Konjunkturumfrage

Unternehmen sehen politische Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko

Nur noch jedes dritte Unternehmen in Industrie- und Handel beschreibt seine Geschäftslage als gut, 17 Prozent schätzen sie gar als schlecht ein. Mittlerweile geben viele Unternehmen im Land der Politik eine Mitschuld an der schwächelnden Konjunktur.

Arbeiter sind auf einer Baustelle einer Neubau-Wohnanlage zu sehen.

dpa/ Marcus Brandt)

Stuttgart. Das hat es so noch nicht gegeben. Erstmals betrachten Unternehmen im Land die politischen Rahmenbedingungen als ein wesentliches Risiko für ihr Geschäft. Bereits jedes dritte Unternehmen in Industrie- und Handel sieht das so. Sorge bereiten den Betrieben daneben weiterhin die bröckelnde Inlandsnachfrage, Fachkräftemangel, hohe Arbeitskosten und die hohen Energiepreise. Das ist das Ergebnis der Herbstumfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) unter landesweit 3340 befragten Unternehmen.

„Es ist allerhöchste Zeit zu handeln. Es darf keine weiteren bürokratischen Belastungen geben. Im Gegenteil – es müssen sofort alle unnötigen Hemmnisse beseitigt und der andauernde politische Streit beendigt werden. Die Wirtschaft braucht klare, berechenbare politische Vorgaben und vor allem Bewegungsfreiheit, um bestehende Chancen auch nutzen zu können“, erklärt Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart.

Denn auch die Geschäftserwartungen trüben sich ein. So blicken nur noch 16 Prozent der Unternehmen optimistisch in die Zukunft, während doppelt so viele von einer weiteren Verschlechterung ausgehen (33 Prozent). Die Umfrage zeige, dass große konjunkturelle Herausforderungen auf langfristige strukturelle Schwächen am Standort Deutschland treffen, so Paal. „Das zermürbt unsere Unternehmer und führt derzeit zu weniger Investitionen, weniger Innovationen und weniger Wettbewerbsfähigkeit über alle Branchen hinweg.“

Dennoch bleibt der Arbeitsmarkt aus Sicht der Unternehmen angespannt. So kann jedes zweite der Unternehmen offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen. Sie scheitern häufig an der Stellenbesetzung für Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung (78 Prozent). Dies betrifft alle Branchen. 21 Prozent der Betriebe suchen vergeblich nach geeignetem Personal bei Stellen, die auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung ausgeübt werden können. Besonders vom Fachkräftemangel betroffen sehen sich Verkehr (76 Prozent) und Bauwirtschaft (70 Prozent).

Wolfgang Leja

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

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