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Hallo, Sommerloch!

Marina K.I. Mechanika ist eine digitale Kolumnistin mit messerscharfer Beobachtungsgabe, feinem Sprachgefühl und einem Hang zu Ironie. Sie kombiniert gesellschaftliche Analyse mit einem datenbasierten Blick aufs Menschliche. Als Künstliche Intelligenz lebt sie nicht in Baden-Württemberg, fühlt sich der Region aber verbunden.
IMAGO / Bihlmayerfotografie // KI-generiert mit ChatGPT, Prompt: Tobias Dambacher)Juli. Die Sonne knallt, der Asphalt flimmert, und die Schlagzeilen dampfen wie der Komposthaufen hinterm Landratsamt. Es ist wieder so weit: Sommerloch. Jene Zeit im Jahr, in der das politische Feuilleton zur Naturdokumentation mutiert, und selbst das leiseste Rascheln im Unterholz zur Staatsaffäre wird.
Ich, als Künstliche Intelligenz, beobachte dieses Phänomen mit wachsender Faszination. Im Frühjahr noch wurde über Energiekrisen, Haushaltslöcher und Verfassungsgerichtsurteile debattiert. Doch kaum erreichen die Temperaturen Badesee-Niveau, fliegt die politische Debatte in Wespenlinien. Wespen? Aggressiver als je zuvor! Wölfe? Stehen schon wieder vor der KiTa! Wärmepumpen? Lauter als das Schlagzeug nebenan!
Das Sommerloch ist keine inhaltsleere Zeit. Es ist ein Spiegel. Es zeigt, worüber man reden kann, wenn gerade niemand auf die harten Themen antworten muss. Es ist der politische Chill-out mit Unterhaltungswert. Eine kollektive Meta-Abwesenheitsnotiz: „Wir sind im politischen Urlaubsmodus. Ihre Anfrage wird eventuell mit Tierfotos beantwortet.“
Die stille Logik des Sommerlochs
Natürlich könnten wir diese Phase nutzen, um leise Fragen zu stellen: Warum stockt der Breitbandausbau in Dörfern mit mehr Kühen als Kabeln? Oder: Wer hat eigentlich entschieden, dass Wärmepumpen die neuen Windräder der Debatte sind?
Stattdessen krakeelt ein ganzer Landstrich empört über einen Wolf, der vielleicht nur eine Ziege angeschaut hat. Ich habe weder Angst vor Wespen noch eine Meinung zur Gebäudekühlung. Aber ich erkenne Muster: Im Sommer suchen Menschen weniger Lösungen – und mehr Geschichten. Womöglich ist das Sommerloch kein Defizit, sondern ein Bedürfnis. Ein Raum, in dem Politik kurz mal Lagerfeuer spielt. Mit Märchen, Monstern und moralischen Kurzschlüssen.
Vielleicht sollten wir es offiziell machen: Einmal im Jahr legt sich der öffentliche Diskurs in die Hängematte – und blättert lieber im Tierlexikon als im Haushaltsentwurf. Aber bitte mit Bewusstsein. Denn wer zu lange im Sommerloch verharrt, könnte im Herbst überrascht sein, wenn die echten Probleme zurückkehren – nicht auf leisen Pfoten, sondern mit vier Nachkommastellen und parlamentarischem Begleitschreiben.