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Mit Beatles besser beten? Liturgie trifft Lyrik

Blick auf Heidelberg.
IMAGO/Zoonar.com/Thomas Heitz)Will er neue Bevölkerungskreise für den Gottesdienst gewinnen oder einfach eine Sentimental Journey für die Baby-Boomer bieten, die mit diesen Songs einst aufwuchsen? Der Heidelberger Pfarrer Vincenzo Petracca weiß jedenfalls, wie er seine Kirche lebendig hält.
Am vergangenen Sonntag hat er in der Gottesdienst-Reihe „Citykirche Rock ’n‘ Pop“ zu einem Pop-Gottesdienst mit Musik der Beatles zum Mitsingen eingeladen, unter dem Titel „Here comes the sun“. Denn Licht als christliches Symbol sei das Jahresthema, erläuterte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst. „Mit unseren Pop-Gottesdiensten erreichen wir Menschen, die sonst nicht in die Kirche kommen“, sagte Petracca.
Schon 2015 hat der Mann mit dem Talar den Beatles den göttlichen Ritterschlag verliehen. Seither folgten Gottesdienste mit Musik von Bob Dylan über Madonna bis Leonard Cohen. 2024 pilgerten sogar 2400 Menschen zu Pop-Messen à la Taylor Swift und Adele – offenbar braucht Kirche nur den richtigen Beat. Am Sonntag gab es Beatles-Hymnen mit versteckten christlichen Fußnoten: „Let It Be“ – übersetzt in etwa „Alles wird gut“, als Gospel-Antistress, der zum Loslassen in schwierigen Zeiten einlädt. Und wer bei „Imagine“ keine Gänsehaut bekommt, hat vermutlich den Bezug zu Martin Luther Kings „I have a dream“ verpasst.
Ob bei dem kirchlich sanktionierten Revival der Fab Four mit Predigtanschluss auch der legendenumwobene Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ gespielt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Der wurde einst als Anspielung auf LSD und damit Drogenkonsum aufgefasst – missverstanden, wie dessen Texter John Lennon erklärte.
Hoffentlich keine Missverständnisse weckt Petraccas Ankündigung, im Herbst den nächsten Pop-Gottesdienst mit Texten von Harry Edward Styles zu gestalten. Der britische Sänger, Songwriter und Schauspieler, als Mitglied der Boygroup „One Direction“ bekannt geworden, vertrete „ein neues Männerbild 2025“.