Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Landeskabinett gibt grünes Licht für Klinikverbund Heidelberg-Mannheim

Die Heidelberger Uniklinik wird soll 89,9 Prozent der Anteile der Mannheimer Universitätsmedizin übernehmen.
dpa/Uwe Anspach)Stuttgart. Die Heidelberger Uniklinik als hundertprozentige Landes-Tochter wird demnach 89,9 Prozent der Anteile der Mannheimer Universitätsmedizin übernehmen. Bei der Stadt Mannheim sollen 10,1 Prozent verbleiben. Das Land erhofft sich damit Synergieeffekte in Lehre, Forschung und Versorgung. „Die Verbundlösung ist eine große Chance für das Land, zu den Topkliniken in Berlin und München weiter aufzuschließen. Wir verbessern damit nicht nur die Forschung, sondern auch die Qualität der Gesundheitsversorgung und -vorsorge der Menschen im Land“, so Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne). Damit entstehe zudem eine der größten Medizinfakultäten Deutschlands.
„Wir bauen so unsere internationale Spitzenstellung als Gesundheits- und Medizinstandort als Teil unseres Innovationscampus ‚Health and Life Science Alliance‘ weiter aus. Der Gesundheitssektor ist als Ergänzung zu den anderen starken Branchen des Landes und im Strukturwandel enorm wichtig“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach dem Beschluss.
Land will Doppelstrukturen bei Technik, IT und Verwaltung abbauen
Das Land führt eine neue Führungsstruktur ein: Geplant ist ein sechsköpfiger Verbundvorstand, der von einer Vorstandsvorsitzenden oder einem Vorstandsvorsitzenden geleitet wird. Diese Person übernimmt die Gesamtverantwortung für den neuen, eng verzahnten Klinikverbund und wird sich vor allem um die medizinisch-strategische Ausrichtung kümmern. Zusätzlich ist ein Vorstand Medizin vorgesehen, der den operativen Klinikbetrieb beider Universitätskliniken verantworten soll.
Mit dem Zusammenschluss sollen auch Doppelstrukturen bei Technik, IT und Verwaltung abgebaut und in größtmöglichem Umfang Schwerpunkte in der Forschung und Versorgung gebildet werden. Das Modell ermögliche eine enge Vernetzung von Mutter- und Tochterunternehmen sowie eine stringente Führung des Verbundes durch das Universitätsklinikum Heidelberg, „ohne dass sich die jeweiligen Rechtsformen der Klinika ändern und ohne dass ein einheitliches Krankenhaus im Sinne des Krankenhausfinanzierungsrechts entsteht“, hob Olschowski hervor.
Bundesweit einmalige Konstruktion
Hintergrund des Verbunds ist auch die finanziell schwierige Lage der Mannheimer Uniklinik. Dabei handelt es sich dabei um eine bundesweit einmalige Konstruktion: Das Klinikum ist der einzige Supra-Maximalversorger in Deutschland, der ausschließlich von einer Stadt getragen wird. Die Kommune geriet zunehmend an die Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit und war dabei immer wieder auf finanzielle Unterstützung durch das Land angewiesen, um den laufenden Betrieb des defizitären Hauses sicherzustellen. Zwischen 2018 und 2024 hat die Stadt insgesamt 238,8 Millionen Euro in das Universitätsklinikum gegeben.
Mannheimer Gemeinderat debattiert zum Thema
„J etzt unterstützen wir den Start des Klinikverbunds noch einmal mit Leistungen im Wert von bis zu 300 Millionen Euro“, betonte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) laut Mitteilung des Wissenschaftsministeriums, „davon alleine 205 Millionen durch eine Sonderverschuldung für die ‚Neue Mitte‘, dazu Grundstücke für neue Forschungseinrichtungen und die Verbesserung der Infrastruktur rund um den Klinik-Campus“. Das Thema wird am Nachmittag auch im Mannheimer Gemeinderat debattiert.
Olschowski geht davon aus, dass beide Kliniken in rund zehn Jahren schwarze Zahlen schreiben werden. Bis dahin wird das Land die anfallenden Defizite übernehmen, um diese möglichst bis zum Jahr 2037 abzubauen. Die Gesamtkosten dafür liegen bei rund 480 Millionen Euro.