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Stromtrasse Suedlink: „Besteht Baurecht, können wir sofort loslegen“

An Suedlink hängt die künftige Stromversorgung Süddeutschlands. Per Erdkabel soll Windstrom von Nord- nach Süddeutschland fließen. Doch der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW kämpft mit den Genehmigungen und betroffenen Grundstücksbesitzern. Noch ist nichts gebaut. Ab 2028 soll der Strom fließen. Daran will Transnet-BW-Chef Werner Götz festhalten.

Transnet BW-Chef Werner Götz (links) läutete zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Bauarbeiten für den Konverter ein.

DPA / Marijan Murat)

STUTTGART. „Beim Bau der Stromtrasse Suedlink darf keine Zeit mehr verloren werden“, warnt Andreas Schell, Chef der Konzernmutter EnBW. Die Verbindung, die ab 2028 Windstrom von Nord- nach Süddeutschland transportiert soll, bezeichnet Schell als „Schlüsselprojekt der Energiewende“. Sie sei wichtig über Baden-Württemberg und Bayern hinaus, für Industrie und Privatleute. Ebenso aber auch für die EnBW selbst.

Denn der Ausbau der Stromtrasse ist Grundvoraussetzung dafür, dass der Konzern bereits 2028 aus der Kohle aussteigen kann. Dieses Ziel hatte die EnBW im März angekündigt. Etwa vier Gigawatt sollen einmal über die Trasse nach Süddeutschland kommen, erwartet Schell. So viel wie die Leistung von zwei bis drei Atomkraftwerken.

Dreistelliger Millionenbetrag für den Bau eines Konverters

Ein Meilenstein auf diesem Weg ist der Suedlink-Konverter in Leingarten bei Heilbronn. Am Donnerstag hat der verantwortliche Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW dafür den Baubeginn angekündigt. Um den Gleichstrom aus den Stromautobahnen in das bestehende Wechselstromnetz einzuspeisen, sind Konverterstationen an den Start- und Endpunkten notwendig. Einen dreistelligen Millionenbetrag nimmt Transnet BW dafür in die Hand.

Doch damit der Windstrom aus dem Norden im Konverter ankommt, bleibt noch viel zu tun. Von der rund 700 Kilometer langen Trasse sind gerade einmal 17,6 Kilometer genehmigt. Sie verläuft durch sechs Bundesländer und ist in 15 Planfeststellungsabschnitte unterteilt. Eigentlich sollte Suedlink schon im vergangenen Jahr fertiggestellt sein. Für erheblichen Zeitverlust hat die Entscheidung auf dem Energiegipfel im Kanzleramt im Juli 2015 gesorgt, die Überlandleitungen unter die Erde zu verlegen. Damit waren nicht nur jahrelange Planungsarbeiten umsonst. Das Vorhaben ist auch zwei bis dreimal teurer als Freilandkabel.

Ein Sprecher von Transnet BW ist dennoch optimistisch. „Wir sind bei Suedlink in allen Abschnitten im letzten Schritt des Planungsverfahrens“, sagt er. Alle Abschnitte seien bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Jetzt hofft der Netzbetreiber auf grünes Licht von der Bonner Behörde. Das soll in den nächsten Monaten für alle Bereiche kommen, bestätigt der Sprecher. „In dem Moment, wo der Planfeststellungsbeschluss da ist, besteht Baurecht. Dann können wir sofort loslegen. Suedlink wird 2028 in Betrieb gehen. Das ist anspruchsvoll, aber nach unserer Bewertung realistisch und machbar.“
Aber auch jetzt noch kämpft der Übertragungsnetzbetreiber mit Grundstückseigentümern. Die Trasse verläuft mitten durch 20 000 Grundstücke. Ein eigenes Projektteam von Transnet BW und Tennet sucht nach Lösungen. Julia Raps, Bürgerreferentin für Suedlink, ist in den betroffenen Regionen unterwegs, um die Bürger zu informieren. „Jeder ist von der Notwendigkeit von Suedlink überzeugt“, beschreibt sie die Stimmung. In den Gesprächen gehe es aber oftmals um persönliche Betroffenheiten. „Wir versuchen von den Eigentümern, die nötigen Dienstbarkeiten einzuholen“, sagt sie. Also das Recht, auf diesen Grundstücken Kabel zu verlegen. Meist handelt es sich dabei um Landwirte.

Rahmenvereinbarung mit Bauernverbänden geschlossen

Bereits zum Jahreswechsel hatte Transnet BW mit den Bauernverbänden dazu eine Vereinbarung getroffen. „Sie ist Grundlage für unsere Gespräche mit den Landwirten.“ Dennoch sind die Verhandlungen sehr aufwendig. „Wir haben in Baden-Württemberg sehr viele Grundstücke, teilweise sehr schmal, sodass mit jedem einzelnen Eigentümer verhandelt werden muss, ein Prozess, der eine gewisse Zeit dauert“, sagt Raps.
„Baden-Württemberg braucht als großer Industriestandort besonders viel Energie“, sagte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). „Das Land begleitet den Genehmigungs- und Planungsprozess von Suedlink intensiv durch eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung. Das sichert die Akzeptanz dieses Kernprojekts der Energiewende.“ Den weiteren Ausbau der Stromnetze will das Land durch einen Netzausbaugipfel im September weiter vorantreiben.

Konverter soll 2026 in Betrieb gehen

Der Suedlink-Konverter wird durch Siemens Energy errichtet. Die Konverterhallen werden rund 20 Meter hoch sein, die Gebäudeflächen umfassen knapp einen Hektar. Die Kosten bewegen sich im dreistelligen Millionenbereich. Die Inbetriebnahme des Konverters soll spätestens 2026 erfolgen, um unabhängig von der vollständigen Verlegung der Suedlink-Erdkabel mit Blindleistung für Stabilität im baden-württembergischen Übertragungsnetz zu sorgen.

Wolfgang Leja

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

0711 66601-131

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