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Die Debatte ums Verbrennerverbot erfasst nicht das Kernproblem

Porsche fällt wieder aus dem Dax, ein Zeichen der Krise der Autohersteller. Das Bild zeigt einen 911er vor dem Porsche-Kreisel im Stammwerk im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen
dpa/Arnulf Hettrich)Stuttgart. Die schlechten Nachrichten häufen sich aus der Schlüsselbranche in Baden-Württemberg. Porsche fällt wieder aus dem Dax wegen zu schlechter Umsatzzahlen, das Batterieprojekt ist gescheitert. Mercedes und Bosch bauen seit langer Zeit wieder Arbeitsplätze ab. Die Absatzzahlen für deutsche Autos gehen in diesem Jahr um 4,9 Prozent zurück. Nach 15 Jahren relativer Jobsicherheit gibt es erstmals wieder Entlassungen.
Das ist noch kein Weltuntergang, aber es steckt dahinter mehr als eine konjunkturelle Delle. Die chaotische Zollpolitik von Donald Trump schadet allen Industrieländern, am meisten übrigens den USA selbst. Aber eben auch unseren Maschinen- und Autobauern. Die USA sind ein wichtiger Markt. Das wiegt um so schwerer, da auch der Goldesel China weggebrochen ist. Denn dieser Absatzmarkt hat die Gewinne von Porsche und Mercedes in der Vergangenheit mit geprägt.
Das Verbrennerverbot tritt erst in zehn Jahren in Kraft
Was sind die Ursachen? Es wäre zu einfach, nur auf das Verbrennerverbot der EU zu schauen. Das tritt erst 2035 in Kraft, also in zehn Jahren. Für eine Kaufentscheidung jetzt spielt das kaum eine Rolle. Sicherlich sollte man darüber nachdenken, manches im Konjunkturhoch geplante Ziel oder gar Strafzahlungen für Automobilunternehmer aufzuschieben oder auszusetzen.
Lesen sie hier: Das Verbrennerverbot steht in der Kritik
Doch das trifft nicht den Kern des Problems. Es ist den deutschen Unternehmen schlicht nicht mehr gelungen, die besten und innovativsten Fahrzeuge herzustellen. Das gilt übrigens im Elektro- wie im Verbrennerbereich. Ausschließlich diese Technologieführerschaft hat immer den höheren Preis gerechtfertigt, der wegen der höheren Lohnkosten in Deutschland entsteht. Nur wenn VW, BMW, Audi, Porsche und Mercedes wieder die besten Autos bauen, können sie Erfolg haben. Die nur auf China zugeschnittene Luxusstrategie von Ola Källenius war zu riskant.
Es fehlt an bezahlbaren deutschen E-Autos
Elektromobilität ist die Zukunft, das sieht man in Asien, aber auch in Skandinavien und anderen Teilen der Welt. Die nächste Batteriegeneration mit bis zu 1000 Kilometer Reichweite steht vor der Marktreife. Die Ladeinfrastruktur ist besser, als manche Akteure denken, die sie nicht nutzen. Es mangelt an bezahlbaren deutschen E-Autos, die zudem multimedial vernetzt sind.
Gleichzeitig müssen für den Weltmarkt hervorragende, effiziente und abgasarme Verbrenner hergestellt werden. Das ist ein Spagat, den ein Technologiewandel mit sich bringt. Die Politik kann den Herstellern helfen, indem sie verlässlich niedrigere Energiepreise garantiert, die Schnelllade-Infrastruktur ausbaut, Bürokratie abbaut und Steuern und Abgaben senkt. Darauf kommt es jetzt an, und nicht auf die semantische Debatte, in welchem Jahr der letzte Verbrenner verkauft wird.