ohne Sicherheitsstandards zu beeinträchtigen, so Lipka. Man käme damit zurück auf ein Niveau, das wieder ein preiswerteres Bauen möglich mache.