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Kommentar

Stuttgart 21: Bahnhof mit Opernhaus-Ambition

Stuttgart 21 mag verkehrspolitisch sinnvoll sein – architektonisch wirkt der Neubau überzogen. Rundungen, Spezialglas und eigens entwickelte Kelchstützen zeugen von großer Ingenieurskunst, erhöhen aber Komplexität, Kosten und Risiken. Ein Bahnhof sollte vor allem eines: zuverlässig funktionieren. Ein Kommentar von Tobias Dambacher.
Große, moderne Bahnhofshalle mit geschwungenen Decken und Baustellenabsperrungen.

Keine Ecken und keine Kanten im neuen Tiefbahnhof in Stuttgart.

Achim Zweygarth)

Auch wenn Stuttgart 21 aus verkehrspolitischer Sicht sinnvoll ist, wirkt der Bahnhof fast wie ein Opernhaus . Ein Besuch auf der Baustelle zeigt: alles ist rund, keine Ecke zu finden; Lichtaugen mit speziellem Glas von einer Firma, die auch Apple beliefert; Beton, der extra für die Kelchstützen entwickelt wurde.

Die Ingenieursleistung ist beeindruckend, aber man fragt sich, ob das so sein muss. Die Probleme mit Kosten und Zeitplan liegen natürlich nicht nur an der Form. Tunnel, Anhydrit, Auflagen, Vergaben und Inflation hätten auch einen schlichteren Bau verteuert. Aber jede Spezialanfertigung, jedes Sonderglas erhöht die Komplexität und das Risiko bei einem ohnehin schon schwierigen Projekt. Tageslicht, Sicherheit und gute Orientierung sind wichtig. Aber dafür braucht es keine kathedralenhafte Skulptur.

Ein Bahnhof sollte vor allem funktionieren, nicht aussehen wie ein Museum. Eine einfachere Lösung wäre auch gut gewesen. Mehr Rücksicht auf Zeit, Geld und die Nerven der Reisenden. Weniger Beton-Kunst, mehr genaue Planung wäre etwas wirklich Besonderes gewesen. Am Ende ist wichtig, dass der Bahnhof zuverlässig ist – nicht, wie gut er auf Fotos aussieht.

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