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Automobilgeschichte

Vom Tüftler zum Autohelden: 150 Jahre Ferdinand Porsche

Mit der Geburt des am 3. September vor 150 Jahren geborenen Tüftlers Ferdinand Porsche nahm alles seinen Lauf. Er prägte die Automobilbranche wie nur wenige andere. Seine Nachkommen kontrollieren heute einen der weltgrößten Autokonzerne.
Älterer Mann im Mantel steht neben einem klassischen Auto vor einem Haus.

Der Autokonstrukteur Ferdinand Porsche vor seinem Haus in Stuttgart mit einem Porsche. Sein Meisterstück ist allerdings der Bau des Volkswagens.

Imago/Porsche)

Stuttgart. „Vom Spenglerlehrling zum genialen Konstrukteur. Ferdinand Porsche prägt die Automobilbranche wie nur wenige andere“, so beschreibt das Unternehmen seinen großen Tüftler. Er erfindet den Radnabenmotor und entwickelt für verschiedene Unternehmen Automobile, Lkw, Flugmotoren sowie Sport- und Rennwagen.

Er interessiert sich für Elektrizität, installiert mit 13 Jahren elektrische Klingeln und stattet als 16-Jähriger das Elternhaus mit elektrischer Beleuchtung aus. Sein Meisterstück aber ist der Volkswagen, der Jahre später die Basis für den unternehmerischen Erfolg seiner Kinder bildet.

Viel hätte nicht gefehlt, und Ferdinand Porsche wäre Bauklempner geworden. Doch als junger Geselle begeisterte sich Ferdinand für die damals noch neue Wunderwelt der Elektrizität. Heimlich baute der Tüftler ein kleines Kraftwerk aus Dampfmaschine und Dynamo – und ließ das ganze Haus im Glühbirnen-Licht erstrahlen. Das waren die ersten Schritte zu einem der weltgrößten Autoimperien: Volkswagen. Vor 150 Jahren, am 3. September 1875, kam Porsche im Werkstatthaus seines Vaters Anton im heute tschechischen Vratislavice nad Nisou (Maffersdorf) zur Welt.

Damit soll Ferdinand dem Vater bewiesen haben, dass er zu Höherem berufen war. Porsche ging nach Wien und wurde zu einem Pionier des Elektroautos, das heute eine Wiederauferstehung erlebt. Sein Fahrzeug, dessen Räder einzeln angetrieben wurden, nannte er „Semper Vivus“ (immer lebendig). Es ähnelte noch eher einer Kutsche. Mit dem „Mixte-Wagen“ folgte wenig später das erste voll funktionsfähige Hybridfahrzeug.

Während diese frühen Innovationen bald in Vergessenheit gerieten, schrieb Porsche mit einer anderen Entwicklung Automobilgeschichte. Daran erinnert im rekonstruierten Geburtshaus, das seit 2016 ein Museum der VW-Tochter Skoda ist, ein chromverzierter Oldtimer: ein Volkswagen Käfer aus dem Jahr 1950 mit Kulleraugen und „Brezelfenstern“. Mehr als 21,5 Millionen Käfer in diversen Variationen wurden bis zum endgültigen Produktionsende 2003 gebaut.

Porsche erzielte einen Rekord für die Ewigkeit

„Das ist eine unglaubliche Zahl“, sagt Museumsführer Petr, der gerade ein tschechisches Besucherpaar durch die Ausstellung leitet. Er ist überzeugt: „Niemandem wird es gelingen, diesen Rekord einzustellen, denn heute wechseln sich die Modelle viel schneller ab.“ Und was die Zuverlässigkeit angehe, sei das Design des Käfers wirklich perfekt.

Der erste „Volkswagen“ steht indes auch für die unrühmliche Schattenseite Ferdinand Porsches: seine Verquickung mit den Nationalsozialisten. Denn der Vorläufer des Käfers entsprang der Forderung Adolf Hitlers nach einem Kleinwagen, der nicht mehr als 1000 Reichsmark kosten durfte. Porsche entwickelte den sogenannten „Kraft durch Freude“-Wagen, doch bis zum Kriegsende entstand nur eine Kleinserie. Die militärische Produktion von Kübel- und Schwimmwagen auf Basis des ersten „Volkswagens“ ging vor.

Vorsitzender einer einflussreichen Panzerkommission

Die Nationalsozialisten machten Porsche zum „Wehrwirtschaftsführer“ und zum Vorsitzenden der einflussreichen Panzerkommission. Nach dem Krieg nahmen die französischen Besatzungsbehörden ihn 22 Monate in Haft. Sie warfen ihm vor, Zwangsarbeiter eingesetzt zu haben. Aber als Kriegsverbrecher angeklagt wurde er nie.

Ferdinand Porsche starb am 30. Januar 1951 in Stuttgart. Dort hatte er sich bereits 1931 aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig gemacht – und mit der Gründung seines Konstruktionsbüros einen der Grundsteine für das spätere Familienimperium gelegt.

Heute kontrollieren seine Nachkommen über eine Holding die Mehrheit der Stimmrechte im VW-Konzern. Seit 2022 halten sie auch eine Sperrminorität an dessen börsennotierter Tochter, dem Stuttgarter Sport- und Geländewagenbauer Porsche. Doch das war nicht immer so: Nach dem Krieg war Volkswagen im Staatsbesitz – und wurde erst 1960 überwiegend privatisiert. In Stuttgart baute Ferry Porsche in dieser Zeit das Konstruktionsbüro seines Vaters zum Sportwagenhersteller aus.

Beide Unternehmen blieben einander verbunden und entwickelten zum Beispiel Autos miteinander. Als VW-Eigner kam die Familie aber erst vor rund 20 Jahren ins Spiel. Damals stieg der Sportwagenbauer bei dem Wolfsburger Konzern ein – und verzockte sich bei der Übernahme. Letztlich drehte VW den Spieß um und schluckte die Stuttgarter.

Drei Modelle des Volkswagen Käfer, oder KdF Wagen, mit offenem und geschlossenem Dach und als Cabrio am Rande einer Teststrecke bei Wolfsburg, Deutschland 1930er Jahre.
Henning Nolte)

Die Chefs Wolfgang Porsche und Hans-Michel Piëch

„Mein Großvater hat mit seiner außergewöhnlichen technischen Begabung und seinem unermüdlichen Erfindergeist die Grundlage für ein Unternehmen geschaffen, das bis heute für Ingenieurskunst und Innovationskraft steht“, sagt Wolfgang Porsche (82), der Enkel von Ferdinand Porsche. Als Konstrukteur und Unternehmensgründer habe er die Automobilgeschichte in Deutschland und darüber hinaus nachhaltig geprägt.

Neben Wolfgang Porsche gibt es noch eine weitere entscheidende Figur in der Familie: Hans-Michel Piëch. Der 83-Jährige führt seinen Familienzweig und sitzt wie sein Cousin in einer ganzen Reihe von Aufsichtsräten und Gremien. Ihre Mandate laufen noch mehrere Jahre.

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