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Wie Unis geistiges Eigentum nutzen

Was in den Laboren der Universitäten erforscht wird, führt manchmal zu einem Patent. Die Verwertung geistigen Eigentums wird für Hochschulen wichtiger. Foto: IMAGO/Westend61
Oriol Castello Arroyo via www.imago-images.de)Stuttgart. Wissenschaft schafft Wissen. Und Wissen wiederum schafft auch materielle Werte. Wie Intellectual Property (IP), neudeutsch für geistiges Eigentum, an Hochschulen Baden-Württembergs geschaffen und verwertet wird, das wollten CDU-Abgeordnete um Albrecht Schütte mit einem Landtagsantrag erfahren.
Einige Universitäten betreiben das demnach schon länger und stärker als andere. Sie haben auch mit Blick auf die steigende Bedeutung des Wissens- und Technologietransfers Kompetenzen im Bereich der Patentverwertung aufgebaut oder sogar eigene Agenturen gegründet.
Als Beispiele dafür nennt Wissenschaftsministerin Petra Olschowsk i (Grüne) in ihrer Antwort das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Universitäten Freiburg und Heidelberg. Auch die Universitäten Tübingen und Stuttgart sowie Hohenheim in Stuttgart spielen laut einer Auflistung von Verträgen und Zahlungen mittlerweile eine wichtige Rolle, anders als bisher etwa die Hochschulen für angewandte Wissenschaften.
Ein zentrales Lizenz-Büro für die Hochschulen gibt es schon seit 1995
Eine Schlüsselrolle kommt auch dem Technologie-Lizenz-Büro (TLB) der baden-württembergischen Hochschulen zu. Es besteht schon seit 1995. Damit „hat die Landesregierung schon früh die Grundlage geschaffen, die Hochschulen und weitere Partner durch eine zentrale Patentverwertungsagentur (PVA) zu unterstützen“, heißt es in der Antwort der Wissenschaftsministerin.
Die TLB hat seit Bestehen etliche Schutzrechtsfamilien aufgebaut und viele davon lizenziert. Solche Lizenzverträge tragen zur Finanzierung weiterer Forschungsprojekte bei.
Wie sehen die Zahlen der einzelnen Hochschulen aus? Heidelberg glänzt weniger durch die Zahl der IP-Verträge als durch den Ertrag daraus: Fast 18 Millionen Euro im Jahr 2024. Dieser ist nahezu ausschließlich dem Bereich Medizin zuzurechnen und schwankt von Jahr zu Jahr stark. Die Universität Hohenheim in Stuttgart dagegen hat eine Vielzahl von Verträgen; 81 waren es 2024 (Heidelberg: 22). Dort resultieren die Erträge zumeist aus dem Verkauf von Pflanzensortenlizenzen und bewegten sich in den vergangenen Jahren im Rahmen von insgesamt etwas unter einer halben Million Euro bis zu rund einer Dreiviertelmillion Euro.
Lizenzverträge haben sich für die Rechte-Verwertung bewährt
Welche Modelle gibt es für die Verwertung von Erfindungen, Patenten und Software-Anwendungen? Laut Stellungnahme der Ministerin besonders bewährt haben sich Lizenzverträge. Denn dieses Modell gewähre der Hochschule wie dem Unternehmen oder Startup „inhaltliche Flexibilität“. Durch gründungsfreundliche Konditionen könne „das Risiko eines Scheiterns minimiert und die Investitionswahrscheinlichkeit externer Geldgeber erhöht werden“.
Der Verkauf von Patenten sei in Lebenswissenschaften, Medizin und Biotechnologie verbreitet. Daneben gibt es ein spannendes drittes, das „IPForVirtualShares-Modell“: „ein relativ neues Übertragungsmodell“, wie es in der Stellungnahme des Wissenschaftsministeriums heißt. Dabei bekommt die Wissenschaftseinrichtung im Gegenzug für die IP-Rechte eine virtuelle Beteiligung. Sie wird nicht Gesellschafter des Startups, aber so gestellt, dass sie bei einem Börsengang oder Unternehmensverkauf so vergütet wird, „als ob sie echte Geschäftsanteile in entsprechender Höhe halten würde“. Bisher gibt es nur wenige Beispiele dafür.