Unternehmen gehen pessimistisch ins neue Jahr

Unternehmer im Südwesten schätzen die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Monate überwiegend pessimistisch ein. Das zeigt der L-Bank-ifo-Geschäftsklimaindex. Edith Weymayr, die Chefin der Förderbank, hofft auf eine Wende durch sinkende Zinsen.

L-Bank-Chefin Edith Weymayr: Eine sinkende Inflation, fallende Zinsen und eine steigende Kaufkraft der Privathaushalte könnten wieder für konjunkturellen Schwung sorgen.

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Stuttgart . Die Unternehmen im Südwesten beurteilen ihre aktuelle Lage derzeit so schlecht wie zuletzt im Corona-Winter 2020/2021. Das zeigt der Geschäftsklimaindex, den die L-Bank, die Förderbank des Landes Baden-Württemberg, zusammen mit dem Münchner Ifo-Institut vorgelegt hat. Danach sind die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate überwiegend verhalten. Die Südwestunternehmen gehen ohne konjunkturellen Schwung in das Jahr, so die Forscher. „Die Hoffnung liegt auf der sinkenden Inflation, fallenden Zinsen und steigender Kaufkraft der Privathaushalte“, sagt L-Bank-Vorstandsvorsitzende Edith Weymayr.

Dämpfer für baldige Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank

Doch ausgerechnet im Kampf gegen die hohe Teuerung verzeichnet die oberste Statistik Behörde der EU, Eurostat, einen Rückschlag: Die Inflationsrate in der Euro-Zone sei im Dezember auf 2,9 Prozent gestiegen. Ausschlaggebend dafür sei die Inflationsentwicklung in Deutschland. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts ist die Inflationsrate im Dezember um einen halben Prozentpunkt auf 3,7 Prozent gesprungen. Hauptursache dafür sind die Energiepreise. Die Bundesregierung hat die staatlichen Preisbremsen für Gas, Strom und Fernwärme zum Jahresende eingestellt. Mit der weiter hohen Teuerung erhalten Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank einen Dämpfer.

In Baden-Württemberg ist die Inflationsrate von fast neun Prozent zu Beginn des Jahres 2023 auf inzwischen weniger als vier Prozent gesunken. „Dieser Rückgang dürfte sich im Jahr 2024 vor allem wegen der nicht mehr ganz so hohen Energiepreise fortsetzen, wenn auch mit geringerem Tempo“, schätzt L-Bank-Chefin Weymayr.

Geschäftsklima im Wohnungsbau ist auf Tiefstand

Das gestiegene Zinsniveau belastet besonders den Wohnungsbau. „Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen ist im abgelaufenen Jahr regelrecht eingebrochen. Sie lag in den ersten drei Quartalen etwa 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau“, sagt Weymayr. „Das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat zum Jahresende 2023 erneut einen langjährigen Tiefstand und damit den niedrigsten Stand seit dem Jahr 1996 erreicht“, sagt sie. Fast die Hälfte der befragten Wohnungsbauunternehmen klage derzeit über fehlende Aufträge. Weymayr hofft daher auf die Europäische Zentralbank. Würde sie die Zinsen wieder senken, könne dies im Jahresverlauf auch die Bautätigkeit wieder ankurbeln und somit dem Wohnungsbausektor aus der Krise verhelfen.

Arbeitslosenquote steigt auf vier Prozent

Derweil kommt die Krise auch auf dem Arbeitsmarkt an. Wie die Arbeitsagenturen melden, ist die Arbeitslosenquote im Dezember 2023 auf vier Prozent gestiegen. Ein Jahr zuvor lag sie noch bei 3,6 Prozent. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) zeigt sich besorgt: „Vergangenes Jahr hatten wir trotz abnehmender Einstellungsbereitschaft der Unternehmen Beschäftigungswerte auf Rekordniveau. Für dieses Jahr fürchten zahlreiche Unternehmen, ihre Belegschaft verkleinern zu müssen, da in einzelnen Branchen zu wenig positive Aussichten auf genug Aufträge vorhanden sind. Wir müssen uns im Jahr 2024 deshalb maßgeblich um die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg kümmern.“

Wolfgang Leja

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

0711 66601-131

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