Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Gestüt Marbach

Zwischen Tradition und Sparzwang

Das Haupt- und Landgestüt Marbach gerät durch die angespannte Wirtschaftslage und stark gestiegene Kosten in der Pferdezucht und -haltung zunehmend unter Druck. Es gibt verschiedene Ansätze zur Konsolidierung.

Das Haupt- und Landgestüt Marbach hat auch international einen Namen, etwa beim Vielseitigkeitsturnier mit Gästen aus vielen Ländern und Erdteilen.

IMAGO/FRANK HEINEN/rscp-photo)

Stuttgart. Es gilt viel zu bewahren: Der zuständige Agrarminister Peter Hauk (CDU) spricht von der „Verantwortung für einen besonderen Schatz“. Baden-Württemberg habe mit dem Haupt- und Landgestüt Marbach ein herausragendes kulturelles Erbe des Landes, mit einer jahrhundertealten Tradition, mit dem gesammelten Wissen und der Erfahrung in Pferdezucht, -haltung und -ausbildung von weltweitem Renommee. Deshalb müsse das Gestüt „mit den Errungenschaften der Gegenwart, mit modernen Erkenntnissen und Methoden“ erhalten bleiben.

Rechnungshof: Wirtschaftlichkeit verbessern

Der Rechnungshof hatte vor einem Jahr die Herausforderung unterstrichen und angemahnt, die Wirtschaftlichkeit „dringend zu verbessern“ und eine für Steuerungszwecke aussagekräftige Kosten- und Leistungsrechnung zu etablieren. Ansonsten drohe der jährliche Bedarf an Zuschüssen durch das Land stark anzusteigen.

„Der Rechnungshof hält die Investitionen für den Pferdesport für überdimensioniert“, heißt es weiter. Sie beträfen zum einen Investitionen für den Umbau und die Erweiterung von bestehenden baulichen Anlagen. Konkret vorgerechnet wurden unter anderem die Kosten der Pferdesportarena sowie der Reithalle für insgesamt acht Millionen Euro und die 21 Millionen Euro für neue bauliche Anlagen, etwa eine neue Reithalle mit Cateringbereich und Konferenzräumen, drei neue Pferdesportplätze, Gastställe für 75 Pferde, Flächen für Gastzelte für weitere 200 Pferde sowie zusätzliche Parkflächen für 200 Pferdetransporter. Das alles, wie der Rechnungshof festgestellt hat, ohne „die laufenden Folgekosten für den dauerhaften Unterhalt und das zusätzliche notwendige Personal zu ermitteln“.

Die Lage in Marbach ist trotz Einsparungen angespannt

Anfang Juli ließ sich der Finanzausschuss des Landtags über den Stand der Dinge berichten. Weiterhin, so der Vorsitzende Martin Rivoir (SPD) nach den vorgelegten Zahlen, Daten und Fakten und den Erläuterungen des Ministeriums, sei die Situation angespannt. Nach Angaben Rivoirs ist aber der Zuchthengstbestand für die Reitpferdezucht angepasst worden. Im Mai 2025 befänden sich 20 Hengste für die Reitpferdezucht im Eigentum des Gestüts. Insgesamt seien 2024 die Bedeckungen in den drei unterhaltenen Servicestationen Biberach, Ellwangen und Zogenweiler auf 149 gesunken, 2023 seien es noch 259 gewesen. Zugleich sei der zum Ende 2025 geforderte Zielbestand von insgesamt 45 bis 50 eigenen Warmblut- und Vollblutaraberzuchtstuten bereits Ende 2024 erreicht worden, mit 24 Warmblutstuten und 19 Vollblutaraberstuten. Überprüft sind auch die Baumaßnahmen, „hinsichtlich ihrer Dimensionierung und deren Bedarf und Notwendigkeit zur Umsetzung mit Reduzierungen bei den Gastställen und Vorbereitungsplätzen“.

Auf Staatsanzeiger-Anfrage erläutert ein Ministeriumssprecher den Umgang mit weiteren Empfehlungen des Rechnungshofs und Zielen, die sich das Gestüt selber gesetzt hat. Das Gestüt sei „ein großer landwirtschaftlicher Betrieb, der das gesamte Futter für die rund 500 Pferde selbst produziert, auf 960 Hektar Fläche, davon 860 Hektar landwirtschaftlich genutzt, die Bewirtschaftung war im Sommer vor drei Jahren auf ökologische Produktion nach den Vorgaben der EU-Ökoverordnung umgestellt worden. Damit leistet das Gestüt „einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität und ist als landwirtschaftlich ausgerichteter Landesbetrieb Vorbild, um nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu etablieren“. Der Betrieb werde durch wissenschaftliche Arbeiten zu den Themen Wertstoff Pferdemist, Anbau und Fütterung von Leguminosen wie Luzerne und Lupine begleitet.

Im Gestüt in Marbach gibt es 45 Auszubildende

Und noch ein Markenzeichen weist Marbach als einmalig aus: Das Gestüt ist der größte Ausbilder in Baden-Württemberg, mit derzeit rund 45 Auszubildenden zum Pferdewirt oder zur Pferdewirtin in den Fachrichtungen Pferdezucht, Pferdehaltung und Service sowie Klassische Reitausbildung.

Pferdewirtin Dorothee Mesam: Arbeiten mit Pferden und Fohlen | Staatsanzeiger BW

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 199 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch