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Beim Sanieren von Gebäuden bringt etwas weniger oft mehr

Im Heidelberger Pfaffengrund wurden sieben Wohnblocks unterschiedlich saniert, um die Effekte für den Klimaschutz ermitteln zu können.
C. Buck/GGH)Heidelberg. Peter Bresinski, der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, hatte schon zum Auftakt des Pilotprojektes „Einfach Sanieren“ betont: „Es muss nicht immer der Top-Standard sein, der viel kostet.“ Und durch die Ergebnisse, die die TU München bislang an den Häusern im Heidelberger Pfaffengrund ermittelt hat, kann sich der GGH-Chef, der im Ehrenamt Verbandsratsvorsitzender des Verbandes baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen ist, bestätigt sehen.
Um vergleichen zu können, wie sich verschiedene energetische Sanierungsmaßnahmen, auf den Energieverbrauch und den CO 2 -Ausstoß auswirken, nutzte die GGH sieben benachbarte Häuser, die alle Mitte der 1950er-Jahre errichtet wurden. Die Gebäude mit je acht Wohneinheiten sind baulich identisch und typisch für den Wohnungsbau in der frühen Nachkriegszeit in der Bundesrepublik.
Aufwendigste Sanierung verschlingt fast ein Drittel des Budgets
In der Minimalvariante wurde nur die Kellerdecke gedämmt und die Fenster in den Wohnzimmern ausgetauscht. Das am aufwendigsten sanierte Haus entspricht nun dem Energieeffizienzstandard EH 55.
Entsprechend unterschiedlich fallen die Kosten aus. Während für die einfachste Sanierung nur 185.000 Euro investiert wurden, waren es bei der EH-55-Variante mehr als eine Million Euro. Das sind rund 30 Prozent der Gesamtkosten des Projekts von knapp drei Millionen Euro. Rund 365.000 Euro davon schoss das Land aus dem Strategiedialog „Bezahlbares Bauen und Wohnen“ zu.
Wie zu erwarten war, fiel die Energieeinsparung bei den beiden am aufwendigsten sanierten Häusern nach dem EH-85- und dem EH-55-Standard am höchsten aus. Das gilt sowohl nach den Simulationen zum Energieverbrauch, die die Münchner Forscher berechneten, als auch nach den ersten Messergebnissen des tatsächlichen Verbrauchs, die dann auf ein Jahr hochgerechnet wurden.
Kohlendioxid-Vermeidungskosten bei EH-55-Standard am höchsten
Doch sind diese Varianten keineswegs die besten, um ein optimales Verhältnis von Kosten und Klimaschutzeffekt zu erreichen. Die sogenannten CO 2 -Vermeidungskosten sind bei der umfassendsten Sanierungslösung mit Abstand am höchsten. Dabei werden die Investitionskosten abzüglich der Heizkostenersparnis ins Verhältnis zu Kohlendioxideinsparung gesetzt. Dabei wird nicht nur der niedrigere Energieverbrauch einbezogen, sondern auch die graue Energie der Baumaterialien, die bei der Sanierung eingesetzt wurden. Am niedrigsten fallen die CO 2 -Vermeidungskosten bei dem Wohnblock aus, bei dem die Fassade mit einem Verbundsystem mit Holzfasern und die Kellerdecke gedämmt wurde, sowie alle Fenster ausgetauscht wurden.
Mieter verbrauchen in sanierten Wohnungen mehr als angenommen
Dies gilt allerdings nur, wenn man die simulierten Energieverbrauchswerte ansetzt. Legt man die gemessenen Verbrauchswerte zugrunde, schneiden das mit Mineralwolle gedämmte Haus und sogar die einfachste Variante besser ab. Um endgültige Aussagen treffen zu können, brauche aber noch die Messwerte von mindesten einem Winter, heißt es seitens der TU München.
Allerdings ist nach den bisherigen Ergebnissen absehbar, dass der Rebound-Effekt deutlich ins Gewicht fällt, wenn auch nicht bei allen Sanierungsmaßnahmen. Damit wird das Phänomen bezeichnet, das nach energetischen Sanierungen der Heizenergieverbrauch steigt, statt zu sinken. Denn die Bewohner werden oft sorgloser beim Heizen und Lüften, wenn die Kosten von vorneherein niedriger sind.
Bei der GGH erwartet man von dem Modellprojekt „zukunftsfähige sowie nutzerfreundliche Lösungsansätze“, um die Klimaschutzziele des Unternehmens zu erreichen“, sagt Peter Bresinski.
Das Forschungsprojekt „Einfach bauen“
Das Heidelberger Pilotprojekt ist Teil eines größeren Forschungsprojektes der Technischen Universität München. Mit „Einfach bauen“ will ein Verbund von Architekten und Ingenieuren der TU sowohl im Neubau wie auch in der Sanierung eine Entwicklung im Bauwesen anstoßen, die weg von immer höheren Anforderungen führt. In der Sanierung von Bestandsgebäuden wollen die Forscher Lösungen entwickeln, die CO 2 -Reduzierung ohne Mieterhöhung ermöglichen.